Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
den Lippen, stumm an.
»Was ist los?« Sie erkannte sofort die Angst in meinen Augen, als ich sie nur kurz ansah, um mich dann schnell wieder mit festem Blick und steif gewordenen Fingern am Lenkrad auf die Straße konzentrierte.
Doch ehe ich ihr antworten konnte, sah ich im Scheinwerferlicht eine Gestalt auf der Straße stehen, woraufhin ich mit voller Kraft in die Bremsen stieg. Das Auto kam nur kurz ins Wanken, dann hatte ich es wieder unter Kontrolle. Alice juchzte mit leichter Panik in ihrer Stimme auf. Ich wollte ihr gerade antworten, als ich kurz darauf erkannte, dass es sich um die Gestalt einige Meter vor meinem Auto, welche genau im Scheinwerferlicht stand, um einen Vampir handelte, und als ich gerade wieder Gas geben wollte, wurden im nächsten Moment auch schon die beiden Autotüren aufgerissen.
Ich wehrte mich gegen den Vampir auf meiner Seite, der versuchte, mich aus dem Auto zu zerren. Doch es gelang ihm nicht sofort und dann jaulte er plötzlich kurz und heftig auf, ließ von mir ab und verschwand in der Dunkelheit. Eine andere Gestalt hatte sich in dieser Zeit bereits Alice geschnappt, die keine Chance hatte und dann verschwand diese Gestalt auch schon mit ihr in der Dunkelheit.
Ich blickte durch die Frontscheibe des Autos und im Scheinwerferlicht sah ich noch eine große Gestalt mit Alice über der Schulter. Es ging alles in Bruchteilen von Sekunden über die Bühne und dennoch war ich mir sicher, dass Alice mich mit ihren Augen angsterfüllt anschaute. Sie schien ihren einen Arm heben zu wollen, doch sie wirkte kraftlos und dann verschwanden sie in der Dunkelheit.
»Nein, nein ...«, schrie ich so laut und lange ich nur konnte, immer und immer wieder, während ich aus meinem Auto sprang. Ich rannte ihnen noch ein kurzes Stück auf der Straße nach, aber sie waren verschwunden und ich wusste nicht, in welche Richtung ich zuerst laufen sollte. Kraftlos und tränenüberströmt sank ich mitten auf der Straße in die Knie. Nur die Scheinwerfer warfen noch ihr sanftes Licht auf mich, während ich schrie und jammerte. Dann kam aus meinem Mund nur noch ein einziges Stöhnen und Schluchzen, das in den Tränenbächen, die aus meinen Augen strömten, unterzugehen schien. Ich hätte Kraft haben müssen, um meiner Freundin zu helfen, doch ich schien einfach festgewachsen zu sein. Mein Körper wollte mir nicht mehr gehorchen, mein Herz schien zu zerbrechen und so konnte ich nicht anders, als da zu sitzen und meiner Trauer nachzugeben.
Kurze Zeit später trafen auch schon Onkel Stewart und sein Kollege, der Polizist Stephan, ein. Ein Nachbar hatte mich schreien gehört, sich aber nicht getraut nachzuschauen und stattdessen die Polizei gerufen.
»Was ist passiert, Enya?«, fragte Stephan, während Stewart sich zu mir beugte und mich in seinen Armen wie ein kleines verletztes Kind hin und her wiegte.
»Es, es waren zwei Gestalten und sie haben Alice einfach aus dem Wagen gerissen. Der andere hat zum Glück von mir abgelassen, aber, oh mein Gott, Alice, es ging so schnell und ich konnte ihr nicht helfen.« Wieder fing ich zu weinen an und Steward hatte Mühe, mich zu beruhigen.
Ich schloss meine Augen, drückte meinen Kopf an Stews Schulter und dachte an Jadon. Ich wünschte ihn mir so sehnlichst herbei, denn er würde wissen, was zu tun ist. Aber keiner der Cartwrights war hier und ich hatte keine Möglichkeit sie zu kontaktieren und Stewart und Stephan konnte ich nicht die ganze Wahrheit sagen.
Die beiden Polizisten einigten sich darauf, dass Stew mich nach Hause fuhr, während Stephan zu Alice Eltern wollte, um ihnen die schreckliche Nachricht zu überbringen. In der Zwischenzeit wurde ein Suchtrupp organisiert, um Alice zu finden.
Wortlos ließ ich mich in mein Auto setzen und von Stew nach Hause bringen. Ich hörte ihm nicht zu, alles drang wie in Watte gepackt an mein Ohr.
Als wir zu Hause ankamen, standen in der Einfahrt doch tatsächlich Arthur, Francis und Jadon Cartwright und ich fiel Jadon, der mir entgegenkam, nur noch weinend in die Arme. Er musste mich festhalten, denn mir fehlte jegliche Kraft.
Stew überließ mich dankend den Cartwrights, da er nicht wusste, wie er mit mir in dieser Situation umgehen sollte und auch, weil er schnellstmöglich weiter nach Alice suchen lassen wollte.
Zwar hatte er gelernt, wie man in solchen Momenten reagieren soll, doch es war etwas anderes, wenn es um die eigene Familie ging.
Im Haus begaben wir uns zuerst alle ins Wohnzimmer und ich musste mich
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