Engel für den Duke
nur da. Sie fühlte seinen brennenden Blick. Die Luft schien schwül und warm zu werden, schien sie zueinander zu führen. Die Spannung zwischen ihnen war beinahe greifbar, und Lily atmete schneller, genau wie er. Ihr Herz schlug zu schnell, und sein Blick schien es ihr unmöglich zu machen, sich zu bewegen.
Royal stöhnte und streckte die Arme nach ihr aus, aber Lily wich zurück. Sie konnte es nicht riskieren. Ein Kuss nur, und sie wäre verloren.
„Ich – ich möchte, dass du jetzt gehst.“
Er erschauerte, und sie begriff, wie sehr er um Fassung rang. Royal holte tief Luft und nickte. „Du hast natürlich recht.“ Dennoch rührte er sich nicht.
„Royal, bitte …“
Er sah sie noch einen Moment lang an, als wolle er sich jeden ihrer Gesichtszüge einprägen, dann wandte er sich wortlos ab und ging zur Tür. Als er sie öffnete, läutete die Glocke, und als er hinaustrat, brach Lily in Tränen aus.
„Sie hasst mich. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich den Schmerz und die Verachtung in ihren Augen.“
„Sie hasst dich nicht.“ Sherry saß in einem tiefen Ledersessel vor dem Kamin. Das einst teure Leder war von Rissen durchzogen, aber das Möbel war immer noch bequem, und orangefarbene Flammen flackerten über dem Rost und erwärmten den Raum.
„Sie ist vielleicht wütend“, fuhr Sherry fort, „immerhin hast du ihr die Unschuld geraubt, ohne sie zu heiraten – aber sie hasst dich nicht. Ich bin sicher, sie weiß deine Bemühungen, die Dinge wieder zu richten, durchaus zu schätzen.“
Royal lachte höhnisch. „Hätte sie eine Schere zur Hand gehabt, hätte sie mich entmannt.“
Sherry lachte. „Deine Liste hat sie also nicht beeindruckt.“
„Das kannst du wohl sagen.“
„Ich muss zugeben, das Mädchen hat mehr Mumm, als ich erwartet hatte. Diese Tsaya spielt sie wirklich gut. Wenn du sie bei der Arbeit siehst, ist es kaum zu glauben, dass sie das süße kleine Lämmchen ist, das du so rücksichtslos verführt hast.“
„Danke, dass du mich daran erinnerst.“
Sherry lachte nur. „Du musst nicht so schuldbewusst aussehen. Die Lady ist viel stärker, als sie aussieht. Hätte sie dich nicht gewollt, hättest du sie nie bekommen.“
Das stimmte. Lily war stark und verletzlich zugleich, und sie war das süßeste Geschöpf, das er je getroffen hatte.
„Jedenfalls“, fuhr Royal fort, „will sie niemanden heiraten. Sie sagte, sie habe ihr eigenes Leben und braucht keinen Mann, der für sie sorgt.“
„Das ist gut für sie. Natürlich wissen wir alle, dass das nicht stimmt. Es gibt keine einzige Frau auf der Welt, die mit einem Mann nicht besser dran wäre.“
Royal runzelte die Stirn. „Annabelle Townsend scheint gut zurechtzukommen.“
„Das stimmt, aber ihr verstorbener Ehemann hat sie gut situiert zurückgelassen. Das einzige Einkommen, das deine Lily hat, ist das aus ihrem Laden.“
Sorge erfasste ihn. Er warf einen Blick auf die Rechnungen, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten. Die Kosten für ihre Scharade begannen sich zu summieren. Gestern hatte Jack Moran auf Charles Sinclairs Anweisung hin eine Wohnung für Tsaya gemietet. Sehr bald würde Loomis jetzt bei ihr vorsprechen wollen, glaubte Sinclair.
Mit diesen Ausgaben und dem, was notwendig war für den Unterhalt seines Besitzes, kam er selbst kaum noch über die Runden. Wenigstens lief die Brauerei gut, die er gebaut hatte. Swansdowne Ale erwarb sich langsam den Ruf, eines der besten in England zu sein. Dennoch waren die Kosten des Unternehmens noch nicht wieder eingenommen. Bisher hatte er keinen Gewinn gemacht, auch wenn er darauf hoffte.
„Wenn Jocelyn und ich erst verheiratet sind, werde ich für Lily sorgen“, gelobte er. „Sie gehört schließlich zu Jocelyns Familie. Das ist nur anständig.“
Sherry schwenkte den Brandy in seinem Glas und trank einen Schluck. „Vielleicht kannst du sie zu deiner Mätresse machen. Das würde einige Probleme lösen.“
Dieser Gedanke war nicht neu, aber zum ersten Mal wurde er jetzt ausgesprochen. Erotische Bilder erschienen vor seinem inneren Auge: Lily, wie sie ihn nackt in einem Stadthaus erwartete, das er für sie gemietet hatte. Lily, die auf dem Bett lag, die schlanken Beine für ihn gespreizt, die Brüste wie reife Pfirsiche. Sein Verlangen erwachte, und das Blut pochte in seinen Lenden. Er unterdrückte ein Stöhnen und schob diese Bilder beiseite.
„Wenn ich das nur könnte.“ Aber Lily verdiente ein besseres Leben als das, und er war
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