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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Alan. „Wenn du mit Gewalt zu ihm vordringen willst, musst du zuerst zwei Dutzend Wachen töten, die Hälfte von ihnen vom Blut. Was erwartest du von mir? Den Schlüssel zu einem geheimen Fluchttunnel?“ Seine Stimme hob sich. „Ich würde ihn dir geben, wenn ich ihn hätte. Nur um zu sehen, wie die Begegnung zwischen euch ausgeht.“
    „Niemand ist unbesiegbar“, sagte Kain.
    Alan glaubte, Bewegungen wahrzunehmen, unten am Haus. Etwas schnitt durch den schwachen Lichtschein, der aus den Fenstern nach draußen fiel. Eve, flackerte es durch seinen Verstand. Er durfte dieses Spiel nicht verlieren.
    „Ich könnte dich hineinbringen.“ Das war eine Lüge, doch eine, die Kain zu gern glauben wollte. Alan fühlte es. Er fühlte den inneren Zwist. Kain trat zurück in sein Blickfeld.
    „Wie?“
    Alan sah, wie sein Blut auf den Fingern des Killers glänzte. Er wusste plötzlich, dass alles von dieser Antwort abhing. Davon, wie glaubwürdig sie war. Wenn er Kain nicht überzeugen konnte, dass er ihn brauchte, würde sein Halbbruder ihn töten – hier auf diesem Hügel, im Hinterland von Ventura.
    „Er vertraut mir. Die Wachen kennen mich. Sie lassen mich passieren.“
    „Und du darfst deine Freunde mitbringen?“ Ein spöttischer Ton schwang in der Frage. Spott, der nicht über Kains Anspannung hinwegtäuschte.
    „Sie werden keinen Ärger machen, wenn ich für dich bürge.“
    Kain näherte sich ihm. Die Klinge durchbrach Alans Haut unterhalb der Rippen. Er zuckte zusammen unter der plötzlichen Kälte des Stahls, doch es schmerzte nicht sehr. Ein Nervenspiel, nichts weiter. Kain kokettierte gern mit dem Tod. Alan zwang sich, die Nerven zu behalten. Solange er etwas von Wert anbieten konnte, würde der Killer seine Drohungen nicht in die Tat umsetzen.
    „Woher weiß ich, dass du nicht lügst?“
    „Was hast du schon zu verlieren?“
    Die Klinge schnitt tief in sein Fleisch. Unwillkürlich verlagerte Alan sein Gewicht zurück auf die Arme und riss seine Beine hoch, ein Reflex, den er zuvor unterdrückt hatte, weil er Kain nicht hatte reizen wollen. Seine Knie trafen den Killer in den Unterleib und schleuderten ihn rücklings in den Sand.
    „Mir liegt nichts daran, ihn zu schützen“, knurrte er.
    In einer kalkulierten Anstrengung öffnete er seinen Geist. Er konzentrierte sich auf Marty, grub in verschütteten Bildern. Er krümmte sich innerlich bei der Erinnerung an diesen Moment, als er sich dem Wagen näherte, ein zertrümmertes Wrack. Die Fahrertür ließ sich nicht öffnen, er hatte die Scheibe einschlagen müssen. Martys blutüberströmtes Gesicht, kein Leben mehr in den Augen. Ein Nachhall des Schocks ließ ihn schaudern. Zugleich hielt er Kains Blick fest, der nichts preisgab. Nicht, ob er verstand. Oder ihm glaubte.
    Langsam richtete der Killer sich auf, klopfte den Sand von den Knien. Er tat es methodisch, ohne Hast. Dann blieb er stehen, reglos, sein Blick auf Alan gerichtet. Bis ein Schrei die Stille durchtrennte, ein Hilferuf. Einen Moment erstarrten sie beide. Dann fuhr Kain herum und begann zu laufen.

    Kain entsicherte die Desert Eagle, während er den Hügel hinunterstürzte. Details formten sich aus der Dunkelheit. Sie waren zu viert, zumindest die, die er sehen konnte. Und alle waren vom Blut.
    Sie wichen ein wenig zurück, als er aus den Schatten auftauchte. Er öffnete seinen Geist. Ließ sie sehen, wonach sie verlangten. Sein Blick streifte einen rotblonden Mann, der Eve festhielt und sie am Schreien hinderte. Ein Blutfaden rann ihre Wange hinunter.
    Kain wog seine Chancen ab, sie alle vier zu erledigen, und wusste, dass sie das Gleiche taten. Dass sie versuchten, ihn einzuschätzen.
    „Was wollt ihr?“
    Sorgfältig verbarg er seine Wut. Ein schwer gebauter Glatzkopf, offenbar ihr Anführer, machte eine Kopfbewegung zu Eve.
    „Sie hat etwas, das uns gehört.“
    „Und was ist das?“
    „Ein Ring.“ Er bleckte die Zähne zu etwas, das ein Lächeln sein konnte oder eine Drohgeste. „Weißt du davon?“
    Natürlich. Nachdem er den Job abgelehnt hatte, war nun jemand anders auf das Kopfgeld aus. Kain dachte an seinen Kampf mit Alan, als der ihm den Ring vom Hals gerissen hatte. Wahrscheinlich befand sich der Klunker noch immer in Alans Besitz.
    „Wenn ich euch den Ring besorge, was braucht ihr dann noch die Frau?“
    „Unser Boss ist rachsüchtig.“
    Der Glatzkopf schob seine Hand unter die Jacke. Kain stieß einen scharfen Laut aus und hob die Pistole, so dass sie direkt auf die

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