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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ganz so schlimm ist es nicht. Es war schon nach sieben, als sie mich rausgeschmissen haben. Dann habe ich Tom geholt, der immerhin bis halb neun im Wartezimmer bleiben konnte, doch da ist die Schwester dann mißtrauisch geworden. Wir wollten eigentlich die Eingänge bewachen, aber erstens sind das zu viele, und zweitens wußten wir ja nicht, auf wen wir achten sollten. Fabian und Zeitner sind so gegen acht verschwunden. Wenn du irgendeine Idee hast, gehen Tom und ich wieder hin. Wir haben ein schlechtes Gewissen, weil wir in dem Fall so versagt haben.« Ich sackte in mich zusammen. »Ich habe keine Ideen mehr. Ich bin im Moment im Norden und will nach Süden. Ich schau' beim Krankenhaus vorbei und unterhalte mich mit der Oberschwester, die Nachtdienst hat. Die heißt doch Lila Dantry, oder?« »Ja, aber glaub ja nicht, daß die dich mit offenen Armen empfängt, wenn du sagst, wer du bist.«
    Ich legte auf und marschierte hinaus. Murray hatte ich völlig vergessen, bis er mich Ecke Broadway einholte.
    »Wo willst du denn so schnell hin?« erkundigte er sich keuchend. »Willst du mich bescheißen? Du schuldest mir noch acht Dollar fürs Essen.«
    An der Ampel kramte ich ein paar Eindollarscheine aus der Tasche und gab sie ihm. »Du hast fast meine ganzen Tortellini gegessen. Hier sind vier Dollar.« Er kam mir nach und packte mich an der Schulter. »Wenn du eine grandiose Idee hast, solltest du mir lieber was davon sagen - du schuldest mir noch was für das Affentheater im Grand Guignol heute abend.«
    »Im Moment mache ich mir mehr Sorgen um Emily Messenger. Ich habe eine Wache vor ihrem Zimmer aufgestellt, aber Fabian hat meinen Plan durchkreuzt. Vielleicht wäre es tatsächlich besser, wenn Finchley sie festnimmt: Dann wüßte ich wenigstens, daß sie von dem wirklichen Mörder nichts zu befürchten hat.«
    »Du bist dir also ganz sicher, daß sie ihre Mutter nicht umgebracht hat.« Mittlerweile waren wir wieder beim Grand Guignol angelangt, wo wir unsere Autos abgestellt hatten. Ich blieb mit der Hand an der Tür stehen, um ihm noch einmal in die Augen zu sehen. »Ja, ich glaube ihr ihre Geschichte. Wenn du - anders als die Polizei -versuchen könntest, mir zu glauben, daß ich das, was ich höre und sehe, durchaus realistisch beurteilen kann, würde ich dir deine ganzen Fehler der letzten Zeit verzeihen. Vielleicht würde ich dir dann sogar noch die andern vier Dollar für mein Essen geben.«
    Murrays sarkastische Antwort ging fast ganz im Lärm meines Motors unter. Ich wendete hastig und ließ ihn in einer Wolke von Auspuffgasen stehen. Es war schon fast Mitternacht auf der Uhr an meinem Armaturenbrett. Conrad würde bald Dienstschluß haben; vielleicht konnte er Terry überreden, einen Polizisten als Wache vor Emilys Zimmer zu stellen.
    Die Alternativen, die sich Emily boten, gefielen mir nicht. Wenn Terry sie verhaftete, schützte sie das vielleicht vor dem Mörder, denn für ihn war es die beste Verteidigung, wenn jemand anders vor Gericht gestellt wurde. Aber das Trauma einer Verhaftung war etwas, was die arme Maus jetzt wirklich nicht brauchen konnte. Und ob sie sie nun einsperrten oder nicht - in spätestens zwei Tagen hätte Fabian sie wieder in den Fängen.
    Ich lenkte den Trans Am um einen Zeitungswagen herum, der in zweiter Reihe stand, und bog dann in den Lake Shore Drive ein. Selbst wenn ich mich jetzt um sie kümmerte, konnte ich sie doch langfristig nicht vor Fabian schützen, wie ich es ihr versprochen hatte.
    Der Gedanke an dieses Versprechen erinnerte mich an ein weiteres - ich mußte Mr. Contreras am Donnerstagmorgen von seiner Tochter in Elk Grove Village abholen. Während ich an der Ampel am Lake Shore Drive auf Grün wartete, hämmerte ich wütend auf das Lenkrad ein. Er mußte jeden Tag ins Krankenhaus wegen der Spritzen gegen die Tollwut. Würde ich Zeit haben, mich darum zu kümmern, wenn ich ihn wieder nach Hause brachte?
    Ich nahm die Chicago-Ausfahrt und fand einen Parkplatz auf der Straße. Die Sorge ließ mich die beiden Häuserblocks bis zum Krankenhaus sprinten. Während ich auf den Aufzug wartete, trommelte ich mit den Fingern auf einem Übertopf herum, der daneben stand. Als der Lift endlich kam, fuhr ich zusammen mit einer Mutter hinauf, deren Kind am offenen Herzen operiert werden mußte.
    Ich folgte ihr zu einem Warteraum, der sich ungefähr auf halber Höhe des Flurs befand und wo die Eltern anderer schwerkranker Kinder voller Angst Wache hielten. Von einem Münzfernsprecher

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