Engel für den Duke
geschehen wird.“
Er nickte. „Vielen Dank, dass Sie mich empfangen haben, Tsaya.“
Sie neigte ein wenig den Kopf. „Guten Abend, Mr Loomis.“
Die Ringe an ihren Fingern blitzten im Mondlicht, als er ihre Hand nahm. „Preston“, sagte er leise und küsste ihren Handrücken. „Wir sind Freunde geworden, oder nicht?“
Lily unterdrückte ein Schaudern. „Freunde – ja.“ Sie zog ihre Hand zurück und zwang sich zu einem Lächeln. „Gute Nacht … Preston.“
Durch das Fenster sah sie, wie er die Vordertreppe hinunterging und in seine Kutsche stieg. Sie wartete, bis das Gefährt verschwunden war, dann atmete sie aus und ging ins Schlafzimmer, um die kratzige Perücke abzulegen. Auch wenn ihr der Grund dafür nicht klar war, störte es sie, dass Royal sie in dieser Aufmachung als Tsaya sah. Vielleicht wollte sie nicht, dass er an das Leben erinnert wurde, das sie einst geführt hatte.
Sie zog die Nadeln aus ihrem Haar, schüttelte die langen blonden Strähnen aus und band sie zurück. In dem festen Glauben, dass Royal noch im Haus war, wappnete sie sich, ihm gegenüberzutreten, und ging in die Küche hinunter. Als sie dort eintrat, stellte sie überrascht fest, dass Dottie fort und Royal allein in der Küche war.
„Mrs Hobbs jüngste Tochter ist krank. Sie musste nach Hause gehen, um nach ihr zu sehen. Ich sagte ihr, du wärst in Sicherheit, solange ich hier bin. Und dass ich dich nach Hause bringe.“
Sie fühlte, wie sich alles in ihr anspannte. „Aber das kannst du unmöglich tun. Was, wenn wir zusammen gesehen werden? Lieber Gott, es war schon schlimm genug, dass wir gemeinsam im Laden gesehen wurden.“
Er holte tief Luft. „Daran gebe ich mir die Schuld, Lily, und auch an allem anderen, das zwischen uns geschehen ist. Wenn ich dich in Ruhe gelassen hätte …“
„Die Schuld trifft dich nicht allein. Was geschehen ist – das war wie eine Eisenbahn, die immer schneller und schneller fuhr und nicht mehr aufgehalten werden konnte.“
Und die Anziehung war noch immer da, so stark wie zuvor, vielleicht noch stärker – das las sie in seinen goldbraunen Augen, als er den Blick über sie hinweggleiten ließ, über ihr Gesicht, ihre Gestalt.
Er streckte den Arm aus und umfasste ihre Wange, und sie fühlte seine Wärme. „Du siehst so schön aus – sogar in deinem bunten Kleid.“
Lily schüttelte den Kopf. Sie musste ihn nur ansehen und begehrte ihn schon, ihr Herz schlug schneller, ihr wurde heiß – als bereitete ihr Körper sich auf ihn vor.
„Wenn ich könnte, würde ich dir gern so viel sagen, meine Gefühle mit dir teilen.“
Sie leckte sich über die Lippen, und seine Augen schienen sich zu verdunkeln. Sie bemühte sich nach Kräften, die Spannung zu ignorieren, die zwischen ihnen bestand, eine Spannung, so stark, dass sie beinahe greifbar schien. „Was immer wir fühlen, wir müssen es ignorieren. Wir haben genug gesündigt, Royal.“
„Wenn wir gesündigt haben, warum fühlt es sich dann so richtig an? Warum möchte ich dich wieder lieben? Warum träume ich davon, in dir zu sein? Dich in meinen Armen zu halten?“
Tränen traten ihr in die Augen, und ihr Körper sehnte sich nach ihm. Sie wollte, dass er sie berührte, sie liebte. Was immer auch der Preis dafür sein mochte, wie falsch es auch immer sein mochte.
„Ich wünschte, ich wäre stärker“, sagte sie und erkannte, dass sie, wenn es um Royal ging, nicht die geringste Willensstärke besaß. „Ich wünschte, ich könnte von dir weggehen, aber das kann ich nicht.“
Sie trat näher, stellte sich auf die Zehen und umfasste seine Wangen. Dann küsste sie ihn; es war ein sanfter, süßer Kuss, voller Sehnsucht und Wehmut. Doch der Kuss wurde leidenschaftlicher, und plötzlich schmiegte sie sich an ihn und bat wortlos um mehr.
Sie hatte geschworen, ihn zu vergessen, aber jetzt stellte sie fest, dass sie dieses Versprechen nicht halten konnte. Als Royal ein wenig zurückweichen wollte, ließ Lily das nicht zu.
„Nach dem morgigen Tag wird es kein Zurück mehr geben. Dies ist für uns die letzte Gelegenheit, zusammen zu sein. Ich möchte diese eine Nacht, Royal. Dieses eine Mal noch brauche ich dich.“
Einen Moment lang stand er da wie erstarrt. Er kämpfte, doch er konnte nicht gewinnen, er wollte ja aufgeben. Sie hörte, wie er stöhnte, dann hob er sie auf die Arme, trug sie aus der Küche und durch den Gang zu dem Schlafzimmer, das Tsaya gehörte.
Mit dem Fuß schob er die Tür auf und stellte Lily ab.
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