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Engel im Schacht

Engel im Schacht

Titel: Engel im Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Freitagabend in meinem Büro der Kopf eingeschlagen worden.«
    »Ach.« Sein bellender Tonfall reduzierte sich auf ein Knurren. »Fabian Messengers Frau? Ich hab' die Schlagzeilen gesehen, die Story aber nicht gelesen. Ich schicke Fabian eine Beileidskarte. Zwar kennen wir uns nicht sonderlich gut, aber wir sind uns ein paarmal begegnet. Ich kann verstehen, daß Sie das ziemlich durcheinandergebracht hat, aber versuchen Sie, sich erst mal um MacKenzie zu kümmern. Ich will, daß er so schnell wie möglich zurück aufs College kommt. Er geht mir allmählich auf die Nerven.«
    Mir würde es genauso ge hen, wenn ich so lange mit ihm z usammen sein müßte; aber Darraugh legte auf, bevor ich ihm erklären konnte, wie leid er mir tat. Da meine Ruhe nun schon mal gestört war, stand ich auf.
    Nach einem kurzen Spaziergang mit den Hunden rief ich Marilyn Lieberman von Arcadia House an und fragte sie, ob sie Verwendung für einen Hacker mit Bewährung hätte. Sie wehrte sofort ab. Die wenigen Programmierarbeiten, die bei Arcadia nötig waren, erledigte ein Beiratsmitglied.
    »Offen gestanden, Vic: Ich will auch nicht, daß ein Hacker was mit meinem System zu tun hat. Der käme viel zu leicht an vertrauliche Informationen über die Frauen.« Ich protestierte, wenn auch nur halbherzig: Schließlich war mir MacKenzie Graham selbst nicht gerade wie ein Muster an Vertrauenswürdigkeit erschienen. Danach versuchte ich es noch bei Lotty, nur der Form halber, um ehrlich zu sein, aber sie wollte den Jungen aus ganz ähnlichen Gründen nicht: Sie würde die Akten ihrer Patienten und Patientinnen keinesfalls einem Hacker anvertrauen.
    Ich preßte frustriert die Lippen zusammen - frustriert darüber, daß Darraugh mir eine solche Aufgabe aufhalste, und darüber, daß ich das Geld zu nötig brauchte, um ihm einfach zu sagen, er solle sich zum Teufel scheren. Bevor ich aus dem Haus ging, kam der Postbote, und die Nachrichten, die er brachte, hoben meine Laune nicht gerade: Der Marktwert von Lakeview, dem Viertel, wo ich wohnte, war offenbar so gestiegen, daß die Grundsteuer dafür um hundert Dollar im Monat erhöht wurde. Meine Hausbank, bei der ich eine Hypothek aufgenommen hatte, reagierte euphorisch und schrieb mir, wie glücklich ich sein konnte über den Erwerb meiner profitablen Immobilie.
    Mr. Contreras, der von der Sozialhilfe und einer kleinen Rente lebte, war ungefähr genauso erfreut über diese Mitteilung wie ich. Als er mich am Briefkasten traf, meinte er beunruhigt, er würde lieber unter dem Wacker Drive hausen als bei seiner Tochter wohnen - aber wo sollte er die zusätzlichen zwölfhundert Dollar im Jahr herkriegen? Mit einer Zuversicht, die ich selber nicht empfand, klopfte ich ihm auf die Schulter und sagte ihm, er solle einfach an etwas anderes denken.
    Ich fuhr ins Pulteney-Gebäude, um meine Buchhaltung zu ordnen. Zuerst holte ich kaltes Wasser aus der Toilette im sechsten Stock und versuchte, meinen Schreibtisch von Deirdres Blut und Gehirn zu säubern. Das klebrige Pulver für die Fingerabdrücke bedeckte so große Teile meines Büros, daß ich mir gar nicht erst die Mühe machte, es wegzuwischen.
    Wenn Terry recht gehabt hät te, wäre mein Computer schon seit dem vergangenen Morgen wieder in meinem Büro gewesen. Ich rief bei ihm an, um herauszufinden, wo das Gerät steckte. Terry war nicht da. Also sprach ich mit Mary Louise Neely.
    Nachdem sie mich ungefähr fünfzehn Minuten hatte warten lassen, brachte sie mir weitere unangenehme Nachrichten. »Der Computer steht bei der Spurensicherung. Ich bitte jemanden, daß er ihn heute noch bei Ihnen vorbeibringt. Sie sind doch nicht etwa in Ihrem Büro, oder? Sie wissen, daß das der Schauplatz eines Verbrechens war: Sie sollten da nichts anrühren.«
    »Und was macht ihr Schlaumeier mit dem Ding?« herrschte ich sie an. »Wollt ihr vielleicht die Strafe zahlen, wenn ich meine Steuererklärung nicht rechtzeitig einreiche?«
    Ich rief meinen Steuerberater an, der mir erklärte, ich könnte eine Fristverlängerung bekommen - allerdings nur, wenn ich das, was ich dem Finanzamt schuldete, bis zum fünfzehnten zahlte. Nachdem ich drei Stunden lang Belege sortiert und versucht hatte herauszufinden, welche undatierten Rechnungen ins Jahr einundneunzig gehörten - ein paar waren darunter, die schon seit Urzeiten in meinem Büro lagerten -, hatte ich die Nase voll. Es war einfach zuviel. Ich würde mir einen Steuerberater suchen, der mir noch diese Woche dabei half, Ordnung in

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