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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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besonders erregende Form des Vorspiels.
    »Ich weiß es«, sagte ich mit eisiger Stimme.
    Er hielt einen Augenblick lang den Mund. »Sie glauben also nicht, daß ich Sie wirklich mag, oder?«
    »Ich glaube, Sie wissen selber nicht, ob Sie bloß ein Spiel spielen oder mich wirklich mögen. Aber das ist egal. Ich bin alt genug, um Ihre Mutter zu sein, und außerdem nicht Cher - ich muß mich nicht durch künstliche ewige Jugend über mein Alter hinwegtäuschen.«
    Vielleicht war die Einbrecherei für mich so etwas wie ein Jungbrunnen-Ersatz, aber das sagte ich Ken nicht. Statt dessen ließ ich mir von seiner Hoffnung erzählen, irgendwann dem Friedenskorps in Osteuropa beizutreten, und von Darraughs Überzeugung, daß kein Mensch Ken ernst nehmen würde, wenn dieser nach dem College nicht gleich weiterstudieren oder sich einen Job suchen würde. Ich versuchte, nicht daran zu denken, wie schnell die Zeit verging, oder - noch schlimmer -, was Conrad zu meinem Treiben sagen würde.
    Als wir eine Viertelstunde gewartet hatten und noch immer niemand aufgetaucht war, ging ich zur Vordertür und machte mir mit einem Dietrich daran zu schaffen. Ken stand Schmiere, aber die Straßen waren menschenleer in der Stunde vor dem Morgengrauen. Die Schlösser waren solide, aber keine Sonderanfertigung - Jasper verließ sich voll auf sein Alarmsystem. Trotz der mangelnden Beleuchtung brauchte ich nur fünf Minuten, um in das Gebäude zu gelangen. Ich verschloß die Tür hinter uns und schaltete das Licht ein.

Für ein paar Dollar mehr
    Ich schickte Ken zu Tishs Computer. »Ich möchte wissen, ob etwas zu den folgenden fünf Punkten abgespeichert ist: Century Bank, Gateway, Lamia, Home Frees Baustellen, Jad Hol dings. Am besten beginnen Sie mit den Buchhaltungsdaten. Inzwischen sehe ich mir Jaspers Büro an.«
    Ken schaltete Tishs Computer ein, beschwerte sich aber schon bald, daß es keine Herausforderung sei, in ein System wie das ihre einzudringen: Alle Daten waren ordentlich ausgewiesen und zugänglich. »Lassen Sie mich doch lieber mal Ihren Dietrich ausprobieren: Ich bin noch nie irgendwo eingebrochen. Ich könnte Ihnen zeigen, wie man in das Programm hier reinkommt, und dann übe ich ein bißchen an der Tür.«
    »Wir haben keine Zeit für solchen Blödsinn«, fauchte ich ihn an. »Es ist zwar Samstag, aber Tish oder Jasper könnten trotzdem auf die Idee kommen, im Büro vorbeizuschauen.«
    Das Holzfurnier an Jaspers Tür verdeckte eine Stahlplatte und ein paar ziemlich komplizierte Schlösser. Ich ging in die Hocke und machte mich vorsichtig an die Arbeit, während Ken sich die Daten ansah. Wenn man mit Handschuhen arbeiten muß, geht alles ein bißchen langsamer, weil der Tastsinn beeinträchtigt ist, aber ich wollte keine Fingerabdrücke hinterlassen. Nach einer halben Stunde hatte ich beide Schlösser geknackt.
    Bevor ich in Jaspers Büro ging, wollte ich noch sehen, was Ken mittlerweile entdeckt hatte. Auf dem Bildschirm standen die Überweisungen vom März. Ich überflog sie. Home Free hatte die Lohnsteuer bezahlt, die Versicherung für Tish und Jasper und die Miete für die Büros in Chicago und Springfield. Dazu kamen mehrere Zahlungen, die vermutlich an die Bauunternehmen gingen, denn Charpentiers Name tauchte in der Liste mehrere Male auf. Die arme Tish bekam nur dreißigtausend Dollar im Jahr - nicht viel für die Arbeit, die sie erledigte. Jaspers Einkünfte waren auch nicht gerade berauschend - er verdiente fünfzigtausend. Die abgerechneten Fahrtkosten erschienen mir ziemlich hoch, aber Jasper hatte ja erzählt, daß er häufig nach Springfield mußte. Der Gesamtbetrag der monatlich zu zahlenden Beträge belief sich auf etwas mehr als eine Million Dollar. Die flüssigen Mittel im vergangenen Jahr hatten ungefähr zehn Millionen Dollar betragen, so daß die monatlichen Ausgaben sich durchaus im Rahmen hielten. Ich bat Ken, die Kontenbewegungen vom Vorjahr auszudrucken und weiter nach den Namen zu suche n, die ich ihm gesagt hatte.
    In Jaspers Büro bewegte ich mich so vorsichtig wie möglich zwischen den ganzen elektronischen Geräten, weil ich nicht über ein möglicherweise zusätzlich installiertes Alarmsystem stolpern wollte. Ich suchte nach einem Hinterausgang, für alle Fälle, und fand ihn schließlich in dem kleinen Bad an der Rückseite des Raumes. Eine Dusche mit einer stahlverstärkten Tür war schon merkwürdig, andererseits war der vorhandene Platz so auch am effektivsten genutzt.
    Ich sah nervös auf

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