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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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wären.«
    Margots Telefon klingelte. Sie nahm das Gespräch an, meinte nur: »Okay«, und legte wieder auf. »Sorry, Unterbrechung.« Sie wandte sich an Horndeich: »Hinrich. Wir sollen mal zu ihm kommen. Er hat sich offenbar beeilt.«
    Margot bog auf den Parkplatz hinter der Gerichtsmedizin Frankfurt ein. Sie wunderte sich, denn sie konnte Hinrichs Auto nirgendwo entdecken. Insgesamt standen nur fünf Wagen auf dem Parkplatz, aber kein roter Chrysler Crossfire. »Wo ist sein Wagen?«, fragte sie ihren Kollegen.
    Der zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe ihn vorhin in Darmstadt auch nicht gesehen.«
    Sie betraten die alte Jugendstilvilla, in der die Frankfurter Gerichtsmedizin residierte. Tod mit Stil, dachte Margot.
    Die Dame im Geschäftszimmer, Helena Löbig, grüßte freundlich. Sie war eine wandelnde Ikone der Fünfzigerjahre. Die Kurzhaarfrisur, die sie früher getragen hatte, war inzwischen einem wasserstoffblonden Pferdeschwanz mit Pony gewichen.
    »Ist der Chef da? Er hat uns herbestellt«, sagte Margot.
    Helena Löbig sah auf ihre Armbanduhr. »Müsste gleich wieder da sein. Warten Sie doch bitte einen Moment.« Noch bevor Margot und Horndeich sich setzen konnten, kam Hinrich pfeifend den Flur entlang.
    »Ah, der Besuch aus Darmstadt!« Er begrüßte die beiden Beamten mit Handschlag. »Gut hergekommen?«
    Margot war sich nicht sicher, was es mit dieser Floskel auf sich hatte. Hinrich war so gut gelaunt, wie sie ihn lange nicht erlebt hatte. »Ja, alles bestens – können wir?«
    Sie gingen in das Souterrain, in dem die Sektionsräume lagen. Schon auf dem Weg sagte Hinrich: »Also die kleine Selbstmörderin – da war kein Alkohol im Spiel, auch sonst keine Drogen.«
    »Ich dachte, Sie wollten uns etwas über das tote Ehepaar sagen«, wunderte sich Margot.
    »Nein. Ich habe nur gesagt, dass ich Neuigkeiten für Sie habe.«
    Was sollte das denn jetzt werden? Die Dame auf den Gleisen – das war doch ein Selbstmord. Das tote Ehepaar – das war Mord. Hatte Hinrich ein Problem mit den Prioritäten?
    Sie betraten den Sektionssaal. Margot sah auf den Tisch. Ein Laken war über den Körper gebreitet. An den Senken zwischen Torso, Kopf und Gliedmaßen konnte Margot erkennen, dass es sich um die Leiche der jungen Frau handeln musste.
    »Fehlt nix«, sagte Hinrich, »alle Teile wurden sauber eingesammelt.«
    Margot wollte gerade etwas erwidern, so in der Richtung, ob Hinrich nicht mal einen Kurs in Pietät absolvieren wollte, als der gleich weitersprach. »Ich habe sie untersucht – aber auf den ersten Blick deutet nichts darauf hin, dass sie sich nicht selbst aus dem Leben hat befördern lassen, sozusagen.«
    »Und warum sind wir dann hier?«, fragte Margot. Was hatte Hinrich mit Ihnen vor?
    »Weil ich Ihnen einen Hinweis geben kann, der vielleicht hilft, die Identität der Toten zu klären.«
    »Na toll«, nuschelte nun auch Horndeich. Offensichtlich fragte sich nicht nur Margot, weshalb der König der sterblichen Überreste diese Audienz anberaumt hatte. Die Gesichtsfarbe des Kollegen war kalkweiß geworden.
    »Interessant ist die Schulter der Toten«, meinte Hinrich und zog das Tuch beiseite. Im grellen Licht wirkten die nackten Überreste wachsartig. Margot musste sich selbst klarmachen, dass das hier ihr Job war. Nichts, wobei sie auch nur den Ansatz von Emotionen zulassen sollte. Was beim Anblick des abgetrennten Kopfes nicht eben einfach war.
    Horndeich wandte sich sogar ab.
    Hinrich hatte die Körperteile genauso abgelegt, wie sie zur Leiche gehörten. Um den Polizisten zu präsentieren, was er zu zeigen hatte, musste er in diesem Fall den Leichnam nicht umdrehen. Er nahm einfach den linken Arm in die Hand.
    »Hier«, meinte er und deutete auf eine Tätowierung am Oberarm, einen Schmetterling. »Das sollte Ihnen helfen.«
    Horndeich hatte sich wieder umgedreht. »Ein Schmetterling«, benannte Horndeich das Offensichtliche.
    »Das Symbol der Unsterblichkeit – nun, hat leider nicht geklappt«, stellte Hinrich fest. »Bei einigen Völkern Mittelamerikas gilt der Schmetterling jedoch auch als Todesbote. Schon passender«, fügte er hinzu, während er den Arm wieder auf den Stahltisch legte.
    Als er das Tuch darüberzog, fragte Margot: »Wie wäre es mit einem Foto?«
    Hinrich strich eine Falte des Tuches glatt, während er erwiderte: »Werte Kollegin, ist doch schon längst bei Ihnen. Ein elektronischer Schmetterling hat Ihnen das Bild bereits auf den Server gelegt.«
    »Und warum haben Sie

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