Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
wie sie sich jetzt fühlten. Danach ging mein Blick zu Claire, der bereits die ersten Tränen über die Wangen rollten.
»Wieso ist er ...., woher weißt du das?« Sie hatte Schwierigkeiten, alles möglichst ruhig auszusprechen. Ich musste an den Anblick seines leblosen Körpers denken, Übelkeit überkam mich wieder, doch ich schaffte es, sie in den Griff zu bekommen.
»Er wurde ermordet. Im Wald.« Ich wollte sie nicht anlügen, ihnen nichts vormachen, zumal es eh die Runde machen würde, dass er getötet worden war. Nur würde es offiziell heißen, ein wildes Tier hätte dies getan. Was im Grunde noch nicht einmal gelogen war.
»Mein Gott. Patrick ...« Tränen liefen über Claires Gesicht, doch als sie versuchte, Patricks Hand zu nehmen, schüttelte er sie ab.
»Ihr wisst nicht, was ihr da sagt. Hört ihr eigentlich zu, was ihr sagt? Ruben ist sicherlich nicht ... tot. Er macht wahrscheinlich gerade einen seiner Streiche und ...«
»Nein Patrick. Es tut mir so leid.« Ich stand auf und während ich sprach, ging ich auf ihn zu und hielt ihn fest, auch wenn er sich anfangs losreißen wollte. Doch sein Widerstand wurde immer weniger, bis er schließlich in sich zusammensank und leise schluchzend auf seinen Knien saß. Claire und ich setzten uns zu ihm und alle zusammen hielten wir uns fest und weinten. Weinten wieder um einen unserer liebsten Freunde und ich fragte mich in diesem Moment, ob es jetzt endlich ein Ende hätte oder ob ich diese Freunde auch noch gehen lassen müsste!
Aber das ließe ich nicht zu, nein, ich würde hier in Vanicy bleiben und ich würde auf beide aufpassen. Niemand sollte sie anfassen und ihnen wehtun - das versprach ich mir.
Es dauerte eine Weile, bis ich Claire und besonders Patrick in meinem Wagen verstaut hatte. Zuerst brachten wir Patrick nach Hause. Er schien nach seinem Gefühlsausbruch in einer Art Schockzustand zu sein. Er wirkte fast abwesend, in sich gekehrt. Zum Glück war sein älterer Bruder Michael gerade zu Hause. Er stand in der Auffahrt und bastelte an seinem Motorrad, als ich mit Patrick aus dem Wagen stieg. Während Patrick stillschweigend ins Haus ging, klärte ich Michael schnell auf, woraufhin dieser mit großen Schritten ebenfalls im Haus verschwand. Um Patrick würde ich mir zum jetzigen Zeitpunkt erst mal keine Sorgen machen müssen.
Als ich fast bei Claires Zuhause war, brach sie das Schweigen zuerst.
»Ich mache mir Sorgen um ihn.«
»Ja, ich auch. Aber ich werde auf ihn aufpassen. Genauso wie auf dich. Zusammen schaffen wir das schon.«
»Enya«, Claire drehte sich zu mir und schaute mich aus rot verquollenen Augen an, »er wird es nicht verkraften. Ruben war sein bester Freund. Seit ihrer Kindheit waren sie immer zusammen. Ich kenne ihn und so wie jetzt habe ich ihn noch nie erlebt.«
»Ich weiß. Seinen besten Freund zu verlieren ist mehr als schlimm. Aber er wird das schaffen.« Ich dachte kurz an Alice zurück und wie ich mich danach gefühlt hatte. Ich könnte es ihm noch nicht mal übel nehmen, wenn er aus diesem Loch nicht mehr heraus wollte, doch er war mein Freund und ich würde ihm nicht seiner Trauer überlassen.
»Erst Alice und jetzt Ruben. Das ist nicht fair. Sie haben niemandem etwas getan.«
Ich nickte, denn ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte. Ich fühlte mich verantwortlich, schuldig - oh mein Gott, ich fühlte mich richtig schuldig. Wir stiegen aus und ich brachte sie bis zur Haustür. Wir umarmten uns lange und ich sagte ihr, sie solle sich zu jeder Tages – oder Nachtzeit bei mir melden, wenn was sei, was sie mit einem kleinen Lächeln dankend annahm.
Ich fuhr zurück nach Hause, doch dort angekommen, schaffte ich es nicht, aus meinem Wagen auszusteigen. Ich schaute auf das Haus, das so leer und einsam wirkte, seid Stewart nicht mehr da war. Ich musste an Claire und Patrick zurückdenken. Sie hatte recht gehabt, Patrick so zu sehen, war alles andere als normal. Aber ich verstand ihn sehr gut und jeder würde so verloren und traurig wirken. Besser als jeder andere wahrscheinlich verstand ich ihn, denn immerhin hatte auch ich meine beste Freundin verloren. Ich dachte an den Schmerz zurück, der mich fast aufgefressen hatte und wie lange ich gebraucht hatte, damit einigermaßen leben zu können. Aber mein Stand war noch etwas anders, wie der von Patrick. Ich fühlte mich zudem schuldig für alles, was geschehen war.
Nein, ich musste für ihn stark sein. Claire würde etwas besser damit umgehen, so hoffte ich. Ich
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