Engel für den Duke
verliebt.“
Bei dem Wort wurde ihm beinahe übel. „Lüstern vielleicht. Fasziniert. Was immer es sein mag, es ist schlimmer als die Pest, und ich bin froh, wenn es vorüber ist.“
„Ist es so übel?“
Christopher nahm nun doch einen Schluck. Rule Dewar war so ungefähr der Letzte, mit dem er reden sollte. „Schlimmer.“
„Wenn sie nicht verheiratet ist, warum tust du dann nichts?“
„Ich kann nichts tun. Die Dame ist nicht meine Klasse. Ich besitze keine nennenswerten Reichtümer, keinen Titel. Wenn ich sie heiraten würde, wären wir niemals gleichauf. Sie besitzt ein verdammtes Vermögen, und sie glaubt, das gibt ihr die Erlaubnis, sich die ganze Welt zu kaufen. Sie glaubt, dass ich ihr gehöre, und ich möchte nicht, dass das geschieht. Ich wäre am Ende nicht mehr als eine Entscheidung, die sie ihr Leben lang bereuen würde.“
Rule nippte an seinem Drink. „Das Letzte, was ein Mann braucht, ist eine Frau, die das Geld bewacht.“
„Deinem Bruder scheint das nichts auszumachen.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, hätte er sie am liebsten wieder zurückgenommen.
Rule schien unbeeindruckt. „Du hast vermutlich die Gerüchte gehört. Jeder in London scheint zu wissen, dass Royal das Caulfield-Mädchen heiraten wird, auch wenn die Verlobung erst am Samstag offiziell bekannt gegeben wird. Das ist einer der Gründe, weshalb ich in London bin.“
Christopher sagte nichts, aber es versetzte ihm einen Stich ins Herz.
„Was meinen Bruder angeht, so hat er keine andere Wahl. Er ist schließlich der Duke of Bransford. Muss für einen Erben sorgen und all das. Außerdem hat er unserem Vater ein Versprechen gegeben. Er will das Geld seiner Frau nutzen, um das Familienvermögen wiederherzustellen.“
Christopher nippte an seinem Drink. „Sie wird ihn für jeden Penny bezahlen lassen. Sie ist so eine Frau.“
„Dann kennt sie den Mann nicht, den sie heiraten wird. Sobald das Gelübde gesprochen wurde, wird Royal das Geld verwalten. Als seine Frau wird sie wenig dazu zu sagen haben, wie es verwendet wird.“
Christopher unterdrückte ein bitteres Lachen. Ihr kennt sie nicht so, wie ich sie kenne, dachte er. Jocelyn war verwöhnt und selbstsüchtig, und sie würde dem Duke das Leben schwer machen. Es wäre dumm anzunehmen, dass er ein solches Geschöpf zähmen könnte.
Aber er wäre gern der Mann, der das versuchen wollte.
Er umklammerte sein Glas. Es würde nicht geschehen. Jocelyn liebte ihn nicht. Er war nicht sicher, ob sie zu so einem Gefühl überhaupt fähig war, und damit die Ehe mit einer so schwierigen Frau funktionierte, wäre das nötig – und noch viel mehr.
Er trank sein Glas leer, stellte es auf den Tisch und erhob sich.
„War nett, mit dir zu plaudern, Rule. Grüße deinen Bruder von mir.“ Und sag ihm, er hat mein Mitgefühl für das Leben in der Hölle, das ihm mit Jo bevorsteht .
26. KAPITEL
E s war beinahe zehn Uhr. Als Lily am Haus eintraf, war Dottie in der Küche beschäftigt. Sie hatte Tsayas Antwort an Preston Loomis übermittelt und hatte die Nachricht für Jack bei Molly in der gemeinsamen Wohnung gelassen.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. Loomis konnte jeden Augenblick kommen. Sie entrollte die Sternenkarte, schließlich wusste sie, warum Loomis nach Einbruch der Dunkelheit kommen wollte. Er wollte sie bei der Arbeit beobachten.
Beinahe hätte sie gelächelt. Als kleines Mädchen schon hatten die Sterne sie fasziniert. Ihr Vater hatte sie die Namen aller Sternbilder gelehrt und auch ihre Position – vorausgesetzt, der Himmel war klar genug, um sie zu sehen, was er in ihrem Cottage auf dem Lande meistens gewesen war.
Hier in London mit der schmutzigen Luft, den tief hängenden Wolken und dem häufigen Nebel war der Himmel oft bedeckt. Aber nicht an diesem Abend. Am Nachmittag war Wind aufgekommen, der den Ruß vertrieben und die Luft gereinigt hatte. Der Himmel war tiefschwarz, und die Sterne funkelten wie Diamanten. Und sie war sicher, dass das der Grund war, warum Loomis diesen Abend für seinen Besuch gewählt hatte.
Sie überprüfte ein letztes Mal ihre Erscheinung, zupfte die schwarze Perücke und auch ihre Seidenbluse zurecht und ging in die Küche, um sicherzustellen, dass Dottie für den Gast bereit war.
Lily trat durch die Schwingtür und blieb wie erstarrt stehen, als sie Royal Dewar genau an derselben Stelle sah wie beim letzten Mal, als Loomis zu Besuch gekommen kam. Er trug sogar dieselbe einfache und doch so männliche Kleidung.
„Sie
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