Engel für den Duke
den Loomis bei seinem falschen Aktienkauf verloren hatte. Offenbar hingen die Ereignisse zusammen. Die letzte Zeile lautete: keine Polizei, oder der Duke stirbt.
Sherry ergriff die dünne Hand der Countess. „Schon gut, Mylady. Wir werden ihn finden. Ich verspreche es.“ Und er betete, dass sie das tatsächlich taten.
Jetzt stand er in Savages Salon und drehte sich um, als er Schritte hörte. Sein Freund betrat in Hemd und Reithose den Raum, das schwarze Haar noch immer zerzaust von der unterbrochenen Liebesnacht.
„Was ist passiert?“, fragte Jonathan.
„Ich erkläre dir alles auf dem Weg zu Night. Meine Kutsche wartet vor der Tür.“
Sie verließen das Haus, um sich mit den anderen zu treffen. Mit dem Wissen, dass Loomis hinter dem allen steckte, im Besitz der Nachricht, in der der Ort der Lösegeldübergabe genannt wurde, war Sherry überzeugt davon, dass sie gemeinsam herausfinden konnten, wo der Mann Royal festhielt.
Jack Moran ging in der kleinen Wohnung, die er mit Molly teilte, auf und ab.
„Du kannst damit aufhören“, sagte Molly. „Das nützt nichts.“
„Wenn er ihr etwas antut – wenn dieser Hurensohn ihr auch nur ein Haar krümmt – ich schwöre, ich werde ihn kastrieren und …“
Molly trat zu ihm und legte ihm die Arme um den Hals. „Wir haben ihn nur betrogen, das ist alles. Wir hatten geglaubt, er würde etwas Geld verlieren, und das war’s dann. Wer konnte ahnen, dass er sich Lily schnappen würde?“
„Ich hätte es wissen sollen. Es ist der verdammte Dick Flynn, nicht wahr? Ich hätte wissen müssen, dass er es persönlich nimmt.“
„Du kannst aufhören, dir Vorwürfe zu machen. Jetzt kommt es darauf an, wie wir sie zurückbekommen.“
Molly hatte Lily früher am Abend in ihrem Laden besuchen wollen. Als sie die Hintertür erreicht hatte, stand diese weit offen. Es gab Zeichen für einen Kampf, und es war Blut an dem Türknauf. Lily war verschwunden, aber sie war nicht kampflos mitgegangen.
„Wir werden einen Weg finden, sie zurückzuholen, Liebes“, versprach Jack. „Ich habe alle zusammengetrommelt, um sie zu suchen. Früher oder später werden wir eine Spur finden.“
„Ich hoffe nur, es wird früher sein“, sagte Molly.
„Das tue ich auch, Liebes. Das tue ich auch.“
Lily und Royal kuschelten sich auf dem harten Steinboden zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Obwohl sie beide erschöpft waren, konnte keiner von ihnen schlafen. Zu ungewiss war ihre Zukunft.
„Ich muss dir etwas sagen, Lily.“ Royal rückte ein Stück weit ab. „Etwas, das ich dir schon sehr lange sagen wollte.“
Seine ernste Miene ließ ihr Herz schneller schlagen. „Was wolltest du sagen?“
„Ich liebe dich, Lily. Ich weiß nicht, wann das anfing. Es ist, als hätte ich dich schon immer geliebt. Ich wollte es dir ein Dutzend Mal sagen, aber so wie die Dinge lagen …“ Er schüttelte den Kopf. „So wie die Dinge lagen, erschien es mir einfach nicht richtig.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich liebe dich auch, Royal. Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt, als ich dich zum ersten Mal sah – an dem Tag, als du auf deinem großen grauen Hengst herangeritten kamst und mich aus dem Schnee gerettet hast. Was auch geschehen mag, ich bedaure keinen einzigen Augenblick, den ich mit dir verbracht habe.“
Er zog sie an sich. „Falls wir … wenn wir hier herauskommen, werde ich meine Verlobung lösen – das hätte ich schon längst tun sollen.“
Ein Anflug von Hoffnung überkam sie, und gleichzeitig kam die Angst um Royal. „Du hast so viel zu verlieren. Wenn Jocelyn sich weigert, dich aufzugeben, dann wird der Skandal unglaublich sein. Ihr Vater wird dich vielleicht verklagen, weil du dein Eheversprechen gebrochen hast. Das kannst du dir nicht leisten, Royal.“
„Der Skandal oder eine Anklage, die sind mir egal. Jocelyn liebt mich nicht, und ich sie auch nicht. Vor Gott bist du bereits meine Frau.“ Er streckte den Arm aus und berührte ihre Wange. „In dem Augenblick, als ich dich hier sah, an diesem schrecklichen Ort, als ich diese furchtbare Angst empfand, weil dein Leben in Gefahr war, das war der Moment, in dem ich es begriff. Das war der Moment, in dem mir klar wurde, was wirklich zählt.“
Tränen liefen ihr über die Wange. „Royal …“
„Das Geld ist das alles nicht wert. Nicht einmal das Versprechen, das ich meinem Vater gegeben habe. Ich kann nicht etwas tun, wogegen sich alles in mir sträubt.“
Sie wischte sich die Tränen
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