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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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hintereinander geparkt waren, entschied sich für einen alten Ford Pickup.
    Es kostete ihn nur wenige Sekunden, das Schloss aufzubrechen. Als er den Rothaarigen auf die Rückbank zog, brachte der Mann plötzlich ein Knie hoch und trat ihm in den Unterleib. Kain taumelte zurück. Die Wut explodierte in ihm wie eine weißglühende Kugel. Bevor sein Opfer nachsetzen konnte, richtete Kain die Desert Eagle auf ihn und feuerte drei Kugeln in seine Brust. Der Körper bäumte sich auf, zitterte und lag dann still.
    Kain packte die Beine des Mannes und stieß ihn in den Truck. Er rammte die Tür zu und zwängte sich hinter das Lenkrad. Sein Kopf schwamm. Es bereitete ihm Mühe, sich zu konzentrieren. Ungelenk riss er die Plastikverkleidung ab und schloss die Zündung kurz.
    Einen Augenblick später rollte er aus der Parklücke und die Straße hinunter, fort von der Stadt, in Richtung Highway.

    „Ich muss kurz für kleine Mädchen“, sagte Eve.
    Andrej blickte nicht einmal auf. Sie spürte seine Lippen an ihrer Halsgrube und seine Zähne, die über ihre Haut streiften. Für einen schrecklichen Moment flackerte ein Bild durch ihr Bewusstsein. Eine tiefe Wunde, getrocknetes Blut. Sie wusste nicht, warum seine Berührung ausgerechnet diese Assoziation wachrief. Mörder oder nicht; er würde wohl kaum seine Zähne in ihre Kehle schlagen.
    „Bitte.“ Sie zwang sich ein kleines Lachen ab und zog seinen Kopf mit beiden Händen hoch. „Sonst wird das hier gleich sehr unangenehm.“
    „Ich finde es eigentlich sehr angenehm.“
    In seinen Augen flackerte Gier, und noch etwas anderes, Dunkleres. Eve fand sich wieder in diesem Zustand von Unwirklichkeit, ein Tank trüben Wassers, das die Welt um sie filterte.
    „Ich bin gleich zurück. Ich schwöre.“
    Widerstrebend ließ er von ihr ab. Als sie sich nach ihrer Tasche bückte, packte er ihr Handgelenk.
    „Wozu brauchst du die?“
    Sein Griff schmerzte. „Um mir die Nase zu pudern.“
    „Also gut.“ Das Misstrauen wich aus seiner Miene, er lehnte sich zurück.
    Erleichterung überflutete Eve, als er sie endlich freigab. Gepresst atmete sie aus. Sie lächelte, dann wandte sie ihm den Rücken zu und schlüpfte aus der Nische. Sie musste sich zwingen, ihre Schritte langsam zu setzen. Durch eine dichte Menschenmenge drängte sie sich hinaus in den Korridor. Flüchtig blickte sie in einen Spiegel. Sie sah aus, als käme sie geradewegs aus dem Bett. Das Kleid zerknittert, die Haare zerwühlt, die Haut gerötet.
    Eve wandte den Blick wieder ab und schlüpfte in den Waschraum. Die Tür schwang hinter ihr zu und dämpfte den Lärmpegel zu einem entfernten Hämmern. Wärme und Zimtduft hüllten sie ein.
    Sie lehnte sich gegen die gekachelte Wand. Ihr Körper zitterte. Ihre Nerven, zum Zerreißen gespannt, drohten, nachzugeben. Aber nicht jetzt, hämmerte es durch ihren Kopf. Zuerst musste sie hier raus.
    Sie riss ein Stück Papier aus dem Handtuchspender und wickelte sorgfältig die Härchen ein, die sie mit den Fingernägeln aufgesammelt hatte, als sie Andrej über den Kopf strich. Material für einen DNA-Test. Sie musste nur noch entscheiden, ob sie das Mark zuspielte und sich damit eine bessere Position in der Exklusivberichterstattung zurückkaufte, oder ob sie jemanden fand, der das privat für sie untersuchte.
    Ihre Hände zitterten, als sie die Tür wieder aufstieß. Sie spähte durch einen Spalt, vergewisserte sich, dass Andrej ihr nicht gefolgt war. Dann glitt sie nach draußen und lief den Gang hinunter zum Ausgang.
    Der Türsteher rief ihr einen Abschied nach, doch sie antwortete nicht. Sie reichte einem der rot uniformierten Jungs auf dem Vorplatz ihren Parkzettel. Während sie wartete, dehnten sich die Minuten ins Unendliche. Der Mann brachte ihren Wagen, den zwei Jahre alten Lexus IS, den sie sich eigentlich nicht leisten konnte. Nicht jedenfalls, wenn sie sich weiterhin so viel Zeit ließ beim Abliefern ihrer Artikel.
    Eve stieg ein und fuhr los. Zu schnell rollte sie die Straße hinunter. Ein Stück hinter ihr leuchteten Scheinwerfer auf. Oder vielleicht waren sie auch vorher schon da gewesen. Sie wühlte ihr Telefon aus der Handtasche und wählte Felipes Nummer. Der Akku piepste eine Warnung, dass er fast leer war. Felipe hob erst nach dem sechsten oder siebenten Klingeln ab.
    „Ja?“, fragte er verschlafen.
    „Habe ich dich geweckt?“
    Etwas raschelte. Seine Stimme klang verzerrt, wie durch eine lange Röhre. „Wo bist du?“
    „Ich komme aus dem Valhalla.“ Die

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