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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Schreibtisch stand, und begann, die Arbeitsanweisungen nach Kraftstoffeintragungen, Motorenteilen und ähnlichem durchzusehen. Murray gesellte sich mit der Kamera zu mir, um alle Unterlagen zur späteren Begutachtung zu filmen.
    Ich ging gerade einen Stapel Rechnungen voller Kaffeeflecken durch, als ich einen Schlüssel in der seitlichen Tür hörte. Wir ließen die Papiere fallen und versteckten uns in einem der offenen Hubschrauber. Murray rutschte auf eine Bank gleich neben der Tür. Ich setzte mich neben ihn, nahm meine Waffe aus dem Schulter holster und entsicherte sie.
    Schritte waren zu hören, dann Männerstimmen, Gelächter, und plötzlich war die Flugzeughalle taghell. Ich erkannte Jasper Heccombs Stimme. »Kommt sie nun oder kommt sie nicht?«
    »Keiner weiß, wo sie steckt.« Das war Alec Gantner. »Als Messenger mich gestern morgen angerufen hat, habe ich ihm gesagt, er soll ihr die Information zukommen lassen, aber nicht so offensichtlich, daß sie die Falle riecht. Wir haben ihren Wagen mit den Videokameras nirgends entdecken können, aber natürlich könnte sie über die Felder geschlichen sein.«
    »Das hätten wir früher bedenken sollen«, raunzte Jasper ihn an. »Hast du mir nicht letzte Woche erzählt, daß sie die Videokameras an der Straße entdeckt hat?« »Ja«, sagte Gantner. »Aber sie konnte nicht hierherkommen, ohne daß wir sie auf der Straße gesehen hätten. Ich habe die Leute in der Gegend gebeten, nach ihrem Wagen Ausschau zu halten, und niemand hat ihn entdeckt.«
    »Sie könnte sich einen Wagen gemietet haben«, meldete sich Donald Blakely zum erstenmal zu Wort. »Wie lange wollen wir hier warten?«
    »Nun, das Flugzeug kann in dreißig Minuten hier sein, spätestens in einer Stunde«, antwortete Alec. »Wahrscheinlich taucht sie auf, wenn es landet. Es sei denn, der Senator hat sie verschreckt.«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß dein Alter sie beeindruckt hat, oder?« meinte Jasper.
    »Ich dachte, wir haben uns darauf geeinigt, daß es einen Versuch wert ist«, erinnerte ihn Alec in scharfem Tonfall. »Die Chicagoer Polizei scheint ein Auge auf sie zu haben - mein Informant in Landseers Büro sagt, sie wollen sehen, ob sie sie zu dem Mädchen führt. Wir können kaum was unternehmen, solange sie die Überwachung nicht abblasen.«
    Ich wußte nicht, ob das Mikrofon an Murrays Kassettenrecorder empfindlich genug war, um ihr Gespräch aufzunehmen, aber jedenfalls holte ich ihn vorsichtig aus meinem Rucksack und schaltete ihn ein. Danach warteten wir zusammen mit den Musketieren auf das Flugzeug.
    Sie blieben im vorderen Bereich des Hangars stehen, ganz aufgeregt vor Vorfreude. Das Gespräch wechselte von einer Diskussion darüber, was Heccomb nun tun wollte - jetzt, wo die Sache mit den illegalen Arbeitern aufgeflogen war, wollte er nicht mehr weitermachen mit Home Free -, zu Wetten darüber, ob die Chicago Bulls wieder Meister werden würden. Immer wieder jedoch sprachen sie über das, was sie mit mir machen wollten, wenn ich aufkreuzte. Ihre Schilderungen waren ziemlich plastisch - ich bekam eine Gänsehaut und hätte fast meine Smith & Wesson fallen lassen.
    »Du bist der richtige Mann für den Job, Jaz«, sagte Blakely. »Hat sie dir im College nicht mal schöne Augen gemacht?«
    »Gut, daß du dich damals nicht darauf eingelassen hast - das Weib hätte dich fertiggemacht«, mischte sich Gantner ein.
    »Wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich das jetzt glatt nachholen«, murmelte ich. Murray hielt mir die Hand vor den Mund, aber die drei lachten zu laut, als daß sie mich hätten hören können.
    »Anton ist ganz scharf auf sie«, meinte Jasper. »Ich hab' ihn mit deinem Jungen vom Sicherheitsdienst am Eingang postiert. Anton ist so heiß, daß er glatt den Auspuff vergewaltigen könnte.«
    Wieder schallendes Gelächter. Als ich meinte, ich könnte nicht ein Wort mehr ertragen, hörten wir einen Wagen vor dem Hangar vorfahren. Ein paar Männer schlossen sich den Musketieren an; eine Minute später öffneten sich die Wellblechtore mit lautem Getöse. Jemand ließ einen Motor an - dem Klang nach zu urteilen an einem der Gepäckkarren.
    Murray spähte hinaus und flüsterte mir ins Ohr: »Sie sind alle rausgegangen, um zu schauen, was draußen los ist.«
    Wir sahen einander an und wogen Neugierde gegen Sicherheit ab. Ich deutete mit dem Kopf in Richtung der Wellblechtore, Murray nickte und rutschte von der Bank herunter in den Hangar. Ich packte den Kassettenrecorder

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