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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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einen Namen machen, einen Fuß in die Tür kriegen, zeigen, was wir können, uns eine Kapitalbasis aufbauen.« »Und was ist mit den Frauen, die nicht hinter dir stehen?« »Die wollten was Neues bauen. Wir haben eine Elektromeisterin, die wir nicht einsetzen können. Weißt du, im Elektrogewerbe ist es sogar noch schwieriger für eine Frau, sich durchzusetzen, als in allen anderen Handwerksberufen. Die Klempner mal ausgenommen. Die Gewerkschaft ist so dicht ... na egal, das interessiert dich wahrscheinlich nicht.«
    Ich faltete den Plan wieder zusammen und versuchte, mir darüber klarzuwerden, was an der Sache faul war. »Wer hat das arrangiert?«
    »Wahrscheinlich Century - die Bank. Jasper Heccomb, der Leiter von Home Free, sitzt auch im Vorstand bei denen, da sind sie zu ihm gegangen, um ihn zu fragen, ob er was für uns tun kann, weil sie uns doch sozusagen den Boden unter den Füßen weggezogen haben.«
    »Zu-Zu, die Sache stinkt doch zum Himmel.«
    Camilla lachte. »Phoebe hat schon recht, Vic. Du bist einfach schon zu lange Detektivin.
    Warum sollte was faul dran sein?«
    »Ach, komm, Camilla, du weißt ganz genau, in Chicago heißt das Motto: >Eine Hand wäscht die andere.< Hier tut einem keiner einfach so einen Gefallen. Am allerwenigsten im Baugewerbe. Und schon dreimal nicht, wenn Frauen was machen wollen.«
    Camilla verteidigte ihren Finanzberater, einen wirklich guten Banker, der lediglich das Pech gehabt hatte, ihr die schlechte Nachricht überbringen zu müssen, daß die Finanzierung nicht klappte. Vielleicht hatte er noch was gut bei Jasper Heccomb. Warum wollte ich nicht glauben, daß jemand etwas Uneigennütziges tat? Warum mußte ich immer überall herumstochern, bis das ganze Gerüst zusammenbrach? Tja, warum, fragte ich mich selbst. Insbesondere deshalb, weil Camilla und Phoebe mich von den weiteren Nachforschungen für Lamia entbunden hatten. Aber statt mich darüber zu freuen, daß ich diesen Job los war, den ich ohnehin nie gewollt hatte, ärgerte ich mich. Die Leute warfen ständig schöne bunte Ostereier in die Luft, um mich vom Jongleur abzulenken.
    Ich wollte Camilla von meiner merkwürdigen Begegnung mit Eleanor Guziak erzählen, überlegte es mir dann aber anders. Sie war nicht in der Laune, um sich Kritik an dem Deal anzuhören. Und außerdem ist es wirklich nicht so leicht für Geschäftsfrauen, Kredite zu bekommen. Das Baugewerbe in Chicago stagnierte, genau wie im Rest des Landes. Durch den Job hätte der größte Teil des Lamia-Teams ein paar Monate lang Arbeit.
    »Hör mir mal zu, Vic«, unterbrach Camilla mein Schweigen. »Ich möchte jetzt ein bißchen Begeisterung von dir, nicht bloß diese Unkenrufe. Phoebe und ich haben uns geeinigt, daß du deine Nachforschungen nicht mehr fortzusetzen brauchst. Na schön, vielleicht hat tatsächlich jemand was für uns geschoben. Aber warum sollten wir das Angebot nicht annehmen? Warum sollten die Frauen nach all den Ja hren nicht auch mal ein Stück v om Kuchen bekommen? Und wenn die mitkriegen, daß du rumschnüffelst, entzieht man uns den Auftrag wieder.«
    Sie hatte recht. Völlig recht. Ich gratulierte ihr halbherzig und legte auf. Ich trommelte mit den Fingern auf das Telefontischchen. Ja, natürlich wollte ich die Frauen unterstützen. Aber wenn jemand sie als Vorwand benutzte für ... irgendwas ... Ich zerbrach mir den Kopf, aber mir fiel einfach keine Schurkerei ein, die Home Free mit Lamia im Sinn haben konnte. Doch Eleanor Guziak hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als sofort ihr Mobiltelefon zu bemühen, nachdem ich Lamia erwähnt hatte. Das mußte doch heißen, daß es Probleme gab. Und wenn Lamia sich auf ein getürktes Projekt einließ, hieß das vielleicht, daß die Gruppe nie wieder einen Kredit bekam.
    Außerdem war da noch die unumstößliche Tatsache, daß Cyrus Lavalle im Rathaus von einer so heißen Sache erfahren hatte, daß er mir das Bestechungsgeld zurückgeben wollte, das ich ihm erst vierundzwanzig Stunden zuvor gezahlt hatte. Ich wußte nicht, wo Cyrus sein Geld ausgab - so ungefähr ein Tausender pro Monat ging in die Boutiquen in der Oak Street -, aber so viel war sicher: Er wollte mit dem Geld eines kleinen Beamten den großen Macher mimen. Wenn er Geld zurückschickte oder das ankündigte, bedeutete das, daß ihm jemand einen ordentlichen Schreck eingejagt hatte. Am Montagmorgen würde ich ein paar Telefonate erledigen, egal, wie sehr ich damit Camilla oder Phoebe vergrätzte. Jedenfalls würde ich Tish von

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