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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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wahrscheinlich weggewischt, als Sie die Handschuhe wieder angezogen haben. Außerdem hat er etwas so Brisantes in seinem Büro, daß er die Polizei vermutlich nicht ruft. Es sei denn, er ist ziemlich kaltschnäuzig. Was haben Sie auf der Straße gesehen?«
    »Vor Ihrem Haus ist niemand, aber der Wagen von Ihrem Bullenfreund steht vor der Tür. Wie haben Sie den eigentlich abgeschüttelt, bevor wir gefahren sind?« »Der ist wegen eines Mordes weggerufen worden. Was haben Sie in den Akten von Home Free entdeckt? - Sie haben mich gerufen, bevor wir weggerannt sind.« »Ach so.« Er nahm einen Schluck Kaffee und rieb sich die Stirn. Offenbar wollte er genauso cool reagieren wie ich. »Ich hab' da ein paar interessante Sachen gefunden. Das erste war eine Liste von Spendern. Letztes Jahr hat jemand Home Free einen ganzen Batzen Geld geschenkt - über eine Viertelmillion Dollar.« »Erinnern Sie sich noch an den Namen?«
    Er schloß die Augen, um besser nachdenken zu können, und lächelte dann verlegen. »Hab' ich bei der ganzen Aufregung glatt vergessen.«
    »Ich schreibe Ihnen jetzt ein paar Namen auf, und Sie sagen mir, wenn Sie einen erkennen. Haben Sie einen Stift dabei?«
    Er fischte in seiner Tasche und reichte mir schließlich einen verdreckten Kuli. Ich nahm eine von den Servietten und listete ein Dutzend Namen auf, darunter den von Fabian, von Gantner und Blakely. Die anderen neun waren frei erfunden. Ken tat sich schwer, die undeutliche Schrift auf der Serviette zu entziffern.
    »Gantner. Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich glaube, Blakely hat auch gespendet - viel, aber nicht so viel wie Gantner. Und Bill Buckner kommt mir auch bekannt vor.« »Sollte er auch.« Ich nahm die Serviette und zerriß sie. »Der hat first base bei den Cubs gespielt. Da waren Sie noch im Kindergarten.«
    »Sie halten mich wohl für ein Kleinkind, bloß weil ich heute morgen Angst gekriegt hab'«, murmelte er.
    »Im Gegenteil: Es freut mich, daß Sie Angst bekommen haben. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für Schuldgefühle ich hatte, weil ich Sie verleitet habe, mit mir zusammen das Gesetz zu brechen. Ich bin erleichtert, daß Sie hinter Ihrer coolen Maske ganz normale Gefühle haben.«
    Barbara brachte uns die Eier. »Ihr zwei schaut aus, als ob ihr die ganze Nacht aufgewesen wärt. Habt euch wohl ein paar schöne Stunden gemacht, was? Was meint denn Conrad dazu?«
    »Das werde ich bald feststellen. Sehr glücklich wird er vermutlich darüber nicht sein.« Ich schlang die Eier hinunter und bestrich meinen Toast großzügig mit Butter. Ken aß zögernd einen Bissen von seinem Omelett, merkte dann, wie hungrig er war, und schlang sein Essen genauso gierig hinunter wie ich.
    »Ich habe auch noch den Namen der Century Bank gesehen. Das hatte ich gerade entdeckt, als wir wegmußten«, sagte Ken, den Mund voller Kartoffeln. »Ich habe ein paar gesicherte Konten gefunden - man braucht ein spezielles Paßwort, um an sie ranzukommen. Home Free hat bei Century einen Kreditrahmen von fünfzig Millionen Dollar.«
    Mir blieb der Mund offenstehen. »Wofür, um Himmels willen?«
    Das selbstgefällige Lächeln spielte wieder um seinen Mund. »Das müssen Sie rausfinden, Sherlock - ich bin bloß der Hacker.«

Leere Versprechungen
    Mr. Contreras war hin- und hergerissen zwischen seiner Freude, helfen zu können, und seiner Verärgerung darüber, daß ich ohne ihn Einbrecherin gespielt hatte. Nachdem ich zehn Minuten Buße getan hatte, konnte ich es endlich Ken überlassen, ihm die Einzelheiten zu erzählen, und selbst müde in meine eigene Wohnung hinaufwanken.
    Ich schlüpfte so leise wie möglich hinein, aber Conrad saß mit einer Tasse Kaffee und dem Herald-Star im Wohnzimmer. Er trug nur eine Jeans. Die Messerstichnarbe hob sich eine Spur heller von seiner kupferfarbenen Haut ab. Er betrachtete mich mit nüchternem Blick.
    »Was hast du denn wieder angestellt, Baby? Was sind das bloß für Sachen, die dich mitten in der Nacht vier Stunden lang aus dem Haus locken?«
    »Ach.« Ich setzte mich auf den Klavierhocker und sank gegen das Instrument, weil ich mich nicht mehr gerade halten konnte. »Ich habe mir Home Free angeschaut.« »Und das hast du im Dunkeln machen müssen?«
    »Glaubst du etwa, ich bin zu feige, ein Schloß am hellichten Tag zu knacken?« Er stellte die Tasse so heftig ab, daß der Kaffee spritzte. »Du bist da eingebrochen? Mein Gott, Vic! Mein Beruf ist es, Leute deswegen festzunehmen. Warum hast du das gemacht - wolltest

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