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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Ihnen persönlich sprechen.«
    Friedrichsen zögerte einen Moment. »Wenn es so wichtig ist – dann kommen Sie doch jetzt vorbei. Ich bin ohnehin noch im Büro. Passt Ihnen das?«
    Nun war es an Horndeich zu zögern. Sandra hatte gesagt, sie würde am Abend für sie beide kochen. Aber er wollte unbedingt mit Friedrichsen sprechen. »Abgemacht. Ich fahre gleich los. In etwa fünfzig Minuten müsste ich bei Ihnen sein.«
    »Prima. Fahren Sie bei PA-Automobile-Ost in den Hinterhof. Da ist dann auch der Eingang. Klingeln Sie einfach.«
    Horndeich rief Sandra an, die nicht begeistert war – und die unbedingt mit ihm sprechen wollte. Horndeich versprach, in spätestens drei Stunden zu Hause zu sein.
    Er lenkte seinen Crossfire auf die Klapppacher Straße. Und hatte nicht eingeplant, dass es ja Freitagabend war. Fünfzig Minuten nach Wiesbaden – das war utopisch. Er brauchte allein eine Viertelstunde, bis er endlich auf die A67 auffuhr. Auch die A60 war dicht, zumindest für sechs Kilometer. Erst als er auf die A671 abbog, waren die Spuren frei. Horndeich hätte dem Crossfire die Sporen gegeben. Doch es hinderte ihn die Vernunft daran – und die zahlreichen Tempo-100-Schilder.
    Er fuhr die Mainzer Straße nach Wiesbaden hinein. Und erkannte Paul Aaners Laden von Weitem. Nicht, weil das Schild so groß gewesen wäre. Sondern weil er wusste, dass das Geschäft unmittelbar neben dem Ferrari-Händler lag. Und dessen schwarzes Pferd auf beleuchtetem rotem Grund war nicht zu übersehen.
    PA-Automobile-Ost lag noch drei Grundstücke weiter nördlich. Der Showroom war beleuchtet, und im Vorbeifahren erkannte Horndeich bereits einen roten Wartburg. Er lenkte den Crossfire auf den Hinterhof.
    Als er wenig später an der Tür klingelte, erwartete er, dass der Türsummer ihm Eintritt gewähren würde. Doch die Tür wurde von Hand geöffnet.
    Klaus Friedrichsen war untersetzt, nicht besonders groß. Seine dunklen Knopfaugen strahlten eine Mischung von Verschmitztheit und Seriosität aus. Horndeich war sicher, dass der Mann ein Trabbi-Spaßmobil genauso gut verkaufen konnte wie einen Maybach von 1930.
    »Herr Kommissar Horndeich. Sehr angenehm. Ich hatte vor einigen Tagen bereits das Vergnügen mit Ihrem Kollegen Herrn Zoschke. Sie haben noch Fragen? Wissen Sie etwa schon, wer Paul Aaner und seine Frau auf dem Gewissen hat?«
    »Nein, das wissen wir leider noch nicht. Aber wir arbeiten daran.«
    »Ihr Crossfire?«
    »Ja. Leider nicht ganz familientauglich. Wir haben Nachwuchs bekommen. Aber ich mag halt auch keinen 08/15-Wagen.« Horndeich seufzte. War wohl nicht der richtige Moment, um seine Sorgen um seine Automobilität zu erörtern.
    »Ah, der Crossfire wird mal ein Klassiker. Ist eine Geldanlage, wenn man ihn gut pflegt.«
    So hatte Horndeich seinen Wagen noch nie betrachtet.
    »Treten Sie ein. Darf ich Sie kurz durch unsere Showrooms führen?«
    Horndeich sah auf die Uhr. Er hatte weit über eine Stunde gebraucht. Aber das konnte er auf der Rückfahrt wieder wettmachen. Gut, dass sein und Sandras Domizil, von der Autobahn aus gesehen, am richtigen Rand der Stadt lag. Und Horndeich konnte nicht widerstehen. »Gern.«
    Friedrichsen lächelte. So sah er also aus, wenn er glaubte, einen Kunden im Sack zu haben. Er führte den Besucher durch eine Hintertür direkt in den Verkaufsraum. Horndeich hatte erwartet, zehn Wartburgs und zehn Trabbis zu sehen. Doch das Erste, was er wahrnahm, war ein dunkelblauer BMW-Oldtimer. Ein 327. Mit der klassischen Oldtimer-Motorhaube, der längs geteilten Frontscheibe und den ausladend geschwungenen Kotflügeln.
    »Was sucht denn der BMW bei den Ost-Fahrzeugen?«, wollte Horndeich wissen.
    »Ach, das ist wohl die am häufigsten gestellte Frage in diesem Raum.« Friedrichsen lächelte.
    Er führte Horndeich direkt vor den Wagen. »Was fällt auf?«
    Horndeich streichelte den Wagen mit den Augen. Er sah aus, als wäre er gerade vom Band gelaufen. »Nun, es fällt auf, dass hier ein Wagen steht, der vor dem Krieg gebaut worden ist und daher nicht in der DDR gebaut worden sein kann.«
    »Falsch.«
    »Wie: falsch?« Horndeich fühlte sich plötzlich wieder wie auf der Schulbank.
    »Ich helfe Ihnen. Schauen Sie sich das Firmenemblem an.«
    Horndeich sah es. Das BMW-Zeichen. Zwei weiße und zwei rote Viertel. Okay, die bei BMW waren nicht rot, sondern blau.
    Friedrichsen interpretierte Horndeichs Stirnrunzeln richtig. »Der BMW 327 entstand in Eisenach. Nach dem Krieg ging das Werk jedoch in den Besitz der

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