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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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richtig, und das Gras im Graben war höllisch rutschig. Ich fiel ein paarmal hin, erhob mich jedoch sofort wieder, ohne auf meine wackeligen Beine oder mein Seitenstechen zu achten. Als ich beim Hangar angelangt war, kletterte ich über die Böschung des Grabens, konnte aber nichts hören - die Mechaniker hatten gerade ein Triebwerk eingeschaltet und wendeten das Flugzeug. Ich rannte noch einmal um das Gebäude herum zu dem seitlichen Eingang. Zwar konnte mich dort jeder vom Bürotrakt aus sehen, aber trotz meiner Angst, entdeckt zu werden, gelang es mir, die Tür einen Spalt zu öffnen. Ich konnte das Gespräch mitverfolgen, die Gesprächspartner aber nicht sehen. Blakely fragte Conrad gerade, ob er mich kannte.
    »Ja, ich habe schon mal von Ms. Warshawski gehört - sie ist Privatdetektivin und kommt der Polizei so oft in die Quere, daß die meisten von uns sie kennen. Arbeitet sie für Sie? Wenn Sie eine Empfehlung brauchen, würde ich sagen, sie arbeitet gründlich, ist aber zu stur für einen guten Arbeitnehmer.«
    Trotz meines klopfenden Herzens mußte ich grinsen. Den Spruch mußte ich in seiner Gegenwart wiederholen - vorausgesetzt, wir überlebten beide diese Nacht. Blakely wußte nicht so recht, was er von dieser Antwort halten sollte, also fragte er Conrad, was er hier auf dem flachen Land zu schaffen habe. Nach Conrads Antwort zu schließen, hörte er diese Frage nicht zum erstenmal: Er habe Grund zu der Annahme, hier wichtige Hinweise in einem Chicagoer Mordfall zu finden, sagte er, aber er könne keine weiteren Einzelheiten verraten, ohne vorher mit seinem Vorgesetzten gesprochen zu haben. Den Conrad selbstverständlich befragen würde, wenn Gantner so freundlich wäre, ihn an sein Telefon zu lassen.
    »Mr. Rawlings, Sie verstehen sicher, in welcher Lage Sie sich befinden.« Das war Gantners ruhige, angenehme Stimme. »Vielleicht gehören Sie der Chicagoer Polizei an, aber unsere Sicherheitskräfte haben Sie unter ... nun, wie heißt das bei der Polizei? - >höchst verdächtigen Umständen< auf unserem Grund und Boden aufgegriffen. Wenn die Chicagoer Polizei meint, hier draußen fände sie Hinweise auf einen Mordfall, hätte sie uns das auch offiziell wissen lassen können. Deshalb werde ich Deputy Klavin bitten, Sie ein paar Minuten hier festzuhalten, während wir Ihre Geschichte überprüfen. Ich kenne jemanden im Büro des Polizeichefs. Es dauert sicher nicht länger als zehn Minuten.«
    Ich hörte einen kurzen Moment nichts, dann platzte Blakely heraus: »Ich hab' gedacht, du hast die Bullen in Chicago im Griff. Sagt der Kerl die Wahrheit, oder hat er was mit War shawski zu tun?«
    »Vielleicht ist er wirklich ein Bulle und macht gerade Überstunden«, meinte Heccomb. »Sie ist normalerweise eine Einzelgängerin, aber es könnte schon sein, daß er bei gewissen Projekten mit ihr zusammenarbeitet.«
    »Eigentlich ist es egal, wer er wirklich ist«, sagte Gantner. »Wenn er tatsächlich ein Bulle ist - schließlich hat er eine Dienstmarke -, können wir es uns nicht leisten, daß er die Geschichte von unserem Zusammentreffen und dem Flugzeug weitererzählt.« »Willst du ihn mit Klavin und Anton wegschicken?« fragte Jasper. »Wenn sie ihn fünfzehn Kilometer südlich von hier absetzen, sind wir längst verschwunden, bis er zu Fuß wieder hier ist.«
    »Wir brauchen eine langfristige Lösung«, erwiderte Gantner. »Wenn er wirklich ein Bulle ist, könnte er etwas wissen, was dich und Don mit dem Mord an Deirdre in Verbindung bringt. Du sagst, Tish ist ziemlich durcheinander wegen der Fragen, die Warshawski ihr gestellt hat. Besonders interessiert hat sie sich für den Baseballschläger, den Don vor ein paar Wochen mitgebracht hat. Damit will ich nichts zu tun haben.«
    »Verdammt noch mal, Gantner, versuch jetzt ja nicht, einen Rückzieher zu machen. Auch wenn du in der Nacht nicht selbst in Warshawskis Büro gewesen bist, hast du mit der Sache zu tun«, sagte Blakely schwer atmend.
    »Ich wüßte nicht, wie jemand von uns etwas mit diesem wahnsinnigen Anton zu tun haben könnte«, meinte Gantner nach kurzem Schweigen aalglatt wie immer. »Hat Charpentier ihn nicht gebeten, zu Deirdre zu gehen, sie davon zu überzeugen, daß sie sich hinsichtlich der Informationen, die sie in Heccombs Akten gefunden hat, getäuscht hatte? Wenn überhaupt jemandem ein Vorwurf zu machen ist, dann Charpentier, denn der hat diesen Versager eingestellt. Vielleicht hat Anton - oder Charpentier - den Baseballschläger von

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