Engel für den Duke
„Wenn du das getan hast, bleibt dir nichts andere mehr übrig, als sie zu heiraten.“
„Ich hatte nie eine andere Wahl, Sherry. Nicht, seit ich dem letzten Wunsch meines Vaters zugestimmt hatte. Ich dachte, das hättest du verstanden.“
Es war nur eine kleine Gesellschaft, nicht mehr als zwanzig Personen. Lily hatte der Dowager Countess geholfen, die Einladungen zu schreiben. Auf der Liste standen Squire Brophy und dessen Frau, ihre beiden Söhne und deren Ehefrauen, Royals Freund Sheridan Knowles, Pastor Pennyworth mit Frau und Tochter und Jocelyns Vater Henry Caulfield. Zudem hatte Lady Tavistock mehrere verwitwete Freundinnen geladen, die in der Nähe wohnten, darunter die Dowager Baroness Bristol und Lady Sophia Frost.
Das Leben auf dem Lande war beschaulich, und die Menschen freuten sich auf gesellschaftliche Ereignisse jeder Art. Das war der Grund, warum nach kaum einer Woche beinahe jeder die Einladung angenommen hatte, abgesehen von Jocelyns Vater, der wie immer einfach zu sehr damit beschäftigt war, seine vielfältigen Angelegenheiten in London zu regeln. Selbst der unvorstellbar reiche Marquess of Eastgate, der sich auf seinem Landsitz in der Nähe von Swansdowne aufhielt, würde kommen, in Begleitung seiner Tochter Serafina.
Lily war Lady Serafina Maitlin bei verschiedenen Anlässen in London begegnet, und ihrer Meinung nach war das Mädchen noch verwöhnter als Jo und vor allem sehr viel boshafter. Serafina glaubte, jeden Mann um den Finger wickeln zu können, und da Jo dasselbe von sich dachte, waren die beiden erbitterte Feindinnen.
Lily lächelte. Zumindest würde der Abend unterhaltsam werden.
Sie drehte sich um und ließ den Blick ein letztes Mal durch den Goldenen Salon schweifen, ein Zimmer, das von der verstorbenen Gattin des Dukes kurz vor deren Tod neu hergerichtet worden war. Seither war einige Zeit vergangen, doch der Salon sah wieder recht elegant aus, nachdem die fadenscheinigen Teppiche gegen andere, besser erhaltene ausgetauscht und einige frische Blumen hereingebracht worden waren. Die Wände konnten einen neuen Anstrich gebrauchen, aber die Marmorsäulen und die reich verzierten Decken waren so schön wie eh und je.
Die Köchin und ihre Gehilfen hatten den ganzen Tag an dem Buffet gearbeitet, das in der angrenzenden Galerie aufgebaut werden sollte, noch ein Raum, der recht gut erhalten war, denn die Gemälde, die dort hingen, zeigten lange verstorbene Familienmitglieder und waren deshalb nicht verkauft worden. Alles war vorbereitet.
Lily konnte das Unvermeidliche nicht länger hinausschieben. Sie würde nach oben gehen und sich für den Abend vorbereiten müssen. Am vergangenen Abend hatte sie auf das Essen verzichtet und daher Royal seit dem Ereignis im Labyrinth nicht mehr gesehen. Aber früher oder später würde sie ihm gegenübertreten müssen.
Inzwischen würde er gemerkt haben, welchen Fehler er begangen hatte, und alle Gefühle, die er für sie gehegt haben mochte, verbannt haben. Er würde Jocelyn in einem anderen Licht sehen und sich in die bevorstehende Heirat fügen.
Lily sagte sich, dass es so am besten war, und versuchte, sich nicht um die Last zu kümmern, die sie zu erdrücken drohte.
9. KAPITEL
D ie Suite der Duchess war übersät von Petticoats, Spitzenhosen und einer Auswahl verschiedener Abendkleider: eines aus gelber Seide, eines aus mauvefarbenem Organdy, eines aus silbergrauem Satin. Mitten auf dem Bett lag ein Korsett. Daneben stand Lily und wartete darauf, zu der Party hinuntergehen zu können.
Jo hatte sich endlich für ein dunkelblaues Samtkleid entschieden, das Puffärmel hatte und einen Überrock aus silbrigem Netzstoff; ein Kleid, in dem ihre Augen diesen außergewöhnlichen Violettton annahmen. Das Kleid betonte die üppige Figur ihrer Cousine, deren elfenbeinfarbene Haut, denn es saß sehr tief auf den Schultern und hatte ein weites Dekolleté.
Lily besah sie von Kopf bis Fuß. „Du hast die perfekte Wahl getroffen. Besser könntest du nicht aussehen, Jo.“
Jocelyn lächelte ihrem Spiegelbild zu. „Ich werde es dieser Hexe Serafina zeigen. Reichst du mir bitte meine Schuhe?“
Sie betrachtete ihren Überrock, der im Licht schimmerte. „Royal wird diese Frau keines Blickes würdigen, wenn er mich erst so gesehen hat.“
Lily schnürte es die Kehle zusammen. „Ich bin sicher, das wird er.“ Wie unsicher er in Bezug auf diese Heirat auch sein mochte, jeder Mann würde eine Frau anstarren, die aussah wie Jo. Schön war ein viel zu
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