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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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formuliert, ist minimal. Dann klingt ihre Stimme wie immer. Kühl und beherrscht.
    »Also vergewaltigt und getötet? Oder entführt und vergewaltigt?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich würde aber einiges drauf wetten, dass wir es mit einem männlichen Täter zu tun haben. Ich lasse gerade die Pädophilenkartei checken. Eine Liste aller verurteilten Sexualstraftäter wird auch erstellt. Dann werden wir sehen, ob es passende Profile gibt. Immerhin suchen wir jemanden, der sich auf Sylt auskennt.«
    »Könnte es sich nicht auch um eine ganz normale Erpressung handeln? Geld gegen Kind. Vielleicht kommt noch eine Lösegeldforderung.«
    »Glaube ich nicht. Die wäre erstens schon da, und die Eltern hätten uns zweitens sofort informiert. Sie sehen nicht danach aus, als wollten oder könnten sie irgendetwas allein durchziehen.«
    Seufzend fährt Winterberg sich durch die Locken.
    »Und außerdem haben sie kein Geld.«
    »Woher willst du das wissen, Sven?«
    »Die sind nicht vermögend, das kannst du mir glauben. Und das sieht auch jeder, der die Familie nur eine Viertelstunde lang beobachtet. Die Leute fahren einen Mittelklassewagen und nehmen sich eine Kühltasche mit an den Strand, um mittags nicht essen gehen zu müssen.«
    »Also ein Sexualdelikt.«
    »Vermutlich. Wenn wir Pech haben, finden wir nur noch eine Leiche. Darum brauchen wir ja auch die Hunde so dringend.«
    Sven verstummt plötzlich und senkt den Blick auf seine manikürten Fingernägel. Nachdem er sich beruhigt hat, redet er weiter.
    »Was ist mit den Kontrollen im Lister Hafen und am Autozug?«
    »Laufen seit gestern Abend. Es sind alle verfügbaren Kollegen im Einsatz. Die Verstärkung vom Festland ist unterwegs.«
    »Das heißt?«
    »Heute Nachmittag können wir auf jeden Fall damit anfangen, die Insel großflächig abzusuchen. Im Umkreis von List sind die Sylter Kollegen jetzt schon dabei. Wir haben jeden geschickt, den wir entbehren konnten, und die Feuerwehr hilft auch. Außerdem ist der Suchhubschrauber unterwegs.«
    »War er das nicht gestern schon?«
    »Ja, aber jetzt hat er eine Wärmebildkamera an Bord. Falls das Mädchen also noch lebt und irgendwo im Freien ist, wo wenig Menschen sind, dann finden wir sie. Naturschutzgebiete haben wir ja genug auf der Insel.«
    »Ach noch etwas, Silja. Wir brauchen eine Liste mit verlassenen Objekten, die sich als Versteck eignen. Also die ehemaligen Kasernen, die leerstehenden Lagerhallen am Lister Hafen, so etwas. Und wenn die Liste da ist, dann muss das alles sofort durchsucht werden. Du weißt, dass wir gegen die Zeit arbeiten.«
    »Und wenn die Kleine schon längst nicht mehr auf Sylt ist, Sven?«
    »Dafür war es natürlich blöd, dass die Eltern erst nach drei Stunden gekommen sind. Aber andererseits scheint das Mädchen eher zufällig zum Opfer geworden zu sein. Wie ich schon sagte: Ihre Eltern sind weder reich noch berühmt. Nichts deutet auf eine bewusste Auswahl dieser Familie hin. Und nichts auf eine zu erwartende Lösegeldforderung. Es ging also sehr wahrscheinlich gar nicht um dieses spezielle Mädchen. Warum sollte der Entführer ein Kind auf Sylt verschleppen, wenn er nicht mit ihm auf der Insel bleiben will? Er würde sich doch nur unnötig der Gefahr aussetzen, am Autozug oder auf der Fähre erwischt zu werden.«
    »Du hast recht. Wahrscheinlich ging es gar nicht um dieses spezielle Mädchen«, echot Silja und fügt dann mit leiser Stimme hinzu: »Sie hat eben einfach nur Pech gehabt.«

Donnerstag, 23. Juli, 11.13 Uhr,
Kurverwaltung Kampen
    Da ist es wieder, das Verlangen. Es kann nicht bis zum Abend warten. Es ergreift in den letzten Tagen immer häufiger von Karoline Besitz. So wie jetzt, obwohl sie doch an ihrem Schreibtisch in der Kurverwaltung sitzt und wahrlich genug zu tun hat. Doch die Angst ist stärker. Es scheint, als nähere sich Karoline eine Gefahr, die sie nicht aufhalten, der sie höchstens durch Flucht entgehen kann. Eine Flucht zu dem Watthaus müsste es sein, eine Flucht zu dem von ihr vor Jahren entdeckten und eisern geheim gehaltenen Versteck. Noch nicht einmal dem Großvater hat Karoline damals von dem Fund des Schlüssels erzählt. Zu stark war ihre Sehnsucht nach einem richtigen Zuhause, nach einer Familie, die nur ihr gehören sollte. Doch jetzt ist diese Familie in Gefahr, so scheint es Karoline. Bei ihrem letzten Besuch im Watthaus hat sie die Fußspuren gesehen, die die Treppe hinaufführten. Nicht sofort, aber beim Gehen waren sie ihr aufgefallen. Jemand hatte

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