Engel für den Duke
zu werden. Ich denke, Sie sollten Tsaya bevorzugen. Es ist ein so schöner Name.“
„Sie sind sehr kühn, Mylord.“ Sie hoffte, dass ihr Blick entmutigend wirkte. „Wenn Sie nach Glück suchen, dann sollten Sie das heute Nacht woanders tun.“
Sie wollte an ihm vorbeigehen, aber Rule hielt sie am Arm fest.
„Sie werden doch nicht schon gehen wollen. Der Abend hat gerade erst begonnen.“
„Bitte, ich muss noch einiges erledigen. Ich muss gehen.“
Seine Hand blieb vertraulich auf ihrem Arm liegen. „Wenn Sie gehen wollen, dann wäre es mir ein Vergnügen, Sie irgendwohin zu bringen, wohin Sie wollen. Meine Kutsche steht vor der Tür. Vielleicht würden Sie mir gern Gesellschaft leisten …“
„Lass die Dame los!“ Das kam von Royal, der wie durch Zauberhand im Gang auftauchte. Lily war nicht sicher, ob sie glücklich darüber sein sollte.
Rule ließ Lily los. „Na, wenn das nicht mein großer Bruder ist, der sich wie immer einmischt.“
„Ich wusste nicht, dass du in der Stadt bist.“
„Ich habe ein paar Tage frei. Ich bin mit Freunden hier.“
Royal sah Lily an, und sie spürte die vertraute Hitze in sich aufsteigen.
„Die Dame muss gehen“, sagte Royal. „Hier ist mehr im Gange, als du ahnst. Ich werde dir alles später erklären.“
Rule runzelte die Stirn. In seinen blauen Augen standen viele Fragen, aber er respektierte seinen Bruder. Er sah von Royal zu Lily und lächelte. „Dann ein andermal, schöne Tsaya.“
Lily sah Royal an, bemerkte die Glut in seinen Augen und schaute rasch zur Seite. Eilig huschte sie davon und die Hintertreppe hinauf. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand sie sah, schlüpfte sie in das Schlafzimmer, um sich umzuziehen.
In dem leeren Schrank wartete das blassgrüne Ballkleid auf sie, und hastig zog Lily es an, wobei sie feststellte, dass es weitaus einfacher gewesen war, die Knöpfe zu öffnen, als sie nun wieder zu schließen. Lily fluchte leise dabei, dann zuckte sie zusammen, als hinter ihr die Tür aufging.
Erleichtert sah sie, dass Annabelle Townsend ins Schlafzimmer kam.
„Lassen Sie mich helfen.“
„Danke.“ Während die Lady die Knöpfe schloss, nahm Lily die Perücke ab und stopfte sie in einen kleinen Stoffbeutel. Kaum war das Kleid geschlossen, lief sie zum Frisiertisch und steckte sich das Haar auf. Sie hatte es in einem einfachen Knoten im Nacken getragen, und es gelang ihr mühelos, den schlichten, aber eleganten Stil wiederherzurichten.
Dann goss sie Wasser in die Schüssel, wusch sich den dunklen Lidstrich ab, die Farbe von den Wimpern und wischte die Reste des Rouges ab.
„Das ist aber eine Veränderung!“, sagte Annabelle. „Und immer noch sehen Sie reizend aus.“
Lily errötete. „Danke.“
„Ich denke, wir sollten nach unten gehen, ehe Sie vermisst werden.“
Lily nickte. Sie wandte sich zur Tür, doch Annabelles Stimme ließ sie innehalten. „Warum tun Sie das, Lily? Mein Bruder hat mir das meiste erzählt – von Loomis und dem Betrug. Ich weiß, wie Quentin und die anderen darüber denken, aber was ist mit Ihnen? Wie sind Sie darin verwickelt?“
Lily schluckte. Wie sollte sie das erklären? „Der Duke hat mir das Leben gerettet. Ich schulde ihm etwas.“
Annabelle sah sie aus schmalen Augen an. „Ich verstehe.“
Lily fragte sich, was genau die junge Frau verstand, und hoffte, dass sie nicht ahnte, dass Lily für den Duke alles tun würde.
„Sie sollten gehen“, sagte Annabelle.
Lily nickte. „Ich wünsche Ihnen Glück, Mylady“, sagte Lily lächelnd und eilte hinaus.
Sie hatte schon fast die Haupttreppe erreicht, als Royal auf einmal erschien. „Ich muss mit Ihnen reden, Tsaya!“, sagte er ein wenig spöttisch.
„Falls Sie mir böse sind, weil ich Ihre bevorstehende Verlobung erwähnte …“
„Es geht nicht um die Verlobung.“
„Ich habe Ihren Bruder nicht ermutigt. So etwas würde ich niemals tun.“
„Es geht auch nicht um Rule. Es geht um etwas Persönliches. Ich muss mir dir reden, Lily.“
„Nicht jetzt. Dafür ist keine Zeit.“
„Es ist wichtig. Wann können wir uns sehen?“
Sie wollte nicht mit ihm sprechen, aber sie sah an seiner Miene, dass er keine Ruhe geben würde, bis sie einverstanden war, sich anzuhören, was er zu sagen hatte.
„Morgen. Ich werde den ganzen Tag in meinem Laden sein.“
„Gut. Ich komme gegen Abend. Es gibt einiges, das wir besprechen sollten.“
„Ich habe dir nichts zu sagen, Royal.“
„Vielleicht nicht, aber ich habe dir
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