Engelsauge - Die Jagd beginnt (German Edition)
ähnliche Lichtung kamen. Auch diese war wunderschön und hier blühten sogar noch einige kleine Blumen direkt am Wasser. Während wir gingen, unterhielten wir uns ganz ungezwungen über alles Mögliche. Wir sprachen über Arizona, das Studium und sogar über Kricket. Er erzählte mir von Städten und Ländern, in denen ich noch nie gewesen bin und ich lauschte jedem seiner Worte. Er konnte wahrhaftig sehr gut erzählen und es war fast so, als wenn ich bei jeder Reise mit dabei gewesen war.
»Wie kommt es, dass du schon so viel unterwegs warst? Du siehst mir noch nicht sehr alt aus.«
»Ich sehe wahrscheinlich aus wie Ende zwanzig, oder?« Er lächelte. »Sagen wir mal so: Ich bin gerne und viel gereist.«
»Und was verschlägt dich hier nach England?«
»Neugierde.«
»Und verrätst du mir auch, was dich so neugierig macht?«
Wir waren wieder aus dem Wald heraus und standen auf einem kleinen versteckten Parkplatz, auf dem sein Motorrad stand. Ich hatte bei all der Unterhaltung gar nicht mitbekommen, dass wir gar nicht den richtigen Weg zurückgegangen waren.
»Im Moment machst du mich neugierig, Enya. Vielleicht verrate ich dir eines Tages auch noch mehr.«
Ohne nachzufragen, gab er mir einen Motorradhelm und setzte seinen auf.
»Ach, ich habe doch noch den Anderen von dir, « fiel mir wieder ein.
»Schon okay, den kannst du mir ja nachher noch geben. «
»Hast du denn vor, dieses Mal länger hierzubleiben oder ist der Reisende in dir schon wieder unruhig?« Ich setzte meinen Helm auf und war über mich selbst erstaunt. Noch immer verspürte ich nicht den leisesten Drang von Angst, stattdessen war ich neugierig und wollte mehr hören, mehr wissen.
Er schüttelte den Kopf. »Ich denke, dieses Mal werde ich durchaus länger bleiben, als sonst. Steig auf.«
Wir fuhren eine lange Strecke an den Klippen entlang und durch insgesamt vier weitere kleine Städte. In einem kleinen Dörfchen hielten wir an einer Imbissbude und ich stärkte mich mit Pommes und Fanta, während er kurz in einem kleinen Laden verschwand und nach geschätzten zehn Minuten wieder bei mir war.
»Alles okay bei dir? Hast du keinen Hunger?«
»Ein alter Freund von mir, den ich noch aus Asien kenne, lebt jetzt auch hier und ich habe nur schnell Hallo gesagt. Seine Frau hatte allerdings gerade Essen fertig und den Asiaten darf man diesbezüglich nicht unfreundlich sein. Ich hab dort schnell ein paar Bissen genommen, ich hoffe das ist für dich in Ordnung gewesen.«
Ich nickte und als ich auf meine Uhr schaute, bekam ich einen Schreck.
»Alles okay?«
»Schon so spät? Ich muss sofort zurück. Könntest du mich vielleicht beim Archiv rauslassen?«
Er nickte und schon fuhren wir wieder zurück nach Vanicy, diesmal deutlich schneller als noch zuvor und es war ein geiles Gefühl.
Patrick stand unruhig vor dem Gebäude, als William hielt. Schnell sprang ich ab und reichte ihm den Helm.
»Danke für den wirklich schönen Tag, William.«
»Es freut mich, wenn er dir gefallen hat. Ich würde mich freuen, wenn wir ihn wiederholen könnten.«
»Ja, wieso nicht. Ich muss jetzt wirklich ...«, ich deutete mit dem Kopf Richtung Patrick und er nickte.
»Dein Freund scheint wirklich deine Hilfe zu benötigen. Falls ich dir helfen kann oder auch sonst ...«, er reichte mir einen kleinen Zettel, »das ist meine Handynummer. Immer erreichbar. Ich würde mich freuen.«
Er lächelte mir noch einmal zu und fuhr dann weiter. Als ich mich umdrehte und Patricks gequälten Gesichtsausdruck sah, übermannte mich wieder die Gegenwart und ich steckte den Zettel schnell in meine Jackentasche.
Ich ging mit ihm wortlos ins Archiv und wir setzten uns an einen der hinteren Tische. Die Beleuchtung war nicht besonders gut, aber Patrick war es so lieber. Seit gestern schien sich sein Zustand verschlechtert zu haben und meine Sorgen waren durchaus begründet. Er wirkte noch fahler und in sich gekehrter, als gestern und als er seine Zettel herausholte, wusste ich auch warum. Seit gestern Abend hatte er erneut recherchiert und wedelte mir mit den neuen Zetteln vor meinem Gesicht herum.
»Du solltest dich doch gestern ausruhen. Also, was hast du?«, fügte ich schnell hinzu, als ich sah, wie seine Gesichtszüge wieder härter wurden. Ich bekam die Kurve gerade eben noch, denn schon funkelten seine Augen wieder wie die eines Kindes, das etwas Besonderes entdeckt hatte.
»Hier, schau dir das an. Das passt alles zusammen. Enya, ich glaube, ich habe es fast geschafft
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