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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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kratzende Gestrüpp fühlte sich nicht an, als ob es dorthin gehörte. Überhaupt, sein gesamtes Äußeres: Am wenigsten auffallen würde er wohl unter einer Brücke am Donaukanal, oder bei einem U-Bahn-Aufgang, versteckt hinter einer Doppelliterflasche Wein. Vielleicht war das auch der Grund, warum er so getrieben war: Weil sich in jedem Moment des Stillstands das richtende Schwert über seinem Haupt einpendelte, Niedergang, Gefängnis, Tod?, etwas Unausweichliches fühlte er heranrollen, gemächlich, aber umso machtvoller, und er wollte sich nicht so locker knicken lassen wie ein Zweig im Sturm, er wollte wüten und kämpfen – ohne zu wissen, wofür oder wogegen. Er stieg aus, sah sich um, versperrte den Wagen und drückte wenig später die Tür zu Wielands Ordination auf.
    Als Bergmann vor Wielands Praxis aus dem Taxi stieg, sah er sich kurz und erfolglos nach dem blauen Van von Schäfers Bruder um und lief zur Eingangstür. Er nahm die Treppen in den ersten Stock, zog seine Waffe und drückte das Ohr an die Tür der Ordination. Nichts zu hören, wahrscheinlich schallgedämmt, damit keine der geheimen Perversionen von Wielands Klientel nach außen dringen konnte. Bergmann trat zur Seite und drückte den Klingelknopf. Es dauerte eine Weile, bis er schließlich Schritte hörte und gleich darauf das bleiche Gesicht des Psychiaters in dem schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen erschien, einem Spalt der Größenordnung, die jedem Polizisten klarmachte, dass er, aus welchem Grund auch immer, ungelegen kam.
    „Herr … Chefinspektor … das ist jetzt …“
    „Ungelegen?“, ergänzte Bergmann, hob seine Waffe in Wielands Blickfeld und flüsterte: „Hat er eine Waffe?“
    Wieland schüttelte kaum merkbar den Kopf.
    „Gehen Sie zur Seite und werfen Sie sich auf den Boden …“
    Wieland tat wie ihm geheißen, worauf Bergmann die Tür aufstieß, blitzschnell den Warteraum scannte und mit der Pistole im Anschlag den Behandlungsraum stürmte.
    „Scheiße … voll in die Schnauze …“, hörte er ein nuschelndes Fluchen und drehte sich um, wo Schäfer zwischen Tür und Schrank stand und sich die blutende Nase hielt. „Bergmann … was machst du da?“
    „Erstens sind wir nicht per du … und zweitens möchte ich Sie jetzt mit dem Gesicht auf dem Boden sehen …“
    Schäfer ging ungerührt zum Schreibtisch, zog ein Taschentuch aus einer Spenderbox und zerriss es.
    „So schlimm ist es also, dass Sie mir das Du entziehen“, sagte er und stopfte sich zwei Papierknäuel in die Nasenlöcher.
    „Wir waren nie per du“, Bergmann ließ die Waffe sinken, wartete aber noch damit, sie zurück in das Holster zu stecken.
    „Wirklich?“, Schäfer setzte sich in Wielands Stuhl und legte den Kopf zurück. „Wie lange arbeiten wir schon zusammen?“
    „Ist doch egal … rühren Sie sich nicht vom Fleck … ich muss mich um den Doktor kümmern …“
    Bergmann ging in den Warteraum, wo Wieland mit dem Kopf in den Ellbogen hinter der Couch kauerte. Offensichtlich hatte Schäfer ihm nicht nur das weiße Maßhemd zerfetzt, sondern auch den eitlen Kittel Selbstsicherheit, den der Psychiater bei ihrem ersten Treffen getragen hatte.
    „Stehen Sie auf“, Bergmann zog Wieland am Oberarm hoch, legte ihm Handschellen an, führte ihn in den Behandlungsraum und drückte ihn in das Besucherfauteuil.
    „Sie stehen beide unter dem Verdacht, Mitglieder einer terroristischen Organisation zu sein, die …“
    „Bergmann!“, unterbrach Schäfer ihn, „sparen Sie sich Ihren Beamtenscheiß … die planen einen Anschlag …“
    „Guter Trick … nur ist der Wagen mit der Bombe bereits in die Luft geflogen …“
    „Nein … nicht mit Sprengstoff … mit … sagt Ihnen Tabun was?“
    „Das ist ein Nervengift … wo soll das passieren?“
    „Keine Ahnung … wirklich nicht … ich kann mich nur an den Namen erinnern … und dass die das in der Schweiz … ich weiß es nicht mehr, wirklich … aber er da war dabei!“
    „Stimmt das?“, Bergmann wandte sich an Wieland, der die Augen geschlossen hatte und lautlos die Lippen bewegte. Bergmann griff ihm ins Gesicht und drückte seinen Daumen fest in die Kuhle hinter dem Ohrläppchen, worauf Wieland laut aufschrie.
    „Der Pfad der Gerechten ist gesäumt von Ungläubigen mit spitzen Schwertern und tückischen Zungen“, wimmerte der Psychiater, „doch die Macht der Erzengel …“, weiter kam er nicht, weil Bergmann ihn mit einem schnellen Hieb gegen das Kinn bewusstlos geschlagen

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