Engelsblut
Museumsjungs. Seltsam. Hier steht, dass Paul Aaner den Wagen selbst gekauft hat. Vor etwa einem Jahr. Ich erinnere mich gut. Wir haben das Auto in Amerika gefunden, Frisco, glaube ich. Es hatte exakt die Ausstattung des James-Bond-Wagens, bronzefarben, mit dunkelbraunem Dach und dunklen Sportsitzen.«
»Das ist genau der Wagen, der von Schaller gefahren wird.«
»Aber er hat ihn nicht gekauft. Zumindest nicht direkt bei uns. Ob Paul ihn weiterverkauft hat – das weiß ich nicht. Aber den Namen Frederik Schaller – den habe ich schon mal gehört.«
Friedrichsen klickte noch ein paarmal mit der Maus, gab noch etwas über die Tastatur ein. »Nein, wir haben keinen Frederik Schaller in der Kundendatenbank.«
Einer Eingebung folgend, fragte Horndeich: »Vielleicht eine Hannelore Schaller?«
Wieder ein bisschen Tastengeklapper. »Nein. Auch nicht.«
Horndeich erhob sich. »Schade.«
»Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte.«
»Wenn Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich doch bitte.« Horndeich reichte Friedrichsen sein Kärtchen, auf dem er auch noch seine Mobilnummer notierte.
Friedrichsen geleitete Horndeich noch in den Hof zu seinem Auto.
»Und diese ganzen Hallen, die gehören alle noch zu Ihrem Unternehmen?« Horndeich zeigte auf die Industriehallen, die sicher noch einmal so viel Fläche belegten wie das Verkaufsgebäude.
»Ja. Aber die wahren Schätze sind im Industriegebiet in der Schlossbergstraße untergebracht. Da werden die Wagen auch restauriert. Paul hat extra noch eine Sicherheitsfirma gegründet. Die schieben da sieben Tage die Woche, vierundzwanzig Stunden am Tag Dienst. Und dann haben wir, wie gesagt, noch das Lager in Dresden.«
»Wie kommt es zu dem Lager in Dresden? Ist ja nicht gerade um die Ecke?«
»PA-Automobile-Ost wurde in Dresden gegründet. Also nicht direkt in der Stadt. Sondern in Meissen. Da war Platz für die riesige Halle. Das erste Geschäft von Paul Aaner war ja in Marburg. Die beiden Läden in Wiesbaden, die gibt es erst seit fünfzehn Jahren.«
»Marburg?«
»Ja. Am Stadtrand. Aber bei so einem Business ist es eigentlich egal, wo man sich befindet. Die Menschen nehmen lange Wege auf sich, um einen Vorkriegs-Bentley zu kaufen, der aussieht, als käme er gerade aus der Fabrik. Aber jetzt, quasi direkt am Flughafen Frankfurt – da ist die Klientel noch ein wenig internationaler geworden.«
Marburg, dachte Horndeich. Dort war Schaller geboren, und dort hatte er auch studiert. Kannten sich die beiden Männer vielleicht bereits aus dieser Zeit? Dass er den AMC fuhr, den Aaner selbst gekauft hatte – auch das war ein Indiz dafür, dass sie sich kannten. Aber noch kein Beweis.
»Wie lange sind Sie schon mit von der Partie?«, fragte Horndeich.
»Paul hat mich eingestellt, als er plante, nach Wiesbaden umzuziehen.«
»Hat er Ihnen gegenüber mal den Namen Frederik Schaller erwähnt?«
»Wie ich schon sagte, bei dem Namen klingelt in meinem Kopf ein Glöckchen. Aber ich habe keine Ahnung, wo ich ihn hinstecken soll. Wir haben auch mit so vielen Menschen zu tun – da kann man sich nicht jeden Namen merken.«
Horndeich ging auf seinen Crossfire zu. Nach ein paar Schritten blieb er stehen. Drehte sich um. »Wenn ich eine Familienkutsche suche, die nicht an jeder Straßenecke herumsteht – was würden Sie mir dann empfehlen?«
Friedrichsen grinste. »Noch fünf Minuten?«
Horndeich grinste zurück: »Klar.«
»Na, dann kommen Sie mal mit.«
SAMSTAG
Sandra hatte Horndeich ausschlafen lassen. Er war kurz aufgewacht, als seine Frau sich um sieben aus dem Bett begeben hatte. Immer wieder bewunderte er an ihr, dass sie in dem Moment, in dem sie das Bett verließ, völlig wach war.
Es war neun Uhr, als er selbst aufwachte. Er ging zunächst unter die Dusche. Schon im Badezimmer stieg ihm der Geruch nach Kaffee und gebackenen Brötchen in die Nase.
Wenig später saß er mit seiner kleinen Familie am Frühstückstisch, den Sandra gedeckt hatte.
»Dein Handy hat gepiept – eine SMS.«
»Kann warten. Jetzt ist erst mal Wochenende.« Wenn er frühstückte, dann frühstückte er. Was auch immer passierte, es würde in einer halben Stunde auch noch eilen. Zumal er heute keine Bereitschaft hatte.
»Ich habe Margot zum Mittagessen eingeladen. Wir müssen mit ihr reden. Ich muss mit ihr reden.«
»Ja, du hast natürlich recht.«
»Sie ist jetzt auf der Autobahn. Aber sie hat gesimst, dass sie es bis ein Uhr schaffen wird.«
Horndeich legte eine CD in den
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