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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Worte sprudelten aus ihr heraus. „Oh Gott, ich habe sie gefunden!“
    „Wen?“
    Unmut stieg in ihr hoch, weil Felipe so langsam reagierte. „Die Downtownkiller. Andrej und Arkadin Icoupov. Zwei durchgeknallte Gangster aus Moskau.“
    Sie hörte, wie Felipe scharf Luft holte. Endlich verstand er. „Hast du die Polizei gerufen?“
    „Nein.“ Eve setzte den Blinker und bog nach links in die Melrose Avenue.
    „Warum nicht?“ Jetzt schwang Hysterie in Felipes Tonfall.
    „Weil ich’s nicht beweisen kann.“ Sie dachte an das Päckchen mit den platinblonden Haaren in ihrer Tasche. „Noch nicht jedenfalls.“ Im Rückspiegel wogten Scheinwerferketten. „Und sie haben irgendwas mit Kunstschmuggel zu tun. Oder Kunstraub. Sie machen Geschäfte mit einem Kerl namens Mordechai.“
    „Mordechai?“
    „Keine Ahnung, wer das ist.“ Ihr Nacken fühlte sich immer noch kalt an. Wenigstens ihre Hände hatten aufgehört zu zittern. „Aber das finde ich heraus. Felipe, ich bin so froh, dass ich wieder im Auto sitze. Du kannst dir nicht vorstellen ...“ Sie stockte. „Dieser Andrej ist absolut furchteinflößend. Ich weiß, dass er ein Killer ist. Ich konnte es riechen.“
    Felipes Stimme kippte leicht über. „Hast du etwa mit ihm gesprochen?“
    „Ich habe ihn geküsst.“
    Sie fuhr die Rampe hinauf zum Hollywood Freeway und ordnete sich in den fließenden Verkehr ein. Hinter ihr hing ein Wagen mit Xenonscheinwerfern, die sie im Rückspiegel blendeten. Eve blieb auf der äußersten rechten Spur, damit der andere leichter überholen konnte, aber der Fahrer schien es nicht eilig zu haben und fiel allmählich zurück.
    „Was ist, wenn er heute Nacht wieder zuschlägt?“, fragte Felipe.
    Ja, verdammt, was dann? Sie hatte darüber bisher nicht nachgedacht. Was, wenn er wieder mordete? Und sie es hätte verhindern können, weil sie seine Identität kannte?
    Der Akku piepste drei Töne, dann war die Leitung tot. Eve nahm das Telefon vom Ohr und starrte das schwarze Display an.

    Äste und Gebüsch schlugen gegen Kains Oberschenkel, während er sich einen Weg hinunter in den Betonkanal bahnte. Den Wagen hatte er auf einem Sandplatz geparkt, ein paar Meter hinter der Brücke, die den Kanal überspannte. Seine Finger waren klebrig von Blut, seinem eigenen und dem seines Opfers. Das Gewicht des Mannes behinderte ihn.
    An der abschüssigen Rampe geriet Kain ins Rutschen und löste seinen Griff um den Leib des Rothaarigen. Haltlos stürzte der Körper hinab, überschlug sich und blieb am Fuß der Böschung liegen.
    Kain erreichte ihn einen Moment später. Der Rothaarige regte sich, die Muskeln in seinen Armen spannten sich an. Kain beugte sich herab, presste ein Knie in den Rücken des Mannes und zog dessen Arme nach hinten. Benommen von Schock und Blutverlust setzte der Mann sich kaum zur Wehr, während Kain ihm die Handgelenke mit Kabelbinder fesselte. An einem Bein zog er ihn weiter in den Schatten der Brücke. Dort fesselte er auch die Fußgelenke. Keuchend sackte er gegen einen Brückenpfeiler und wartete auf die erste Schmerzwelle.

    Als Eve vom Freeway abfuhr, blendeten sie erneut Xenonscheinwerfer im Rückspiegel. Kurz überlegte sie, ob es der gleiche Wagen sein konnte, der ihr schon in Hollywood so dicht aufgefahren war. Sie bog ab in die Wilshire Street, die ins Herz von Downtown führte.
    Zwei Blocks weiter füllten die Xenonlichter noch immer ihren Rückspiegel. Die Ampel sprang auf Rot, sie stoppte. Langsam rollte sie vor und bog in die leere Straße nach rechts. Der Wagen blieb hinter ihr, während sie die Flower Street hinunter fuhr. Blut stieg ihr ins Gesicht, ihr Nacken prickelte. Wieder eine rote Ampel, wieder ein Stopp. Im Rückspiegel identifizierte sie das Fahrzeug als schwarzen Porsche. Den Fahrer konnte sie nicht genau erkennen, erfasste jedoch einen hellen Schemen hinter dem Lenkrad. Blondes Haar?
    Die nächste Straße war bereits der Olympic Boulevard. Eve zog drei Spuren hinüber bis ganz auf die rechte Seite, vorbei an einer Baustelle. Sie beobachtete, dass der Porsche das Gleiche tat. Das konnte kein Zufall mehr sein. Ihr Unbehagen steigerte sich zu Furcht.
    Sie wollte in die Garage des 717 einbiegen, dann stoppte ihre Hand vor dem Blinker, als habe sie jemand mit Eiswasser übergossen. Falls dieser Verrückte sie tatsächlich verfolgte, würde sie damit offenbaren, wo sie wohnte.
    Verdammt.
    Sie biss sich auf die Lippen, zog die Hand zurück und gab Gas. Sie bog nach rechts in die Figueroa Street

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