Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
Ansicht, dass es zumindest gut aussieht, wenn er Obst auf seinem Tablett liegen hätte. Nach etwas Small Talk und einem leckeren Apfel griff Claire das alte Thema wieder auf und ich kam um eine bittere Antwort nicht herum.
»Um ehrlich zu sein, bin ich hier, um mich von euch zu verabschieden.«
»Du tust was?«, kam fast gleichzeitig aus ihren drei Mündern. Also erzählte ich ihnen die Geschichte, die mir Jadon zuvor erzählt hatte.
»Das finde ich wirklich mutig von dir.« Claire war die Erste, die sich von dem kleinen Schock, den ich allen verpasst hatte, erholte und auch Ruben und Patrick taten es ihr gleich. Der Abschied fiel mir nicht leicht und ich musste ihnen mehrmals versichern, dass sie von mir hören würden. Aber der schwerste Abschied von allen stand mir nun noch bevor.
Zu Fuß machte ich mich wieder vom Unigelände und auf den Weg durch den Wald. Am Klippenmeer setzte ich mich auf einen Felsvorsprung und schaute auf das weite Meer.
»Nun ist es an der Zeit, mich von dir zu verabschieden, Alice. Ich werde wohl nicht mehr zurückkommen, also wird das jetzt unser letzter gemeinsamer Flug werden.«
Ich erhob mich und flog mit Tränen in den Augen ein letztes Mal mit Alice über dem Meer. Danach kehrte ich ihr und dem Meer den Rücken zu und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Ich musste jetzt schnell zu den Cartwrights zurück, denn viel Zeit blieb uns jetzt tatsächlich nicht mehr.
Während der Fahrt überkam mich wieder ein mulmiges Gefühl, doch ich konnte es nicht einordnen. Ich ordnete es meinen Abschieden zu, war mir aber nicht sicher, ob das tatsächlich zutraf.
Als ich das Haus der Cartwrights betrat, traf ich alle vier im Wohnzimmer. Ihre Mienen waren ernst und Annabelle ging wie ein aufgeschreckter Vogel hinter dem Sofa auf und ab.
»Was ist passiert?« Alle starrten mich eine Zeit lang wie hypnotisiert an. Ich wurde zunehmend nervöser, denn ich hatte sie all die Monate noch nie so erlebt, wie jetzt gerade. Noch nicht einmal, als wir feststellten, dass Vampire hinter mir her sind und zwei Mantikore ihr Unwesen treiben. Ich hatte mir noch nicht einmal vorstellen können, dass einer dieser Slinner sich jemals aus der Ruhe bringen ließe.
»Herr Gott noch mal, was ist denn passiert?« Hilfe suchend sah ich einen nach dem anderen an.
»Sie haben eine Leiche gefunden.«
»Und wen?« Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch Alices Bilder erwachten wieder in meinem Kopf und plötzlich dachte ich an Stewart.
»Oh nein, es ist doch nicht ...«
»Es ist Jessica«, sagte Jadon schnell.
»Jessica? Aber wieso? Wer sollte sie denn ...?« Diese Antwort traf mich völlig unerwartet.
»Ein Vampir. Ein gottverdammter Vampir«, sagte Annabelle und blieb stehen. Sie schaute mich mit ihren großen Augen an.
»Sie sind wieder da, Enya. Die Bowler.«
»Annabelle«, sagte Francis forsch.
»Sie muss es doch auch wissen. Vor allem ist dadurch der ganze Plan, den sie und Jadon hatten, hinfällig geworden.«
»Wieso hinfällig? Jadon, was meint sie damit?« Jadon kam jetzt zu mir hinüber und redete in ruhigem Ton auf mich ein, doch alles in mir schien wieder zusammenzubrechen.
»Du erinnerst dich doch noch daran, was wir dir über die Bowlerfamilie erzählt haben?« Ich bestätigte durch ein Nicken, zu mehr war ich gerade nicht imstande.
»Gut. Denn es ist soweit. Sie sind wieder hier oder werden es zumindest bald sein. Bei Jessica deutet alles auf einen Bowler hin. Ihre Art, wie sie beißen, ist fast unverwechselbar, ebenso wie ihr Geruch. Und wenn sie hier auftauchen, bedeutet das Gefahr, besonders für dich. Sie sind nie lange allein, es ist nur eine Frage der Zeit, wann alle drei hier sein werden und dann müssen wir, besonders du, in Sicherheit sein.«
Ich konnte die Angst in seinen Augen sehen. Angst, die ich bei ihm in dieser Art so noch nie zuvor gesehen hatte. Jadon wirkte immer stark, überlegen und sicher auf mich, als könnte ihm nie einer oder jemand etwas antun. Er hatte zuvor schon Angst um mich gehabt, aber jetzt war es anders. Das wurde mir immer klarer. Gerade als ich noch etwas erwidern wollte, kam Arthur zurück ins Wohnzimmer, das er kurz zuvor kurz verlassen hatte und die Unterhaltungen endeten abrupt. »Erzähl«, sagte Cyril und Annabelle schien mit ihren Blicken an seinen Lippen zu kleben. Auch ich klammerte mich, ohne es richtig zu merken, an Jadons Arm.
»Man hat sie in einer kleinen Seitengasse gefunden, nicht allzu weit vom Supermarkt entfernt. Der Tod trat
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