Engel im Schacht
Messenger gesehen. Und da er nicht wußte, daß Don ihn sich ausgeliehen hatte - ein Scherz zu Lasten unseres angesehenen, aber manchmal übersensiblen Kollegen -, hat er ihn mitgenommen, um Messenger den Mord an seiner eigenen Frau in die Schuhe zu schieben.
Jasper, ich sollte dich wirklich rügen, daß du solche Arschlöcher in dein Büro läßt, aber eine andere Verbindung sehe ich nicht zwischen uns und denen. "Wenn das Mädchen Jasper nicht dabei gesehen hat, wie er zurück ins Büro ist, um die Festplatte zu löschen, stehen wir mit weißer Weste da. Und mit ihr befassen wir uns, wenn sie wieder auftaucht.«
Es herrschte einen Augenblick Schweigen, dann begann Blakely zu lachen. »Du bist schon ein cooles Schwein, Gantner. Das muß ich dir lassen. Was sollen wir also mit dem Bullen machen?«
»Tatsache ist, daß wir alle heute nacht hier draußen sind, zusammen mit einem Flugzeug, das die örtlichen Fluglotsen nicht registriert haben«, mischte sich Jasper ein. »Wir können es uns nicht leisten, daß die Presse oder die Polizei in Chicago davon was spitzkriegt. Besonders, wenn Warshawski auch noch auftauchen sollte. Wie würde der Senator wohl eine tote Detektivin auf dem Grund und Boden seiner Familie erklären, Al?«
»Meinem Vater ist es bis jetzt gelungen, die Ermittlungen in dem Mordfall zu bremsen, weil er Verbindungen zum Staatsanwalt hat. Aber selbst er dürfte Schwierigkeiten haben, diese Geschichte einzurenken«, erwiderte Gantner.
»Klavin sagt, daß dieser Rawlings allein war, als sie ihn aufgegriffen haben. Wir weisen Klavin an, rund um das Anwesen eine Straßensperre aufzustellen. In der Zwischenzeit kann er in Morris rückfragen, ob Chicago ihnen einen Polizisten angekündigt hat. Wenn Rawlings hier in der Gegend Unterstützung hat, haben wir uns nichts vergeben. Wenn nicht, wird er mit einer Kugel im Kopf gefunden - fünfzehn Kilometer von hier entfernt -, und Chicago kann sich überlegen, was mit ihm passiert ist.«
Das Blut pochte in meinem Kopf. Ich lehnte mich, schwindelig und schwer atmend, gegen das Gebäude. Visionen von einem todesmutigen Einsatz, bei dem ich sie alle niederschießen würde, kamen mir in den Sinn. Durch das Dröhnen in meinem Kopf hindurch hörte ich Gantner etwas rufen. Ich konnte nichts sehen, wußte aber, daß Conrad und Anton allein draußen vor der Flugzeughalle stehen mußten. Jetzt oder nie, Warshawski.
Ich rannte wieder den Hangar entlang und sprang an seiner westlichen Flanke in den Entwässerungsgraben. Nachdem ich ein Ersatzmagazin aus meinem Rucksack geholt und in meine Tasche gesteckt hatte, erkundete ich das Gebiet noch einmal mit dem Feldstecher. Anton und Conrad standen tatsächlich vor dem Hangar, Klavin saß in seinem Streifenwagen auf der anderen Seite des Zauns und wies wahrscheinlich seine Leute an, die Straßensperre für Gantner zu errichten. Die Musketiere konnte ich nicht sehen.
Das Flugzeug hatte inzwischen gewendet. Einer der Mechaniker holte gerade einen Kraftstoffschlauch vom Flügel herunter und rollte ihn auf. Dann kehrte er zum Flugzeug zurück und ließ den kleinen Gepäckkarren neben dem Heck stehen. Ich kletterte aus dem Graben und sprintete über das nasse Rollfeld zu dem Karren, der mit laufendem Motor dastand, und sprang auf. Nachdem ich ein wenig am Armaturenbrett herumgefummelt hatte, fand ich die Bremse: Sie wurde per Hand betätigt. Ich löste sie und zog an der Gangschaltung. Der Karren fuhr schwankend vorwärts, und der einzelne Wagen, der daranhing, scherte aus wie ein flatternder Schwanz.
Ich rollte über die Landebahn hinüber zum Hangar. Als ich stehenblieb, würdigte Anton mich kaum eines Blickes, weil er mich für einen Mechaniker hielt. »Conrad!« rief ich. »Steig ein. Ich bin's, Vic. Steig ein!« Conrad und Anton starrten mich blöde an.
»Conrad! Ich hab' gehört, was sie mit dir machen wollen! Sie bringen dich um. Steig ein!«
Endlich bewegte er sich auf mich zu. Anton stieß eine Warnung aus und griff nach seiner Waffe. Ich feuerte mit meiner Smith & Wesson auf ihn, und er sprang erschreckt zurück.
Als ich den Gepäckkarren wendete, rannte Anton mit einem riesigen Revolver auf uns zu. Mit der linken Hand steuerte ich das Gefährt, mit der rechten schoß ich. Auch er feuerte seine Waffe ab. Plötzlich preßte er die Hand mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Unterleib.
Während ich den Karren die Landebahn entlanglenkte, hörte ich noch mehr Schüsse. Ich riskierte einen hastigen Blick über die
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