Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
… und alles, was er mitgehabt hat … Weil du den besseren Draht zum Außenministerium hast, ganz einfach … Wann? … Was dagegen, wenn wir uns beim Laufen unterhalten? … Dann gehen wir halt schnell, ist mir auch recht … Beim Anfang der Hauptallee … Bis später.“
Er stand auf, ging zur Tür und versperrte sie. Öffnete den Schrank, trat zwei Schritte zurück und betrachtete ein paar Minuten seine Skizze. Er nahm einen Stift, zeichnete neben den Namen Linus Foster ein Kreuz und schrieb Todesdatum und -ort daneben. Wenn er sich nicht für den Abend mit Lorenz verabredet hätte, würde er sofort den Präsidenten oder Vize von diesem ominösen BOG aufsuchen. Inzwischen hatte es sich dieser Verein nämlich in seinem Hinterkopf gemütlich gemacht, schon in der Nähe zum Ausgang, und darauf gewartet, dass er für unbedeutend erklärt und entlassen würde. Gar kein Problem. Wenn ihm Linus Foster Auskunft über Marsant/Plier gegeben hätte. Wenn er nicht im Golf von Thailand ertrunken wäre. Bergmann schlug die Kastentür zu. Es war paradox: Je mehr Spuren er fand, die – wenn auch spekulativ – zu Schäfer und seinem Verschwinden führten, desto weiter schien er sich von ihm zu entfernen. Zumal er es immer mehr mit Pfaden zu tun bekam, die sich nicht auf dem ihm vertrauten Territorium befanden; die nicht einmal irdisch waren, wie ihm diese unsägliche Pittscheider eben gezeigt hatte. Er hatte schon mit Menschen dieses Schlags zu tun gehabt; die sich ungefragt in Ermittlungen einbrachten, weil ein Wesen, das leider selbst zu keiner offiziellen Aussage imstande war, ihnen den Auftrag erteilt hatte, den Fundort eines Mörders, einer Tatwaffe oder einer Leiche kundzutun. In den meisten Fällen waren es Spinner, Spinnerinnen, um genau zu sein, manchmal auch Zeugen, die zwischen sich und der Bedrohung, die aus jeder Nähe zu einem Verbrechen entsteht, einen mildernden Filter in Form eines transzendentalen Vermittlers einbrachten. Doch Pittscheider: Sie konnte nichts von seinem Traum wissen. Nichts über die Dämonen, nichts über den friedlichen Waldsee, in dem Schäfer ihm erschienen war. Koinzidenzen, ermahnte er sich. Der berühmte Zufall, der in einem von tausend Fällen eintritt und einem vorgaukelt, man habe es mit übersinnlichen Dingen zu tun. Pittscheider! Eine blinde Seherin, die einmal ein Korn gefunden hatte. Wirklich beruhigen konnte ihn diese Erklärung freilich nicht.
„Du bist drinnen …“
„Wo drinnen?“, wollte Bergmann wissen, leicht verärgert, weil Lorenz zu ihrem Lauftreff in Straßenkleidung erschienen war. Kein Problem, wenn er es gewusst hätte; wenn er ebenfalls darauf verzichtet hätte, sich umzuziehen und ihre Verabredung unter das Zeichen eines entspannten Sommerabends stellen hätte können. Aber Laufkleidung war zum Laufen da und so machte ihn das Spaziertempo nervös.
„Bei uns … was ist? Bist du launisch?“
„Nein … und was heißt das jetzt?“
„Na was wohl … dass du volle Einsicht in die Ermittlungen bekommst … da …“, Lorenz reichte Bergmann einen USB -Stick.
„Was ist da drauf?“
„Acht Gigabyte Daten, die du dir so schnell wie möglich anschauen sollst … die Sachen sind geschützt … das Passwort ist C7b2%%@//89x) …“
„Okay, hab ich …“
„Gut … als Erstes …“
„Das war ein Witz … schreib mir das gefälligst irgendwo auf … warum kannst du nicht was nehmen wie mountainman007 …“
„Ja klar … oder gleich password01 … gewöhn dich dran, dass ab jetzt alle Kontakte zwischen uns verschlüsselt ablaufen …“, Lorenz blieb stehen, nahm einen Stift heraus und schrieb das Passwort auf eine seiner Visitenkarten. „Schau dir zuerst die Dateien Megiddo I und Megiddo II an … das sind FBI -Analysen über das Gefahrenpotenzial von Gruppierungen, die den Weltuntergang erwarten oder selbst herbeiführen wollen … der erste Teil ist in den späten Neunzigern angelegt worden und betrifft den Millenniumswechsel, der zweite ist work in progress … da geht es hauptsächlich um 2012-Apokalyptiker … außerdem sind noch Analysen von den Norwegern, den Schweden und den Franzosen dabei … hauptsächlich christliche Fundamentalisten und Rechtsextreme …“
„Schießt ihr da nicht ein bisschen übers Ziel hinaus?“, Bergmann bückte sich nach einem Ast und warf ihn in die Wiese, „ich meine: USA und Österreich … schau dich einmal um … das Einzige, was unsere Landsleute an 2012 interessiert, ist, dass sie wie jedes Silvester
Weitere Kostenlose Bücher