Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
Vampire getötet wurden. Allerdings ließ ich die Cartwrights aus meiner Geschichte weg, denn ich wollte ihr zum einen nicht zu viel auf einmal zumuten und zum anderen war dies ein Geheimnis, welches ich geschworen hatte, für mich zu behalten. Ich hatte vollstes Vertrauen zu Alice, aber ich wusste auch, dass, je mehr sie wusste, sie in Gefahr geraten konnte. Ich schaute sie an und war mir nicht sicher, ob sie mir glauben oder Angst bekommen würde.
»Es ist ein Geheimnis, Alice, von dem normalerweise niemand etwas erfahren darf. Das wirst du doch verstehen, oder?«
»Natürlich. Ich bin deine Freundin. Das bin ich doch jetzt auch noch, oder?«
»Oh, Alice, was für eine Frage. Du bist es und du wirst es immer bleiben.« Ich setzte mich nun neben sie aufs Bett.
»Du bist also auch ein Engel, genau wie deine Mutter.«
»Nun ja, eher ein Halbengel, würde ich sagen.«
»Ja, stimmt. Okay, das ist wirklich toll, denke ich. Und keine Sorge, ich werde es bestimmt niemandem erzählen. Freundinnen-Ehrenwort. Aber ich muss es auch erst mal verdauen, denn so eine Lebensgeschichte hört und erlebt man ja nicht jeden Tag.«
Sie schaute mich mit so viel Verständnis an, als wäre es fast schon etwas Normales.
»Und wer hat schon einen Engel als beste Freundin«, gab Alice lachend, wenn auch noch etwas verunsichert, von sich.
»Danke. Im Ernst, danke für alles. Du bist wirklich wundervoll.«
»Immer wieder gerne, Süße. Aber diese Sache mit den Vampiren musst du mir schon noch näher erzählen. Wenn ich diese, diese Hammerflügel bei dir nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich dir vermutlich nichts glauben, aber so ..., aber alles andere klingt wirklich nach Fantasy wie sie im Buche steht. Okay, und jetzt stoßen wir auf deinen außergewöhnlichen Geburtstag an. Einen Sekt kann ich jetzt wirklich gut gebrauchen.«
»Gerne. In der Küche haben wir einen leckeren Sekt und ich werde dir alles erzählen, was du wissen musst«, sagte ich und wir gingen hinunter in die Küche, setzten und an den Tisch, und während ich ihre Fragen geduldig beantwortet, was nebenbei bemerkt, mir unglaublich gut tat, leerten wir eine Flasche Sekt.
9
Abschiedsschmerz
Es war schon ziemlich spät, als Alice nach Hause musste. Da sie sich von Ruben hatte bringen lassen, wollte ich sie nicht die ganze Strecke zu Fuß gehen lassen. Obwohl ich eigentlich nicht mehr fahre, wenn ich etwas getrunken hatte, auch wenn es nicht viel war, es schon längere Zeit wieder her war und ich nichts mehr spürte, wollte ich sie dennoch fahren. Stew durfte dies bloß nie erfahren. Aber zum Glück schien er heute wegen dieses Tieres Überstunden machen zu müssen.
In meinem Pick-up hatten wir weiterhin jede Menge Spaß und sangen lauthals zu der Countrymusik, die gerade im Radio ertönte, mit. Es störte uns nicht, dass keiner von uns singen, geschweige denn die richtigen Töne treffen konnte und auch nicht, dass wir eigentlich gar nicht so sehr auf Countrymusik abfuhren. Aber wir kannten diesen alten Song und zusammen liebten wir es, mitzusingen.
»Du hast mir all die Jahre wirklich gefehlt, weißt du das eigentlich?«, sagte Alice plötzlich in ruhigem Ton zu mir und ich drehte die Musik leiser. Sie schaute mich aus ihren rehbraunen Augen an.
»Ja, ich denke, ich weiß es jetzt. Briefe allein können einem eine gute Freundin nicht wirklich ersetzen.«
Wir hatten uns über all die vielen Jahre, in denen wir uns nur sehr sporadisch hatten sehen können, mehrmals im Jahr Briefe geschrieben. Aber mit dem Alter wurden es weniger Briefe und auch die Inhalte, die wir einander schrieben, wurden immer oberflächlicher.
»Ja, da hast du recht. Aber wie dem auch sei, ich bin wirklich froh und unendlich dankbar, dass du wieder hier wohnst.«
Ich lächelte sie an und knuffte sie kurz mit meiner Hand in die Seite. Sie deutete meine Anspielung genau richtig, drehte das Radio wieder voll auf und schon sangen wir zu dem nächsten Song, diesmal zum Glück ein altes bekanntes Poplied, lauthals mit.
Doch dann fühlte ich plötzlich wieder diese langsam auftauchenden Schmerzen an meiner Narbe und ein merkwürdiges, noch nie da gewesenes Gefühl breitete sich immer stärker werdend in mir aus und füllte kurz darauf meinen ganzen Körper aus.
Ich schaute zu Alice hinüber, die neben mir saß und noch immer zu der Musik lauthals mitgrölte und lachte. Abrupt schaltete ich das Radio aus und Alice sah mich erschrocken, und mit den nächsten Wörtern des Liedes auf
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