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Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin

Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin

Titel: Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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hier willkommen zu sein, bewirtete uns mit Tee und Keksen oder Apfelkuchen. Ich saß so gerne mit ihr am Tisch, trank meinen Tee und lauschte den Geschichten über ihre Jugend im County Clare. Sie liebte es, Besuch zu haben, und wenn ich sie nach etlichen Stunden intensiven Zuhörens schließlich verließ, forderte sie mich gleich auf, doch am nächsten Tag wiederzukommen und ermunterte mich, auch meine Eltern mitzubringen.
    Sally war sehr einsam dort oben in den Bergen, und ganz auf sich allein gestellt. Deshalb hatte sie meinem Vater auch das angrenzende Stück Land abgetreten – in der Hoffnung, er würde dort ein Häuschen bauen und sie hätte endlich Gesellschaft. Zu mir sagte sie stets, ich könnte doch später einmal mit meinen eigenen Kindern dort leben. Ich war damals acht Jahre alt und eigene Kinder lagen noch weit außerhalb meiner Vorstellungswelt, daher musste ich bei diesen Worten immer kichern.
    Sally hielt haufenweise Katzen und natürlich gab es da auch ständig Junge – sie leisteten ihr Gesellschaft, sagte Sally. Mochte das cottage von noch so vielen Katzen bevölkert und mit Möbeln vollgestellt sein, es war stets makellos sauber, nie kam das geringste Stäubchen oder etwa ein Wust von Papier zum Vorschein; es roch auch immer sauber und anheimelnd.

    Ich liebte Sally und genoss die Sommerbesuche meiner Kindheit in ihrem Häuschen sehr; ich liebte auch den Berg und die Nächte, die wir draußen, in der freien Natur, im Zelt verbrachten – mitsamt Lagerfeuer und Käuzchenschreien. Natürlich fühlte auch mein Sperber sich in den Nächten droben auf dem Berg sehr wohl. Er wurde zunehmend größer und kräftiger, doch seltsamerweise hackte er mit seinem großen, dunklen Schnabel nie nach meinen Fingern oder kratzte mich mit seinen langen Klauen. Eines Nachmittags hob ich ihn auf – wie so oft –, um ihn auf einen meiner Ausflüge mitzunehmen. Ich lief die etwa anderthalb Kilometer zum Haus meiner Großmutter hinunter und zeigte ihm die Höfe und den Garten dort.
    Auf einmal erschien der Engel Michael an meiner Seite und blieb die ganze Zeit über bei uns, während ich um den Garten herumwanderte. Dann spazierten wir zuerst unbemerkt mitten durch Omas Küche und das Esszimmer (manchmal unternahmen die Engel etwas, damit ich ungesehen blieb), dann durch den wundervollen langen Korridor mit den herrlichen Blumen und den am Ende gelegenen Wintergarten.
    »Dein kleiner Vogel ist so groß und stark geworden. Hat er auch einen Namen?«, erkundigte Michael sich.
    »Nein, er braucht keinen«, gab ich zurück, »mein Vogel heißt einfach ›Liebe‹, das genügt.«
    Michael schaute mir ins Gesicht und sagte: »Eines Tages wirst du verstehen, weshalb du ihn ›Liebe‹ genannt hast.«
    Ich erwiderte seinen Blick. Michaels Augen strahlten so hell und klar, dass man glaubte, unendlich tief in sie hineinsehen zu können, so als sei man auf einer endlos langen Straße unterwegs, als durchschreite man die Zeit selbst.
    Ich hatte meinen Vogel immer bei mir: Glauben Sie nicht, ich hätte ihn jemals – auch nur für einen einzigen Moment – vergessen. Den letzten Ferientag verbrachte
ich mit meinem Vater oben auf dem Berg. Wir hatten unser Zelt dabei und trotz des strahlenden Sonnenscheins ein Feuer gemacht. Kummervoll betrachtete ich meinen Vogel. Als ich ihn seinerzeit im Wald gefunden hatte, war mir doch von den Engeln vorhergesagt worden, er würde mich am Ende dieses Urlaubs nicht mehr nach Hause begleiten.
    Ich stand hinter dem Zelt, hielt meinen Sperber auf dem Arm und sprach liebevoll zu ihm.
    »Wie soll ich bloß ohne dich weiterleben? Ich werde dich so furchtbar vermissen.«
    Paps rief nach mir und sagte: »Komm her, Lorna, der Vogel muss seine Flügel noch besser trainieren.«
    Traurig hob ich den Vogel hoch. Er war bester Laune, schlug mit den Flügeln und ließ ein lautes Kreischen hören.
    Auf Zuruf meines Vaters warf ich den Sperber mit beiden Händen in die Luft, Paps fing ihn auf und er schlug mit den Flügeln gegen seine Hände. Nun warf Paps ihn in hohem Bogen zu mir zurück. Doch auf drei Vierteln der Strecke fiel der Vogel plötzlich zu Boden wie ein Stein. Mein Sperber war tot! Als sein Geist fortflog, schien er riesige Flügel zu besitzen und wirkte wie in Gold getaucht. Er wandte den Kopf nach mir um; seine Augen strahlten ein helles Lächeln zu mir zurück. Das war kein gewöhnlicher Vogel gewesen, sondern ein Geschenk Gottes und der Engel.
    Mich erfüllten Trauer und Freude zugleich. Ich

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