Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
schrie ich sie an, in Tränen aufgelöst. Plötzlich sah ich eine Hand aus Licht in die Tüte kriechen. Ich sah auf und entdeckte Engel Hosus, der genauso klatschnass war wie ich selbst, woraufhin ich ein bisschen lachen musste und mich ein bisschen besser fühlte.
»Hosus, merkt ihr denn nicht, wie schlecht wir dran sind?«, wollte ich von ihm wissen. »Ich habe nicht ein einziges Weihnachtsgeschenk für die Kinder. Ich brauche gleich ein paar Wunder: Zum Essen haben wir nur noch Gemüse und der Strom ist auch schon wieder abgestellt. Ich habe nicht mal mehr meinen Verlobungsring zum Versetzen, weil er nämlich schon versetzt ist! Außerdem sehe ich keinen Weg, wie Joe und ich jemals an genug Geld kommen sollten, um den Ring wieder auslösen zu können.«
Engel Hosus streckte die Arme aus und nahm mein Gesicht in seine Hände. Als ich ihm in die Augen sah, meinte ich direkt in den Himmel zu blicken.
»Lorna, wir flüstern wirklich vielen Menschen Botschaften ins Ohr, aber manchmal ist es sehr schwer, sie zum Zuhören zu bewegen.«
»Warum können andere Leute eure Stimmen nicht genauso hören wie ich?«, wollte ich wissen.
Und Hosus antwortete: »Die anderen Menschen hören die Stimmen der Engel durchaus, aber sie halten unsere Bitten häufig für dumme Ideen und ignorieren sie. Wenn Menschen auch nur durch die geringsten Anzeichen erkennen lassen, dass sie uns zuhören, wenn wir ihnen den Gedanken an Hilfe für jemand anderen eingeben, auch wenn es sich nur um ganz einfache Aufgaben handelt, dann werden wir diese Menschen mit Vertrauen erfüllen. Denn Menschen haben immer Angst davor, sich lächerlich zu machen, dabei kann das bei einem Werk der Hilfe für einen anderen gar nicht passieren.«
»Hosus«, meinte ich dann, »ich werde darum beten, dass die Menschen auf ihre Engel hören.«
Hosus verschwand und ich ging zurück ins Haus.
Zwei Wochen später waren es nur noch zwei Wochen bis Weihnachten, und ich lief gerade den Hügel hinunter, um die Jungen von der Schule abzuholen, als ein Auto erst an mir vorbeifuhr, dann jedoch anhielt. Darin saßen ein Mann und eine Frau, der Mann kurbelte die Scheibe herunter und sagte: »Guten Tag.« Zuerst dachte ich, die beiden wollten mich nach dem Weg fragen, dann jedoch entdeckte ich im Wageninneren die schemenhaften Gestalten ihrer Schutzengel.
»Sie haben doch zwei kleine Jungen«, setzte der Mann hinzu.
Daraufhin stieg seine Frau aus, öffnete den Kofferraum, nahm eine große weiße Tasche heraus und reichte sie mir mit den Worten: »Einen schönen Gruß vom Weihnachtsmann! Unsere Buben sind inzwischen zu groß dafür.«
Ich war überwältigt – vollkommen sprachlos. Ich konnte es nicht glauben! Doch bevor ich überhaupt ein Wort
herausbrachte, war sie schon wieder eingestiegen und der Wagen fuhr davon. Laut rief ich ihnen mein »Dankeschön! « hinterher.
Als das Auto den Hügel hinauffuhr, sah ich es für einen Moment aufleuchten. Ich lachte und hüpfte vor Freude in der Gegend herum und sagte zu den Engeln: »Danke, liebe Engel. Diese beiden Menschen haben auf euch gehört!« Ach, ich war so glücklich! Und als ich die Tasche öffnete, fand ich darin eine ganze Reihe verschiedener Spielsachen für kleine Jungen.
Für den Rest des Weges beeilte ich mich, damit ich noch auf einen Sprung bei Jim, unserem Metzger, hereinschauen und ihm die Tasche anvertrauen konnte. Schließlich sollten die Kinder sie ja noch nicht zu Gesicht bekommen. Auf dem Schulhof wartete ich dann auf meine beiden, stand da, aufgeregt und begeistert, und konnte es natürlich kaum erwarten, jemandem haarklein zu erzählen, was mir passiert war – allen voran natürlich Joe!
Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit, als die Kinder gerade außer Hörweite waren, schilderte ich Joe mein Erlebnis – natürlich in sämtlichen Einzelheiten. Er versuchte draufzukommen, wer das Ehepaar gewesen sein mochte, schließlich kannte er eine ganze Menge Leute bei uns in der Gegend – ganz anders als ich. Nein, wirklich, bis vor kurzem war mir gar nicht erlaubt gewesen, engere Freundschaften zu schließen – aus irgendwelchen Gründen brauchten die Engel mich als »Einzelgängerin«. Natürlich hatte ich meine Familie, doch gelegentlich wäre ich froh gewesen, auch Freunde zu haben.
Joe meinte schließlich, bei unseren »barmherzigen Samaritern« könnte es sich um ein Paar handeln, das er aus Leixlip kannte. Doch selbst wenn es sich so verhielt, konnte er ihnen nie danken, denn wirklich sicher
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