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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Zimmer kommst, wenn sie schon im Bett liegt, und daß du das auch in der Nacht von Deirdres Tod getan hast. Erinnerst du dich noch, was du gesagt oder getan hast in jener Nacht?«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Officer Neely zusammenzuckte und unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. Zeitner lächelte selbstgefällig, als habe ich gerade eben seine Diagnose bestätigt.
    Fabian beugte sich über den Schreibtisch zu mir herüber. »Vic, um ehrlich zu sein, ist in der Zwischenzeit so viel passiert, daß ich mich an den Abend nicht mehr im einzelnen erinnern kann. Wenn du selbst Kinder hättest, würdest du wissen, daß man in der Nacht oft noch mal in ihr Zimmer schaut, um sicher zu sein, daß alles in Ordnung ist. Möglicherweise wollte ich mich vergewissern, daß Emily nicht wütend ist - weil Deirdre sie im Stich gelassen hatte - und nachsehen, ob sie schläft, aber ich kann das wirklich nicht mehr so genau sagen.«
    »Du erinnerst dich also nicht mehr daran, daß du in der Nacht mit ihr geschlafen hast.« Ich zwang mich, ihm in die Augen zu schauen, in seine grauen Augen, die mich so aufrichtig ansahen. Das winzige Fältchen zwischen seinen Brauen schien auf nichts weiter hinzuweisen als seine ungeteilte Aufmerksamkeit für mich. Er legte die Hand auf die Stirn, als könne er den Gedanken an ein so gestörtes Kind nicht ertragen. Dann wandte er sich an Zeitner, der tröstend seinen Arm tätschelte. »Wenn Emily das behauptet, bestätigt es nur das, was ich sage«, meinte der Psychiater. »Allerdings sind ihre Phantasien dann sehr viel ausgeprägter, als ich gedacht hatte. Diese Information wird uns jedoch bei den Empfehlungen helfen, die wir gegenüber dem Gericht aussprechen werden.«
    Er sah mich mit strengem Blick über die Ränder seiner Brille hinweg an. »Ms. Warchassi, vielleicht meinen Sie es ja gut, aber ich muß Sie eindringlichst bitten, sich Emily nicht mehr zu nähern, weil Sie sie zu sehr verwirren. Der Rückschlag zum Beispiel, den sie nach den Ereignissen von gestern abend erlitten hat - Ihre rauhe Art, mit den Dingen umzugehen, hat in der Kinderheilkunde nichts zu suchen.« »Dr. Zit, ohne meine rauhe Art wäre Emily Messenger jetzt tot. Ich wäre sehr dankbar, wenn alle hier im Raum ihre eigenen Vorstellungen darüber aufgeben könnten, was Emily sich angeblich zusammenphantasiert, und dafür einmal zuhören würden, was sie wirklich sagt. Sie ist weder verrückt noch hysterisch, noch leidet sie unter Gedächtnisverlust. Sie erinnert sich klar und deutlich an die schmerzlichen Vorfälle, die mit dem Tod ihrer Mutter zu tun haben.«
    »Und Sie sind ein e ausgebildete Psychiaterin, Ms... äh?« erkundigte sich Dr. Zeitner.
    »Ich bin eine ausgebildete Beobachterin. Ich höre viele Geschichten. Ich weiß, wie man die Wahrheit von den Phantasien trennt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie sind Feministin, nicht wahr? Und wahrscheinlich sind Sie, wie so viele Feministinnen, der Meinung, daß viele Mädchen von ihren Vätern sexuell mißbraucht werden. In Ihrem Eifer könnten Sie Emily unbewußt diese Inzestgeschichte suggeriert haben. Ich will damit nicht sagen, daß Sie sie ermutigt haben, sich vorzustellen, ihr Vater habe sie vergewaltigt, sondern nur, daß Sie sich dessen vielleicht selbst nicht bewußt waren und sie ermutigt haben, diese Version der Ereignisse zu präsentieren.
    Nach dem Mord an ihrer Mutter und nach einer Woche in den unterirdischen Schächten ist Emily ziemlich verwirrt. Wir müssen dafür sorgen, daß sie die richtigen Medikamente erhält und irgendwann ihre eigenen Erinnerungen wieder an die Oberfläche kommen. Und dabei müssen ihr Spezialisten helfen, keine Amateure, auch wenn die es noch so gut meinen.«
    Fabian nickte. »Vic, ich kann Dr. Zeitner nur beipflichten. Als Emilys Vater muß ich darauf bestehen, daß du dich von jetzt an von ihr fernhältst. Ich habe das Krankenhauspersonal angewiesen, dich nicht in ihr Zimmer zu lassen. Das gleiche gilt auch für deine Freunde - die Schlägertypen, die ich gestern vor ihrem Zimmer angetroffen habe. Detective Finchley, Sie verstehen sicher, daß ich im Moment sehr viel zu tun habe. Wenn sonst nichts mehr ...?«
    »Doch, ich habe noch eine Frage, Mr. Messenger«, meldete sich Conrad zu Wort. »Wann haben Sie den Baseballschläger mit der Unterschrift von Nellie Fox das letzte Mal bewußt in Ihrem Flur wahrgenommen?«
    Fabians huldvolle Antwort vermischte sich mit Überheblichkeit. »Unter den gegebenen Umständen würde mir

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