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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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den Mord an deiner Frau untersucht, diese Information weitergeben.«
    »Aber vergiß nicht, ihm auch noch folgendes zu sagen: Ich werde es nicht mehr zulassen, daß du dich in meine Privatangelegenheiten einmischst. Ich habe vor, Schritte gegen dich einzuleiten.«
    »Und wie willst du das machen? Willst du vielleicht noch mal die gleiche Waffe verwenden wie bei Deirdre? Ich werde die Polizei auf diese Möglichkeit hinweisen.« »Ich weiß nicht, wie du es schaffst, im Geschäft zu bleiben, Warshawski - ich weiß es wirklich nicht. Anscheinend läßt du dich eher von deinen Hormonen als von deinen Synapsen leiten.«
    Ich blieb stehen, die Hand auf dem Türknauf. »Soll das eine Beleidigung sein, Fabian? Hast du so versucht, Deirdre fertigzumachen? Hast du ihr erklärt, daß sie sich nur von ihren Gefühlen leiten läßt statt von der göttlichen Kraft deines männlichen Intellekts? Und war sie so schlecht drauf, daß sie dir tatsächlich zugehört hat? Sie tut mir schon lange leid, aber mit diesem traurigen Grabspruch hatte ich nicht gerechnet: Ich habe auf meinen eigenen Verstand verzichtet, um das schwache Ego meines Mannes zu stärken.«
    »Ja, ja, die alte Feministinnenleier. Wenigstens war Deirdre clever genug, nicht darauf reinzufallen. Du hast, was du wolltest - und jetzt geh.«
    »Laß deine Wut nicht an Emily aus, wenn ich weg bin. Sie ist noch zu jung, um gegen dich anzukommen.«
    Sein überhebliches Lächeln verschwand, er wurde wütend. »Laß meine Tochter in Ruhe. Du bist kein gutes Vorbild für ein Mädchen, so unsolide, wie du lebst. Ich hab' rausgefunden, daß du dich nach der Party mitten in der Nacht in ihr Zimmer geschlichen hast. Wenn du ihr noch einmal zu nahe kommst, ohne mir vorher was zu sagen, zeig' ich dich an, Miss Besserwisserin, das kannst du mir glauben.« Völlig überraschend für mich selbst rannte ich plötzlich hinauf in Emilys Zimmer. Fabian blieb im Flur stehen, so verdutzt, daß er mir nicht einmal nachrief. Ich klopfte an Emilys Tür, wartete aber nicht, bis sie aufmachte, sondern drückte sie gleich selbst auf. Die drei Kinder saßen zusammengekauert auf dem ungemachten Bett mit den zusammengeknüllten Laken und Decken. Nathan hatte sich, den Daumen im Mund, unter den rechten Arm seiner Schwester gedrückt. Sein älterer Bruder Joshua lehnte im Schneidersitz an ihrer anderen Schulter und las laut aus einem Buch vor. Er hörte auf, als ich reinkam. Die drei starrten mich verängstigt an wie kleine Vögel in einem zerrupften Nest. Ich schob einen Stapel Bücher und Papiere auf dem Boden weg, um mich neben das Bett knien zu können.
    »Emily, ich möchte mit dir reden. Ich mache mir Sorgen darüber, was mit euch passiert, wenn ich euch mit Fabian - eurem Vater - allein lasse.« Sie sah mich wieder mit dies em leicht debilen Gesichtsaus druck an, aber inzwischen wußte ich, daß es nur eine Maske war. Auch Joshua hatte schon gelernt, diese Maske aufzusetzen; nur der Kleine fing an, mit dem Daumen im Mund zu wimmern. Emily zog ihn näher zu sich heran.
    »Ihr müßt nicht hierbleiben und euch weh tun lassen«, sagte ich. »Es gibt sichere Orte für euch. Wenn ihr mit mir kommen wollt - jetzt oder später -, sorge ich dafür, daß man euch hilft.«
    Plötzlich stürzte Fabian ins Zimmer. »Ich habe dir gesagt, du sollst dich nicht mehr an meine Tochter ranmachen.«
    Ich blieb neben Emily knien. »Glaubst du, daß du mit den Jungen bei eurer Großmutter bleiben könntest? Wenn du ihr vertraust, dann ruf sie an. Oder mich. Oder ihr könnt auch jetzt mit mir kommen. Ich warte, bis ihr eure Zahnbürsten eingepackt habt.«
    »Das werdet ihr nicht tun«, brüllte Fabian. »Warshawski, du verläßt auf der Stelle mein Haus. Und du, junge Dame: Wenn du noch ein Wort mit der Frau sprichst... « »Dann was?« fauchte ich ihn an. »Dann beweist du uns, was für ein starker Kerl du bist, oder? Emily, mein roter Trans Am steht draußen vor der Tür. Ich warte da eine Weile auf dich, falls du dich doch noch entscheidest, mit mir zu kommen. Und wenn nicht, schaue ich jeden Tag oder so vorbei, um sicherzugehen, daß alles okay ist. Hast du meine Visitenkarte noch?«
    »Nein, die hat sie nicht mehr. Ich habe sie gestern auf ihrer Frisierkommode gefunden und ihr rausgekitzelt, daß du hier drin gewesen bist und dich an sie rangemacht hast. Du brauchst ihr keine neue Karte mehr zu geben.«
    Ich erhob mich. »Mein Gott, Fabian, bist du langweilig. Und so einfallslos. Ich würde gern vor Gericht gegen

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