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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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gegen das Bankengesetz zu vertuschen.« Murray schnaubte verächtlich. »Wenn du so naiv tust, bist du unerträglich, Warshawski. Denk doch an Irakgate oder den BCCI-Skandal. Oder die Kinder der Reichen und Mächtigen beider Parteien, die sich wie die Banditen aufführen, weil sie wissen, daß Daddy das FBI und das Finanzamt immer daran hindern wird, allzutief zu bohren.«
    »Vielleicht hat Jad ja noch was anderes mit Century vor als nur die Kürzung der Kredite für soziale Zwecke.« Die Nudeln waren zu weich, weil sie schon den ganzen Abend im heißen Wasser gelegen hatten; ich stillte meinen schlimmsten Hunger, den Rest schob ich zur Seite.
    »Du meinst also, es geht um Geldwäsche.« Murray aß gerade die letzte Gabel Lasagne und sprach mit vollem Mund.
    »Das kann man sich doch an fünf Fingern abzählen. Die räumen Home Free einen Kreditrahmen von fünfzig Millionen Dollar ein. Kein gemeinnütziges Unternehmen braucht so viel Geld. Aber die eigentliche Frage lautet doch - wo fließt das Geld hin? Wenn wir wüßten, was Jad Holdings vorhat - wie schnell kannst du was über die rausfinden?«
    Murray beugte sich über den Tisch und machte sich über die Reste meiner Tortellini her. »Kommt drauf an, was wir über Lexis rausfinden können. Und darauf, ob mein Informant in Washington bereit ist zu plaudern. Im Moment kann ich nicht zu den Ämtern in der Innenstadt, weil die auf unbestimmte Zeit geschlossen sind, das weißt du ja.«
    »Hätte ich mir denken können.« Ich schlug frustriert mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wenn ich nicht bald was Beweiskräftiges rausfinde, landen Emily und ich demnächst als Fischfutter im Lake Michigan.«
    In dem Restaurant befand sich gleich neben dem Eingang ein Münzfernsprecher. Während Murray auf die Rechnung wartete, hörte ich meinen Anrufbeantworter per Fernabfrage ab.
    Darauf hieß es, ich solle mich so schnell wie möglich mit den Streeter-Brüdern in Verbindung setzen.
    Ich holte Tim Streeter aus dem Bett. »V. I. Nein, nein, ich bin froh, daß du mich aufgeweckt hast. Wir sind aus dem Krankenhaus rausgeschmissen worden.« »Was ist denn passiert?« erkundigte ich mich besorgt. »Ich dachte, Ellen Higgins war auch der Meinung, daß Emily Schutz braucht.«
    »Tja, Fabian und die Leute von der Nachtschicht haben uns hinauskomplimentiert. Tagsüber war's kein Problem, weil Schwester Higgins mir einen Stuhl im Flur hingestellt hat. Als Emily am späten Nachmittag aufgewacht ist, bin ich rein und hab' mich vorgestellt, dann habe ich ihr ihre Brüder dazug e holt, und wir haben uns ein bißchen unterhalten. Dein Zettel hat mir geholfen. Sie war mißtrauisch, hat sich aber wohl gedacht, wenn ich von dir komme, bin ich in Ordnung. Die Nachtschwester hat mich dann jedenfalls aufgefordert, in den Warteraum zu gehen. Higgins hat ihr die Geschichte erzählt, aber sie war nicht davon überzeugt. Und als dann auch noch Fabian auftauchte, war sowieso alles aus.
    Er ist so gegen halb sieben zusammen mit einem älteren Typ gekommen - weiße Haare, schwarze Augenbrauen, Anzug. Die beiden haben sich mit der Schwester unterhalten, und die hat einen Arzt geholt. Als der da war, sind sie alle vier zu Emily ins Zimmer. Eine von den Schwestern hat mir gesagt, daß der Typ mit den schwarzen Augenbrauen ein Psychiater ist, den Fabian angeschleppt hat - Mort Zeitner.« Er buchstabierte mir den Namen. »Also bin ich rein und hab' dem Mädchen gesagt, es kann sich weigern, die Medikamente zu nehmen, die sie ihm geben wollen, und muß sich auch sonst auf nichts einlassen.«
    Murray und der Kellner versuchten mir mit Zeichensprache zu sagen, daß das Restaurant geschlossen wurde und ich mit dem Telefonieren aufhören sollte. Ich drehte ihnen den Rücken zu und beugte mich über den Hörer. »Und was war dann?« fragte ich. »Fabian ist ausgerastet, oder?«
    »Genau«, antwortete Tim. »Vielleicht hätte ich im Gang warten sollen, aber mit Vieren wollte ich's dann doch nicht aufnehmen. Fabian war drin und hat ihr einreden wollen, daß sie mit Zeitner über den Tod ihrer Mutter sprechen muß. Ich hab' ihr gesagt, sie hat das Recht, den Mund zu halten, da hat Fabian mich gefragt, wer ich bin. Daraufhin hat Emily zu heulen angefangen und wollte dich sehen, und Fabian ist komplett ausgeflippt. Gleich darauf haben mich drei Sicherheitskräfte vom Krankenhaus vor die Tür gesetzt.«
    »Scheiße!« Mir tat der Magen weh vor Sorge um Emily. »Das heißt, daß sie seit halb sieben allein ist?«
    »Nein,

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