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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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mitgenommen.
    Ihre Pistole.
    Siedend heiß fiel ihr ein, dass diese immer noch auf Alans Tisch liegen musste. Sie hatte ein paar Schüsse daraus abgefeuert. Was, wenn die Bullen die Hülsen gefunden und untersucht hatten? Die Beretta war auf ihren Namen registriert. Wie lange brauchten die in der Ballistik, um so etwas herauszufinden?
    „Kann ich mal das Telefon benutzen?“
    „Klar.“ Felipe reichte ihr einen schnurlosen Apparat.
    Eve tippte eine Zahlenfolge ein. Flüchtig wurde ihr bewusst, dass Marks Nummer eine der wenigen war, die sie auswendig kannte. Leiser Ärger mischte sich in ihr Unbehagen, während sie dem Klingeln lauschte. Endlich nahm er ab.
    „Ich bin’s, Eve.“
    „Wo hast du die ganze Nacht gesteckt?“, schnappte Mark. Ihr Ärger schwoll an. „Mir geht es gut, danke. Und wie geht’s dir so?“
    „Hör mal, ich habe versucht, dich zu erreichen.“ Unter seinem scharfen Ton hörte sie Sorge, das überraschte sie. „Du steckst in Schwierigkeiten.“
    „Weil ich die Nacht nicht zu Hause verbracht habe?“ Es gelang ihr nicht, den Sarkasmus zu unterdrücken. „Weißt du, ich bin ein großes Mädchen. Und du bist sicher der Letzte, der ein Recht hätte, sich darüber zu beschweren ...“
    „Eve, bitte! Es gab eine Schießerei gestern Nacht vor deinem Haus, und man hat dein Handy dort gefunden, neben ein paar wirklich großen Blutlachen, die von drei verschiedenen Personen stammen. Ich würde gern in Ruhe mit dir darüber reden, bevor die regulären Ermittler über dich herfallen.“
    „Mir hat jemand die Tasche geklaut“, gab sie ohne zu zögern zurück.
    „Warum hast du keine Anzeige erstattet?“
    „Ich war auf dem Weg zu einem Date. Es war sowieso nichts Wertvolles drin.“
    Mark schwieg einen Moment. Eve hörte seine Atemzüge in der Leitung. Dann endlich: „Du spielst jetzt dein eigenes Spiel?“ Seine Stimme klang unerwartet sanft.
    „Ich hatte ein Date“, wiederholte Eve. Sie traute ihm nicht. Besonders nicht, wenn er diesen Ton anschlug.
    „Du hast dich nicht mehr wegen der Morde gemeldet.“
    Nein. Aber Mark würde sich mit Sicherheit wieder bei ihr melden, wenn morgen ihr neuer Artikel in der LA Times erschien. Bevor sie zu ihrer Verabredung mit Alan aufgebrochen war, hatte sie Greg den fertigen Text und die Fotos geschickt.
    „Du hast dich klar ausgedrückt“, sagte sie.
    Mark seufzte. „Du weißt, wie es läuft, wenn man mitten in einer Tatortsicherung steckt. Ich schätze, ich war ziemlich harsch. Tut mir leid. Es war nicht so gemeint.“
    Eves Misstrauen sprang einen Punkt nach oben. Sie wollte ihn fragen, ob es mit Amanda gerade nicht so lief, und verbiss sich die Bosheit im letzten Moment.
    „Habt ihr schon eine Spur?“, fragte sie. Es war ein Schuss ins Blaue. „Er hat aufgehört zu morden, oder?“
    „Nach dem Toten vor der Galerie Petrowska haben wir keine Leichen mehr gefunden. Aber das heißt nicht, dass die Serie zu Ende ist. Vielleicht ist es ihm nur zu heiß geworden. Er wartet. Hält die Füße still, bis wir uns entspannen. Und schlägt dann wieder zu.“
    Sie wussten nichts. Überhaupt nichts. Sie warf einen Blick zur Wanduhr über dem Schreibtisch, deren Zeiger auf kurz vor elf standen. Mark würde Atemnot bekommen, wenn er die morgige Ausgabe der LA Times las. Sie war nicht sicher, ob sie sich davor fürchten sollte, oder lieber die Vorfreude genießen.
    „Also habt ihr niemanden verhaftet.“
    „Nein.“
    Und Andrej Icoupovs Leiche blieb offenbar auch verschwunden. Vielleicht hatte jemand, dessen Name Alan nicht nennen wollte, den Kerl in einem Kanal einbetoniert. Nun, im Moment war es ihr recht.
    „Okay“, sagte sie, „ich gehe jetzt mal zu diesen Polizeibeamten, die mich so sehnlich erwarten.“
    „Noch mal, Eve“, seine Stimme nahm einen beinahe beschwörenden Klang an, „komm zu mir, wenn du in Schwierigkeiten bist. Ich mache mir immer noch Sorgen um dich, hörst du?“
    „Na sicher“, murmelte sie, „ich liebe dich auch.“ Halb erbost, halb erleichtert legte sie auf.
    Felipe neben ihr hatte sich die ganze Zeit nicht geregt. „Hast du das ernst gemeint?“, fragte er.
    Eve schnaubte. „Was glaubst du?“
    „Kommt darauf an, was er hören wollte.“
    „Soll ich ihn noch mal anrufen und ihm sagen, er soll sich bloß nichts einbilden?“
    „Ist das wahr, mit der Handtasche?“
    Sie maß ihn mit einem langen Blick. „Bei dir steht heute aber auch jemand auf der Leitung, oder?“
    Beleidigt zuckte er mit den Schultern. Eve küsste

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