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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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zuschreiben, aus der Opferauswahl und dem Tatort auf den Tätertypus schließen – aber die Gesamtheit ihres Charakters blieb ihm verschlossen und ängstigte ihn. Weil er ahnte, dass er ihnen ebenso auf den Leim gehen konnte, wie ein paar der besten Polizisten Österreichs dem berüchtigtsten Serienmörder der achtziger und neunziger Jahre auf den Leim gegangen waren. Der hatte es sogar geschafft, als freier Journalist mit dem Ermittlungsleiter ein ausführliches Interview über seine eigenen Morde zu führen. Die unfassbare Bestie – eine Reportage von Jack Unterweger.
    Und wenn er Tannhäuser jetzt mit einer Lehrbuch-Befragung kam, würde der ihn entweder sofort auslachen oder, noch übler, das Spiel eine Zeitlang mitspielen und ihn dann wie einen Vollidioten dastehen lassen. Nein, er würde improvisieren müssen, konzentriert und intuitiv bleiben, vor allem auch gelassen.
    „Ist es schlimm?“, Bergmann deutete auf Tannhäusers Gesicht, das neben einem Pflasterverband über der Nase auch eine Naht über der Augenbraue und einen Bluterguss am Jochbein aufwies.
    „Es verheilt … aber danke für die Anteilnahme, Herr Inspektor“, Tannhäuser lächelte milde, worauf es seinem Gegenüber die Nackenhaare aufstellte.
    „Sie wissen, warum ich hier bin?“ Bergmann öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. Normalerweise hielten diese dicken Betonmauern die Sommerhitze doch besser ab.
    „Nein … aus demselben Grund, aus dem Ihre Kollegin am Samstag hier war?“
    „Ehrlich gesagt aus demselben Grund, aus dem Major Schäfer Sie besucht hat …“
    „Wirklich? Eigentlich hat er mir versprochen, den Inhalt unserer Gespräche vertraulich zu behandeln … tja, so kann man sich täuschen in manchen Menschen …“
    „Er hat mir nichts verraten“, Scheiße, Bergmann, Defensive, Fehler. „Ich habe keine Ahnung, warum er hier war …“
    „Hm … Ehrlichkeit ist eine schöne Tugend … fast hätte ich jetzt an Johannes’ Ehrlichkeit gezweifelt … Danke, dass Sie sich korrigiert haben.“
    „Bitte, gern … also sagen Sie mir im Gegenzug, warum er hier war?“
    „Um zu lernen?“ Tannhäuser presste ein paar Mal seine Lider zusammen. Hoffentlich kein Anfall.
    „Etwas über Andreas Troger?“
    „Troger ist tot, wie ich gehört habe …“, Tannhäuser streckte seinen Kopf nach hinten, worauf Bergmann das Lederband um seinen Hals zu sehen bekam.
    „Ein Glücksbringer?“, fragte er wie nebenbei und zeigte auf Tannhäusers Hals.
    „Ja … wollen Sie ihn sehen?“
    „Wenn Ihnen was daran liegt …“, Bergmann spürte ein Rinnsal aus Schweiß aus seiner Achsel über die Innenseite seines Arms laufen.
    „Gern“, Tannhäuser streckte Bergmann seinen Hals entgegen, „selber darf ich leider nicht“, sagte er lächelnd und hob die Hände so weit nach oben, wie es die an den Tisch geketteten Handschellen zuließen.
    Bergmann zog den Anhänger heraus und wusste schon, bevor er das schlichte goldene Kreuz sah, dass Tannhäuser ihn gelinkt hatte.
    Was hatte er erwartet? Dass dieser gerissene Psychopath – falls er selbst im Besitz eines dieser obskuren Anhänger war – ihn bei erstbester Gelegenheit einem ermittelnden Beamten zeigen würde?
    „Schönes Kreuz … reines Gold?“
    „Soweit ich weiß … glauben Sie an Gott, Chefinspektor Bergmann?“
    „An keinen, der mir zuflüstert, dass ich andere Menschen mit einer Axt erschlagen soll …“
    „Menschen?“, Tannhäuser lachte.
    „Ja … auch wenn sie Verbrechen begehen …“
    „Vielleicht glauben Sie ja an diesen Gott nicht, weil er nicht zu Ihnen spricht …“
    „Da bin ich heilfroh darum … sonst würde ich vermutlich auch hier drinnen sitzen und mir in der Dusche das Gesicht zertrümmern … war das wirklich ein Sturz?“
    „Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr erinnern … aber ich vertraue darauf, dass mir hier niemand Schaden zufügen will …“
    „Schön für Sie … worüber hat Major Schäfer mit Ihnen gesprochen?“
    „Über Gott … und die Welt …“
    „Vor Gericht habe ich das Gefühl gehabt, dass Sie ihn mögen …“
    „Oh, ich schätze ihn außerordentlich … ein sehr feinfühliger, aufgeschlossener Mensch … ein ausgezeichneter Polizist …“
    „Doch wenn er Sie nicht gefasst hätte, könnten Sie immer noch Gottes Aufträge erfüllen …“
    „Könnte es nicht sein, dass es auch Gottes Auftrag war, mich hierher zu bringen?“
    „Es ist Auftrag der Gesellschaft, Menschen wie Sie einzusperren …“
    „Die Gesellschaft, ja

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