Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
wohl etwas merkwürdig, denn Arthur ergänzte: »Erinnerst du dich an gestern? Wir wollen uns aufteilen und auf die Suche machen.«
Richtig, ich erinnerte mich. »Sicher, ich wusste nur nicht, dass es heute schon losgeht.«
»Je früher, desto besser.« Ich drehte mich um und sah Sealtiel auf uns zukommen.
»Der Schlaf ist dir bekommen, das ist sehr schön zu sehen. Und du hast auch einiges vor, oder?« Er schaute mich mit diesem netten aber durchdringenden Blick an und ich wusste, dass er meine Gedanken gelesen hatte.
»Ja, ich muss mich zuerst um meine Freunde kümmern. Das hat jetzt Priorität. Ihr sucht ja eh nach den Bowlern und Mantikoren. Da braucht ihr meine Hilfe sicherlich jetzt noch nicht, oder?«
»Nein, Schätzchen. Du bist noch lange nicht so weit und ich finde es schön, wenn du dich um deine Freunde kümmerst, die von alledem ja nichts wissen und niemals die Realität wissen dürfen!« Francis war immer eine gute Seele und die Art, wie sie es sagte und mich dabei zum Schluss in den Arm nahm, tat mir sehr gut, auch wenn mir ihre letzten Worte durchaus mahnend entgegenkamen.
»Außerdem werden wir jetzt bald mit deinen Übungen beginnen müssen. Ich muss mir einen genauen Stand deines Wissens machen, damit ich weiß, wie viel Arbeit auf mich zukommen wird.« Sealtiel lächelte mir zu und ich versuchte meine Gedanken für mich zu behalten.
»Ich würde gerne wieder zu Hause wohnen. Und nach Rubens Beerdigung können wir gerne damit beginnen, Sealtiel.«
Er nickte, während Arthur noch etwas skeptisch dreinschaute.
»Bist du dir auch sicher, dass du dort allein wohnen möchtest?«
»Bin ich. Dort habe ich meine Sachen und bin schneller bei meinen Freunden. Außerdem wird Jadon sicherlich die meiste Zeit bei mir sein.«
Er nickte und sagte nichts weiter.
Kurze Zeit später kamen die anderen wieder und erzählten, dass in Vanicy und Umgebung kein einziger Bowler oder Mantikor zu sichten sei. Sie hatten die Gegend bis kurz hinter London durchkämmt. Somit traten jetzt die Vorkehrungen ein, die sie gestern besprochen hatten.
Ich erfuhr, dass Clayton und Jeremiel sich in Russland mit einem gewissen Gabriel treffen wollten, während sich die Cartwrights komplett nach Frankreich begeben wollten, um dort mit der Suche zu beginnen. Von dort aus hatte jeder seine Routen mit Zwischenstopps, wo sie sich treffen wollten. Ich wunderte mich, warum alle ins Ausland stürmten, das kam mir dann doch übertrieben vor, aber sie hatten in fast allen Länder, so auch in Frankreich und Russland andere Engel, die dort wachten und in diesen beiden Ländern war es in den letzten Tagen zu Zwischenfällen gekommen, die darauf hinwiesen, dass sich die Bowler und die Mantikore getrennt voneinander dort aufzuhalten schienen.
»Bist du sicher, dass du hier allein mit Sealtiel klar kommen wirst?« Jadon fragte mich zwar mit einem leichten Lächeln um den Mund, doch seine Augen verrieten etwas anderes.
»Mach dir keine Sorgen. Pass auf dich auf und meld dich zwischendurch mal, okay?«
»Natürlich. Mit Sealtiel hast du einen sehr erfahrenen Engel an deiner Seite, was mich beruhigt, dennoch habe ich Angst um dich.« Er nahm mich in den Arm und wir umarmten uns. Wann genau ich ihn wieder sähe, wussten wir nicht. Dass das ganze Vorhaben wenigstens ein paar Wochen dauerte, war aber abzusehen.
»Los, ihr Turteltauben. Jadon, wir müssen jetzt.«
Er gab mir einen Handkuss und dann setzte er sich mit den anderen in Bewegung. Sie nahmen zuerst ihre Autos, damit kein falscher Verdacht aufkäme. Sie wollten weit genug fahren, ehe sie sich zu Fuß und per Luft weiter vorarbeiten wollten.
Zurück blieben Sealtiel und meine Wenigkeit - traurig, verlassen und irgendwie einsam.
»Wie wird dein Weg heute aussehen?«, fragte Sealtiel.
»Ich werde nach Hause gehen. Ich brauche eine Dusche und dann muss ich zu Claire und Patrick gehen. Ich weiß nicht, ob sie es schon erfahren haben oder nicht.«
»Da es gestern erst passiert ist, musst du davon ausgehen, dass sie es noch nicht wissen. Die Beerdigung ist wahrscheinlich in knapp einer Woche, denke ich. Wirst du damit umgehen können?«
Ich schaute ihn eine Weile an.
»Ja, das werde ich. Ich muss stark sein. Es gilt noch immer, Stewart zu finden. Der Zeitpunkt wird kommen, wo ich bereit sein muss.« Er nickte, als hätte er verstanden und selbst wenn er nicht nur meine Gedanken, sondern dadurch auch meine Gefühle hätte lesen können, so schien er das menschliche Gefühl doch
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