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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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wenn ihr zum hundertsten Mal ein Konto oder eine Versicherung angetragen wurde, wenn sie nur ein paar Briefmarken kaufen wollte …
    Sonja setzte sich an den Tisch.
    »Sie hatten recht«, sagte Margot. »Susanne hat sich nicht umgebracht. Sie ist ermordet worden.«
    Sonja Leibnitz’ Miene verfinsterte sich. »Und? Haben Sie Zumbill schon festgesetzt?«
    »Nein. Denn er saß im Führerstand einer Lokomotive, als Susanne Warka umgebracht und auf den Schienen abgelegt wurde. Aber das hatten wir ja schon. Wir versuchen jetzt, mehr über das Umfeld von Susanne Warka herauszufinden. Sie können uns wahrscheinlich inzwischen auch nichts Neues über den Rosenkavalier mitteilen?«
    »Nein. Sieht aus wie Richard Gere in Pretty Woman mit Dreitagebart. Aber das habe ich Ihnen ja schon gesagt.«
    »Hat Ihnen Susanne von ihrer Schwangerschaft erzählt?«
    »Nein. Susanne war schwanger?«
    »Ja. Im vierten Monat.«
    »Wow. Das wundert mich. Denn sie hat mir immer gesagt, sie würde am Tag lieber drei Pillen fressen, als von ihrem Reinhard schwanger zu werden. Sie habe bereits ein Kind von einer ›Flachschippe‹. Zitat Ende.«
    »Klingt nicht nach großer Liebe.«
    »Sag ich doch.«
    »Meinen Sie, das Kind ist von jemand anderem?«
    »Bestimmt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie bei Reinhard so leichtsinnig gewesen wäre.«
    »Wollte sie sich von ihm trennen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher. Ich habe ihr schon tausendmal dazu geraten, dem Typen den Laufpass zu geben. Bei ihm einzuziehen, war von Anfang an Schwachsinn. Er war ja schon vorher eifersüchtig. Aber seit sie bei ihm wohnte – eine Katastrophe. Es gibt ja immer wieder Frauen, die es aus irgendeinem Grund nicht schaffen, ihren prügelnden Partner zu verlassen. Zweimal war sie bereits beim Dok wegen diesem Depp.«
    »Gab es finanzielle Gründe für sie, bei ihm zu bleiben?«
    »Sicher. Wir werden hier alle nicht zu Rockefeller. Und mit dem Kind – einfach ist was anderes. Ich habe ihr sogar angeboten, eine Weile bei mir zu wohnen. Aber das hat sie kategorisch abgelehnt.«
    »Halten Sie es für möglich, dass sie einen Freund hatte?«
    »Mir gegenüber hat sie nie entsprechende Andeutungen gemacht. Höchstens den Rosenkavalier. Aber sie hat mir ja auch von der Schwangerschaft nichts erzählt und war trotzdem schwanger. Keine Ahnung.«
    Es klopfte an der Tür.
    »Ja?«, sagte Margot.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt, und Gisela Kraft schaute herein. »Fraa Kommissarin, da iss jedsd jemand da – des könnd Sie indresiern.«
    »Einen Moment, ich rede gerade noch mit Ihrer Kollegin.«
    »Aber – de Mann mit dene Rose iss wiede da. Unn der hadd schon geseje, dass die Susanne nedd da iss. Der geed gleisch wiede!«
    Na, manchmal haben wir doch auch Glück, dachte Margot und sprang auf. Frau Kraft führte sie in den Schalterraum.
    Margot sah den Mann. Die Anrufe bei den Agenten von Sean Connery und Daniel Craig konnte sie sich sparen. Und Richard Gere würde sie gleich selbst wegen der Rosen fragen. Der Mann hielt eine gelbe Rose in der Hand. Er drehte sich gerade um, um die Postfiliale zu verlassen.
    Margot ging auf ihn zu.
    »Entschuldigen Sie, Hesgart von der Kripo Darmstadt.« Sie zeigte ihm ihren Ausweis. »Ist diese Rose für Susanne Warka?«
    Richard Gere, der auch auf den zweiten Blick noch so aussah wie sein berühmteres amerikanisches Gesichtsdouble, raunzte: »Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.«
    »Würden Sie mich bitte auf das Revier begleiten? Ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    »Nein. Ich wüsste nicht, warum ich das tun sollte. Erstens habe ich dazu jetzt keine Zeit und zweitens keine Lust.«
    »Susanne Warka ist tot. Wir können das jetzt auf die freundliche, kooperative Art und Weise angehen, oder wir …« Weiter kam Margot nicht.
    »Tot? Susanne ist tot?«
    »Ja. Und genau deshalb würde ich mich gern mit Ihnen unterhalten.«
    Aus Richard Geres Gesichts war jeder Widerstand gewichen. »Hat ihr Typ sie umgebracht?«
    »Ich würde mit Ihnen lieber auf dem Revier sprechen als hier in der Post.«
    »Ja. Ich komme mit.«
    Horndeich wunderte sich etwas, als Margot mit Richard Gere im Schlepptau im Präsidium ankam. Aber der Mann, der nun vor ihnen in ihrem Besprechungsraum saß, hieß Julius Breklau. Er war vierzig Jahre alt und kam aus Zwingenberg an der Bergstraße.
    »Herr Breklau, wie lange kannten Sie Frau Warka?«, begann Margot die Befragung.
    »Ein gutes Jahr. Ich bin beruflich immer wieder in Darmstadt.« Julius

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