Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
und jeden und ich genoss diesen Moment irgendwie ganz besonders und intensiv.
»Deine Kette ist wirklich sehr schön. Hast du sie heute geschenkt bekommen?«, wollte Alice wissen.
»Ja, von meiner Mutter.« Alice schaute mich etwas verwirrt an, und ehe sie etwas erwidern konnte, klärte ich sie schnell auf.
»Sie hat ein Päckchen mit einem Brief und dieser Kette hinterlassen. Stewart sollte sie mir erst heute geben.«
»Wow, das ist ja abgefahren. Also, ich meine, das ist Wahnsinn. Das finde ich wirklich schön. Wow.«
Wow war das wirklich alles und es würde sogar noch besser werden, denn ich hatte mir vorgenommen, ihr heute mehr über mich und die Umstände meiner Mutter, wenn man es so nennen konnte, zu erzählen und diesbezüglich wurde ich immer nervöser, wie sie wohl letztendlich reagieren und auch, ob sie mir überhaupt glauben würde.
»Geht’s dir nicht gut, Enya? Du siehst auf einmal gar nicht gut aus.«
Mir ging es tatsächlich nicht mehr gut. Auf einmal, wie aus dem Nichts, fühlte ich mich heiß an, als bekäme ich Fieber. Mein Kopf glühte und mein Rücken schmerzte. Ich entschuldigte mich kurz, ging ins Bad, spritzte mir eiskaltes Wasser ins Gesicht und versuchte vergeblich, meine Hände zu kühlen. Als ich wieder zurück in mein Zimmer kam, schaute mich Alice mit besorgter Miene an.
»Du solltest dich lieber hinlegen und ich hole dir ein paar Eiskissen. Du scheinst sehr hohes Fieber zu haben, vielleicht sollten wir doch lieber den Arzt ...«, weiter kam Alice nicht. Sie schaute mich mit offen stehendem Mund an und schien in der Bewegung erstarrt zu sein. Regungslos stand sie da, schaute auf mich und ihre Lippen schienen etwas sagen zu wollen, aber es kam kein Ton heraus.
Da standen wir nun, jeder auf seine Weise schien erstarrt zu sein und keiner wusste etwas zu sagen. Ich war so überrascht und überrumpelt gewesen, dass ich nur langsam wieder zu mir zurückfand. Ich wusste sofort, was mit mir passiert war, doch verstehen konnte ich es trotzdem nicht, zu merkwürdig und abgefahren war das gerade alles. Nach dem Lesen des Briefes meiner Mutter hatte ich eine Ahnung gehabt und nachdem ich die Kette umgehängt hatte, verstärkte sich diese Ahnung immer mehr. Dass es aber wirklich geschehen würde, daran hatte ich natürlich nicht gedacht.
»Alice, ich wollte dir sowieso noch etwas erklären und jetzt, also jetzt ...«, fing ich vorsichtig an, wusste aber nicht, was ich sagen wollte, doch auch Alice fand plötzlich ihre Worte wieder und redete einfach drauf los.
»Okay, wenn das man nicht abgefahren ist. Wie hast du das gemacht? Ich meine, wie ging das so schnell und ... und ... es sieht ziemlich echt aus. Heilige Scheiße, es ist echt oder nicht?« Alice redete immer schnell, wenn sie aufgeregt oder nervös war. Jetzt konnte ich es ihr nicht einmal verdenken, denn vor ihr stand ihre beste Freundin mit zwei großen ausgebreiteten Engelsflügeln, die aus dem Rücken ragten.
»Alice, es gibt da etwas, das ich dir sagen möchte. Ich wollte es dir sagen, bevor dies hier irgendwie geschieht.«
Mit meiner Erklärung musste ich dann allerdings kurz warten, denn plötzlich hörten wir Onkel Stewart rufend die Treppe hochkommen. Geschockt schauten wir uns an. Alice reagierte zum Glück schnell genug, rannte zur Tür, machte sie zu und drehte den Schlüssel um.
»Enya, alles in Ordnung? Mach doch mal bitte eben die Tür auf.«
»Das ist gerade ganz schlecht. Ich zieh mich gerade um«, log ich ihn an und hoffte, er nähme mir diese simple Ausrede ab.
»Tja, okay. Dann muss es warten, ich muss sofort wieder los. Pass bitte auf dich auf. Wir haben wohl einen Bären oder Kojoten hier rumwildern. Dann bis heute Abend, Kleines.«
»Bis dann Stew. Danke.«
Alice und ich schauten uns an und atmeten erleichtert laut auf. Jetzt war es an mir, Alice endgültig über alles aufzuklären.
»Setz dich lieber, denn das, was ich dir jetzt erzähle, wird dir bestimmt schwerfallen zu glauben.«
Alice setzte sich wortlos auf mein Bett, während meine Engelsflügel, ohne das ich bewusst etwas gemacht hatte, plötzlich genauso schnell wieder verschwanden, wie sie gekommen waren. Die Schmerzen im Rücken waren ebenfalls weg, genauso wie das Fieber.
»Wirklich schocken kann mich ab jetzt wohl eher nichts mehr. Also raus damit.«
Ich erzählte ihr von meiner Mutter, die ein Engel gewesen war, zeigte ihr den Brief, den sie mir geschrieben hatte und ich erzählte ihr auch von dem Unfall, bei dem meine Eltern durch
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