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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kroehn
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malte.«
    Spät in dieser Nacht trat Grothusen in Lenas Zimmer. Es war das erste Mal, dass dies geschah und sie sich nicht sträubte, sondern ihn willkommen hieß, gleich so, als wären sie wortlos und ohne Übereinkunft zu Verbündeten geworden – über ihr früheres Begehren, über ihre Gleichheit und über Samuels Zwang, sie einander zuzuführen, hinweg.
    Seit Lena Samuels Finger gebrochen hatte, schützte Grothusen sie mit Worten und kleinen Gesten, aber er war ihr nie nahe getreten. Jetzt tat er es mit jener müden Verzweiflung, die ihn bei Samuels Worten überkommen hatte, und sie nahm es hin – erleichtert, nicht allein zu sein, und ebenso erleichtert, dies nicht wortreich und anbiedernd eingestehen zu müssen.
    Ein wenig sprachen sie und verhielten sich wie zwei, die sich nicht kannten. Was zwischen ihnen stand, schien für Momente zwar nicht aufgegeben, aber unterbrochen. Morgen mochte alles fortgesetzt werden – seine Rache und ihr Misstrauen, sein Wunsch, auf ihre Ähnlichkeit zu pochen, und ihr beharrliches Verleugnen – jetzt aber gönnten sie sich davon eine dürftige Erholung.
    »Ich bin Andreas aus dem Weg gegangen in den letzten Wochen. Doch nun, da er fort ist, vermisse ich ihn«, murmelte sie niedergeschlagen in die finstere Nacht. Sie offenbarte ihre Trauer – und er nahm das als Geschenk.
    Anstatt zu antworten, bot er ihr eine der spitzen Zigarren an.
    Sie ergriff sie, aber ließ sie nach dem ersten Atemzug hustend fallen. Der Geschmack war fremd. Grothusen hob sie auf und rauchte sie an ihrer statt weiter.
    »Dann geh ihm doch nach«, sagte er müde. »Wenn du es tätest, würde auch ich dir folgen.«
    Sie hockte klein und verzagt.
    »Warum solltest du?«, fragte sie.
    »Mach mir nichts vor, Lena«, meinte Grothusen raunend. »Du weißt, warum Andreas von uns ging. Er floh, weil Samuel ihn verstoßen hat. Samuel hat uns alle längst verstoßen...«
    Als sie sich abwenden wollte, umarmte er sie. Seine Arme schienen aus allen Richtungen zu kommen. Zitternd streichelte er ihr über Haar und Schläfen, presste sein Kinn auf ihre Stirn und küsste einige ihrer Strähnen.
    »Sag nichts, Lena«, murmelte er. »Sag einfach nichts. Mag sein, dass wir beide fehl gehandelt haben. Mag sein, dass ich mich niemals auf Samuel hätte einlassen dürfen. Doch es ist nicht zu spät, die Sache zu beenden, wie Andreas es tat. Es ist nicht zu spät zu begreifen, dass wir beide stark genug wären und obendrein besser dran, lebten wir ohne ihn. Ich habe mich von Ruhm und Rache bestechen lassen. Ich wollte es Samuel heimzahlen und dir auch. Doch wenn du bedenkst, was er daraus gemacht hat, so wäre es besser, wir vergessen Streit und Missgunst, schließen uns zusammen und lassen ihn in seiner leeren Gruft verrotten.«
    Seiner Stimme fehlte das Spitze und Harte. Weich umrundete sie sie wie seine Arme. Lena ruhte an ihm und erinnerte sich an Andreas’ Körper, wie er sie als Geruchloser an sich gepresst hatte.
    »Lass uns fortgehen, Lena«, flüsterte Simon Grothusen. »Lass uns Andreas folgen und in den Süden ziehen. Vergiss alles hier, vergiss Samuel und vergiss, dass du ihm den Finger gebrochen hast und warum! Du gleichst mir, nicht ihm!«
    Seine Hände glitten über ihre Schultern und Ellbogen und suchten die Finger. Jene waren knöchrig geworden. Die Haut, die sich darüber spannte, war von keiner Arbeit zerstört. Nur wenn sich die Sehnen spannten, erinnerten sie an Lenas frühere Kraft.
    »Samuel hätte dich nicht zwingen dürfen, bei mir zu liegen«, raunte Grothusen, »und ich hätte mich nicht fügen sollen, um deiner Herr zu werden. Doch nun, da es geschehen ist, sollten wir es als Zeichen nehmen, dass wir einander verdienen. Ich mag nicht schön und sauber sein wie er. Aber ich will dich mehr, als er es jemals konnte!«
    Lena sträubte sich nicht. Zuletzt ließ sie zu, dass er sie sanft nach hinten presste, bis sie auf ihrem Bett lag, sie langsam aus den Kleidern löste und vor dem Bett kniend ihren Körper liebkoste. Sanft glitt seine Zunge über ihren Hals, ihre Brüste, ihre Scham. Er schmeckte sie ohne Ekel und ohne Angst, während sie bebend liegen blieb. Ihre Lust blieb leise, aber sie pochte in ihrem Körper. Sie gab sich seiner Zunge hin, stöhnte, als er von ihrer nassen Scham trank, und fühlte zuletzt – viel sanfter und unaufgeregter als zu der Stunde, da sie Samuels Hand brach –, wie ihr Körper sich bis zum Äußersten erregte und hernach entspannt zusammensank. Immer noch leckte seine

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