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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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einfach.«
    Margot intervenierte. Und kürzte den Dialog damit ab. »Die schlechte zuerst, dann haben wir sie hinter uns.«
    »Okay. Ich war mit zwei Kollegen bei den beiden Autohäusern von Aaner. Ich habe mit dem Geschäftsführer gesprochen. Klaus Friedrichsen. Und mit den Angestellten. Bis auf eine Dame in der Buchhaltung, die gerade in Urlaub ist, haben wir uns mit allen unterhalten. Die Kurzfassung: Paul Aaner war ein Superchef, streng, aber gerecht und meistens mit einem freundlichen Wort für seine Mitarbeiter. Wer gut arbeitete, wurde gut behandelt. Zwei Mitarbeitern hat er sogar schon einmal einen kleinen Privatkredit gegeben.«
    Horndeich zog eine Augenbraue nach oben.
    »Vergiss es. Ist alles zurückbezahlt. Also: Aaner hatte keine Feinde, weil er einen Heiligenschein über dem Haupt schweben hatte. Und das schon immer. Und die Dame, die in Urlaub ist, ist schon seit vier Wochen mit ihrem Göttergatten auf Weltreise. Wovon bereits die ersten Postkarten zeugen. Was die Alibis der anderen angeht – nichts Spektakuläres. Aber da war keiner, der auch nur ein negatives Wort geäußert hat. Und – leider – wirkte das bei allen ziemlich aufrichtig.«
    Zoschke machte eine Pause.
    »Und? Das war’s?«
    »Nöö. Das war nur die schlechte Nachricht. Denn ich habe eine echt tolle Neuigkeit für euch. Der Hammer. Echt ein Motiv, wie’s aussieht.«
    »Es gibt eine Überwachungskamera, die Schaller und die Warka knutschend auf dem Luisenplatz zeigt.«
    »Horndeich, lass es gut sein«, meinte Margot.
    Zoschke sah die beiden nur mit einem Fragezeichen in den Augen an. »Warka? Nein, ich hab noch was über unseren feinen Herrn Aaner.«
    »Lass hören«, meinte Margot.
    Zoschke zeigte auf einen Ordner, aus dem an einigen Stellen bunte Post-its herausragten. »Die Angestellten halten ihn vielleicht für einen richtigen Jesus, aber er hatte auch richtig Zoff«, meinte er.
    »Mit wem?«, fragte Horndeich
    »Na, mit seinem Bruder.«
    »Wieso das?«
    »Es geht um ein Familienerbstück. Eine Bibel.«
    »Eine Bibel? Wie kann man sich denn um ein Buch streiten? Nächste Buchhandlung links, die haben so viele Bibeln, dass sie sie sogar verkaufen.«
    »Nicht diese Art Bibel. Hier ist eine ellenlange Korrespondenz zwischen einer Horde von Anwälten, die sich darüber streiten, ob Paul Aaner eine bestimmte Bibel verkaufen darf oder nicht.«
    »Und worum handelt es sich genau?«
    »Eine Gutenberg-Bibel.«
    »Was ist das?«, fragte Horndeich.
    Margot sagte nur: »Das ist ein Motiv.«
    Zoschke nickte. »Allerdings. Das Teil ist über fünfhundertfünfzig Jahre alt. Wir sprechen hier über ein paar Millionen Euro.«
    Auf dem Gang vernahm Margot ein Klackern. Der Bürobote Klewes und sein Wägelchen waren im Anmarsch. Bis vor Kurzem hatte es noch gequietscht, aber seit es die neuen Rollen hatte, hörte man nur noch das Klackern des defekten Kugellagers. Klewes war im vergangenen Jahr lange krank gewesen. Und obwohl er manchmal nervte, konnte man sich im Präsidium ein Leben ohne das wandelnde Faktotum nicht vorstellen.
    »Fraa Hesgard, da iss was für Sie abgegewe worde«, sagte er und reichte ihr eine Laufmappe. Noch bevor Margot sich bedanken konnte, war Klewes samt Wagen bereits davongeklackert.
    Margot öffnete die Mappe. »Ah, wunderbar, da ist die ärztliche Bescheinigung aus der Schule über die Schwangerschaft von Regine Aaner.« Margot las laut: »Dr. Benedikt Kostner. Kommt aus Frankfurt.« Sie sah zu Zoschke: »Könnten Sie Kontakt zu ihm aufnehmen? Am besten, Sie machen einen Termin mit ihm aus. Er soll herkommen. Bin gespannt, wie er uns diese Bescheinigung erklärt. Und vielleicht finden Sie noch heraus, bei welcher Kasse die Aaners versichert waren. Scheint eine Private zu sein, sonst sähe der Zettel hier anders aus.«
    Eine halbe Stunde später saß Horndeich wieder auf dem bequemen Sofa in Alexander Aaners Wohnung. Dieser hatte erneut Kaffee gekocht. Wieder stand das elegante Service auf dem Tisch. Horndeich hatte gegoogelt – das Service nannte sich Swan, Schwan, von Ritzenhoff . Mein lieber Schwan, hatte er sich auch gedacht, als er dann den Preis gesehen hatte.
    Der Anzug von Alexander Aaner war heute beigefarben, die Krawatte grün. Horndeich fragte sich, ob Aaner wohl immer Krawatten in seinen Wunsch-Koalitionsfarben trug.
    »Herr Horndeich – was kann ich für Sie tun?«, fragte Aaner freundlich.
    »Nett, dass Sie sich nochmals für mich Zeit nehmen – aber es sind ein paar neue Fragen aufgetaucht, zu denen

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