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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Mutter verloren, du Arsch.
    Riley zwang sich, die Geste nicht zurückzugeben.
    Kurz darauf war Beck mit einem Beutel Eis, einem Sechserpack Bier und einer Tüte Kartoffelchips wieder da. So stellte sich ein Mann also eine ausgewogene Mahlzeit vor. Er hielt ihr eine zweite Tüte vor die Nase, mit einem Truthahnsandwich, etwas getrocknetem Obst und einer Dose Limo. Offensichtlich ihr Abendessen. Selbst in seiner Trauer dachte er immer noch an ihr Wohlergehen.
    Sobald er in seinem Zimmer war, stellte er seinen Rucksack neben das Bett und warf seine Brieftasche hinein. Das Eis wanderte ins Waschbecken, gefolgt von vier Bierflaschen. Die fünfte klemmte er sich unter den Arm, drehte die sechste Flasche auf und ging wieder nach draußen. Besorgt folgte Riley ihm.
    Beck klappte die Heckklappe herunter und setzte sich darauf.
    »Möchtest du alleine sein?«, fragte sie. Als er den Kopf schüttelte, kletterte sie neben ihn.
    Er trank einen Schluck Bier. »Ich hatte immer gehofft, dass sie einmal über ihren Schatten springen würde und so tun, als sei ich ihr Sohn. Aber das konnte sie nie.«
    »War sie schon immer so gewesen?«
    »Mehr oder weniger. Direkt nach meiner Geburt holte meine Grandma mich nach Nord-Georgia. Sie machte sich Sorgen, dass Sadie sich nicht richtig um mich kümmern würde. Ich blieb bei ihnen, bis ich drei war, dann brachten sie mich wieder hierher.«
    »Warum haben sie dich nicht behalten?«
    »Zu der Zeit war Sadie gerade trocken. Sie dachten, sie bekäme ihr Leben auf die Reihe.« Er nahm einen großen Schluck Bier. »Sie versicherte ihnen, dass sie alles im Griff hätte, aber kurz nach meiner Ankunft fing sie wieder an zu trinken. Ich war zu viel für sie, damit kam sie nicht klar.«
    Er gibt sich schon wieder die Schuld . »Wenn sie mit einem Kind überfordert war, hätte sie sich Hilfe suchen oder dich zurück zu deinen Großeltern bringen sollen.«
    »Das war nicht ihre Art.« Sein Blick folgte einem UPS-Lieferwagen auf dem Highway, bis er außer Sicht war. »Abends ist sie ausgegangen und hat mich allein gelassen. Sie hat meinen Großeltern erzählt, alles sei prima, und die haben ihr geglaubt.«
    »Wie alt warst du da?«, fragte Riley, überrascht, wie offen er über seine Kindheit sprach.
    »Vier.«
    Riley schnappte nach Luft. »Mein Gott, Beck. Es ist ein Wunder, dass du noch lebst. Du hättest das Haus in Brand stecken können oder so etwas.«
    »Meistens habe ich ferngesehen«, sagte er.
    »Was hast du gegessen? Ich meine, hat sie dir etwas zu essen dagelassen?«
    »Meistens nicht. Ich weiß noch, wie ich eines Abends echt richtig Hunger hatte, also bin ich auf die Arbeitsplatte geklettert und habe mir eine Dose aus dem Schrank genommen, aber ich bekam sie nicht auf.«
    »Und dann?«
    »Ich bin damit zur Nachbarin gegangen, Ms Welsh. Sie war immer richtig nett zu mir. Sie musste mir versprechen, dass sie Sadie nicht verraten würde, dass ich eine der Dosen genommen hatte, sonst bekäme ich eine Tracht Prügel. Sie sagte, es würde unser Geheimnis bleiben.« Er lächelte bei der Erinnerung. »Sie gab mir die Dose zurück und gab mir etwas aus ihrem Schrank. Auf diese Weise würde ich keinen Ärger bekommen.« Er seufzte. »Sie ist vor ein paar Jahren gestorben. Ich hoffe, sie ist im Himmel, denn sie hat alles Gute für das nächste Leben verdient. Sie war eine Heilige.«
    Anders als deine Mutter.
    Er räusperte sich. »Wenn Sadie nach Hause kam, habe ich mich versteckt. Meistens war sie zu betrunken, um zu wissen, dass ich da war, aber hin und wieder flippte sie aus, und wenn ich dann irgendetwas tat, bekam ich eine Tracht Prügel. Manchmal brachte sie auch irgendeinen Deppen mit.« Er schüttelte den Kopf. »Das habe ich erst später richtig verstanden, aber ich wusste damals schon, dass es nicht richtig war.«
    Er packte die Bierflasche fester. »Ich hatte immer gehofft, einer dieser Kerle wäre mein Vater, aber ich glaube nicht, dass es einer von denen war.«
    »Ich weiß nicht, wie du das ausgehalten hast. Ich wäre weggelaufen.« Dann begriff sie, warum er es nicht getan hatte. Was, wenn sein Vater gekommen wäre, während er fort war?
    »Sorry, du solltest dir diesen ganzen Scheiß nicht anhören. Ist jetzt sowieso egal.«
    Ist es nicht, sonst würdest du nicht darüber reden.
    »Hast du noch jemandem davon erzählt?«
    »Donovan wusste das meiste. Er wollte mich bei einer Pflegefamilie unterbringen, aber ich sagte ihm, dass ich weglaufen würde. Erst später fand ich heraus, dass er

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