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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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aber seine Augen strahlten. »Na, das ist doch was Handfestes, Süße. Wir sollten ein Kind zu uns nehmen, damit die Hunde Gesellschaft haben.«
    »Tolle Idee. Dann könnte ich jeden Morgen mit allen dreien zum See und wieder zurück rennen.«
    »Wissen Sie, Süße ... ach, Sie nehmen mich auf den Arm. Okay, okay. Vielleicht brauchen wir kein Kind, aber wir könnten ihnen allen ein besseres Zuhause geben als das, in das sie zurückmüssen.«
    Da konnte ich ihm nicht widersprechen. Das gehörte zu den vielen Dingen, die mir in letzter Zeit zu schaffen machten.
    Es war gerade Mittag, als ich ihn wieder in seiner Wohnung untergebracht hatte. Ich ließ ihn mit seinen Pflanzen allein und ging hinauf, um Fabian anzurufen. Nachdem ich von Sekretärin zu Sekretärin weiterverbunden worden war, durfte ich endlich mit dem Herrn Professor sprechen. Seine Stimme klang ziemlich angespannt. »Bevor ich irgend etwas sage, möchte ich dich darauf hinweisen, daß ich nicht deswegen mit dir rede, weil irgendeine der monströsen Anschuldigungen, die du gestern abend erhoben hast, stimmt.«
    »Ist schon recht, ist schon recht«, antwortete ich gelangweilt. »Du bist Anwalt, und du hast dich sicher mit einem Kollegen unterhalten. Das Kleingedruckte haben wir hinter uns, und jetzt würde ich gern von dir erfahren, wie das Geld ins Land kommt.« »Per Flugzeug, Warshawski. Immer am Samstagabend.«
    »Per Flugzeug?« wiederholte ich. »Wo? Doch sicher nicht am O'Hare-Flughafen.«
    »Du bist doch immer so stolz auf deine Klugheit, also denk nach.« »Fabian ... «
    Er legte auf, und ich war wütend. Als ich noch einmal anrief, ließ er mir durch eine Institutssekretärin ausrichten, er sei nicht zu sprechen.
    Per Flugzeug, immer am Samstagabend. Na großartig. Ich ging im Kopf alle Flughäfen im Großraum Chicago durch.
    Wahrscheinlich war es nicht O'Hare, es sei denn, Gantner hatte eine ganze Reihe von Leuten bestochen - Mechaniker, Fluglotsen, Zollbeamte. Das gleiche galt für Midway. In der Nähe von O'Hare befand sich ein Militärflughafen - vielleicht hatte der Senator Zugang dazu. Und dann war da noch ein Luftwaffenstützpunkt draußen in den nördlichen Vororten. Meigs Field, der kleine Firmenflugplatz am Ufer des Sees, war eine weitere Möglichkeit. Auch in Gary, Indiana, gab es einen Flughafen. Dazu kam noch etwa ein Dutzend privater Landebahnen im Seven-County-Gebiet, aber vermutlich brauchten die Musketiere einen Jet, wenn das Geld die weite Strecke von den Caymaninseln herbefördert wurde.
    Ich schlug mir gegen die Stirn. Natürlich - Gant-Ag hatte eine Landebahn! Keine Zollformalitäten, und die Mechaniker arbeiteten alle für das Unternehmen. Die ausgeklügelten Sicherheitsmaßnahmen, die ich bei meinem Besuch in der vergangenen Woche dort registriert hatte - das hatte nichts mit den experimentellen Maishybriden zu tun. Gantner wollte nur einfach immer wissen, wenn Fremde den Grund betraten. »Fabian hat recht: Ich bin wirklich klug«, sagte ich laut.
    Oder vielleicht doch nicht? Hatte der Senator Eric Bendel geschickt, weil Fabian ihn um Hilfe gebeten hatte? Oder weil Alec junior zu seinem Papa gerannt war? Vielleicht hatte sich Fabian zuerst an Alec junior gewandt. Was bedeutete, daß sie mir eine Falle stellen wollten. Aber selbst wenn das eine Falle war, stimmte die Geschichte - das Geld kam tatsächlich immer am Samstagabend dort an, und sie hofften, mich dabei zu erwischen, wie ich widerrechtlich ihr geheiligtes Versuchsgelände betrat, und dann einfach abzuknallen.
    »In der Dunkelheit konnten wir nicht erkennen, wer's war«, würde Alec junior dann sagen, eher bekümmert als verärgert. »Sie ist letzte Woche schon einmal hiergewesen und hat einen Maiskolben abgebrochen. Wir haben sie gewarnt - woher sollten wirwissen, daß sie Gesetz und Privateigentum gleichermaßen mißachtet?«
    Ich rief Murray an. Wenn Alec Gantner tatsächlich am Wochenende ganze Säcke mit Hundertdollarscheinen auf seinem Familienanwesen entlud, wollte ich nicht die einzige Zeugin sein. Terry hatte mir bereits klipp und klar erklärt, daß die Polizei die Finger von der Bank eines Senators lassen würde, und ebenso von seinem Sohn. Ich mußte Fotos, Namen und Daten beibringen, bevor mir jemand zuhörte.
    Wie erhofft war Murray erfreut, mir Schützenhilfe leisten zu dürfen. Nachdem ich ihm die ganze Situation erläutert hatte, erklärte er sich bereit, mich mit einer Kamera zu begleiten, die auch in der Nacht Bilder machen konnte. Außerdem

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