Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
auffallend gut aus. Dann richtete Elija wieder das Wort an mich: »Du kannst ihn nun ganz deutlich sehen.«
Ich wandte mich dem Engel zu und nickte bestätigend.
»Guck weiter hin«, sagte er. »Du sollst sein Äußeres gut in Erinnerung behalten. Wir werden dir jetzt nichts weiter zeigen, aber du sollst wissen, dass du diesen jungen Mann eines Tages heiraten wirst, wenn du erst einmal groß bist. Du wirst ihn nach dieser Vision auf den ersten Blick wiedererkennen – in vielen Jahren, denn erst musst du erwachsen werden.«
Die Idee, mich zu verlieben und zu heiraten, fand ich ulkig, und ich kicherte vor mich hin, dann fragte ich Elija: »Ist er heute schon so lang?«
»Nein«, meinte der, »heute ist er noch ein kleiner Junge, nur ein paar Jahre älter als du.« Dann setzte er hinzu: »Du wirst sehr glücklich sein mit ihm – er wird dich lieben und du ihn. Ihr werdet eure Höhen und Tiefen erleben, gute und weniger gute Zeiten. Ihr werdet gesunde Kinder haben und sie werden ebenfalls alle ganz besonders sein. Und du wirst dir um ihn Sorgen machen, für ihn da sein müssen; Gott wird ihn nicht auf Dauer bei dir lassen. Ihr werdet nicht gemeinsam alt werden. «
Ich drehte mich wieder zu Elija und fragte: »Was meinst du mit ›für ihn da sein müssen‹?«
»Seine Gesundheit wird nicht die beste sein«, erklärte er mir, »Gott wird ihn eines Tages, in noch jungen Jahren, zu sich nehmen.«
»Das will ich jetzt aber wirklich noch nicht wissen«, erwiderte ich bockig.
Doch der Engel fuhr fort: »Lorna, sei jetzt nicht stur, wir wollen, dass du ihn im Gedächtnis behältst. Wir bereiten dich auf deine Zukunft vor und bereiten dich darauf vor, stark zu sein. Denk an all die Liebe und das Glück, das du empfinden wirst. Schau ihn dir noch mal an, du hast selbst gesagt, er sei sehr attraktiv.«
Ich guckte erneut auf den jungen Mann und sagte: »Ja, das ist er wirklich.«
Dann verschwand die Vision und Elija fragte mich: »Wirst du dich daran erinnern?«
»Ja«, gab ich zurück, »und ich verstehe, dass er nicht für immer bei mir bleiben wird und dass ich mich um ihn zu kümmern habe.«
Ich wandte mich erneut zu Elija und sagte – meinen jungen Jahren zum Trotz: »Ich werde stark sein.«
Elija nahm wieder meine Hand; wir standen auf und er begleitete mich ein Stückchen. Dann hielt er an und sagte: »Denk jetzt nicht zu viel darüber nach. Leg das Ganze irgendwo hinten in deinem Gedächtnis ab, du wirst es von selber merken, wenn der Tag gekommen ist.«
Mit diesen Worten verschwand der Engel und natürlich wurde die Vision eines Tages Wahrheit, etliche Jahre später. Während ich an diesem Buch arbeitete, bat ich die Engel um Informationen über Elija und erfuhr, er sei ein Prophet des Alten Testaments. Ein Mann mit einer Engelsseele.
Unsere Familie hatte schon lange beim Sozialamt Dublin auf der Liste der Anwärter für eine Sozialwohnung gestanden. Es war ein zähes Ringen, aber nach schier endloser Wartezeit bekamen wir ein Haus in Edenmore zugewiesen. Unser hübsches neues Heim war Teil eines ganzen, im Zuge des sozialen Wohnungsbaus eben erst errichteten Viertels. Mehrere hundert Doppelhäuschen – und alle sahen sie mehr oder weniger gleich aus: schmale Front, drei Schlafzimmer und nach hinten zu ein kleiner Garten. Auf dem angrenzenden Areal sollte Ähnliches entstehen, doch da die Fläche noch längst nicht voll bebaut war, öffneten sich um uns herum Felder und freie Plätze. Alles hier war nagelneu, und die meisten Leute hatten zum ersten Mal in ihrem Leben ein Haus für sich alleine, sei es, dass sie vorher bei ihren Eltern oder in einer der alten Mietskasernen der Dubliner Innenstadt gewohnt hatten. Es war ein freundlicher Ort, und ich fühlte mich dort sofort wohl.
Nun hatten wir endlich ein eigenes Haus, auch wenn es uns natürlich nicht gehörte. Obwohl die Dinge sich allmählich zum Besseren wandten, war das Leben für meine Eltern noch immer sehr schwer. Mein Vater hatte einen Job als Ausfahrer für eine große Benzin-Gesellschaft, der ihn täglich viele Stunden beanspruchte und der zudem körperlich sehr anstrengend war; und meine Mutter ging zur Nachtschicht in die ortsansässige Schokoladenfabrik. Wenn wir gegen Abend aus der Schule heimkamen, gab sie uns unser Abendbrot und überließ die jüngeren Kinder der Obhut von uns älteren, bis unser Vater nach Hause kam – oft sehr spät.
Edenmore lag weit entfernt von Ballymun, weshalb der Umzug für uns Kinder wieder einen
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