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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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tust du das?«
    »Weil es sein muss«, antwortete der Mann.
    Hat er meine Waffe gefunden? Beck bewahrte sie im Handschuhfach auf, sie war also nicht einmal versteckt. Er wurde an den Rand der Heckklappe gezerrt und kurzerhand über die Kante gerollt. Ehe er reagieren konnte, schlug er hart auf, Schulter und Schädel krachten auf den Boden. Der Aufprall machte ihn benommen, und in seinem Kopf drehte sich alles, als wollte er protestieren.
    Nachdem er sich vor kurzer Zeit eine Kopfverletzung zugezogen hatte, hatte die Ärztin der Zunft ihn genau davor gewarnt und ermahnt, vorsichtig zu sein. Er war vorsichtig gewesen, er hatte nur nicht damit gerechnet, vom einzigen Bestatter in Sadlersville gekidnappt zu werden.
    Was fehlte, war das Gewirr trunkener Stimmen, die sich gegenseitig damit übertrumpften, was sie mit diesem miesen Scheißkerl Denny Beck anstellen würden. Hatte er sich geirrt? Vielleicht ging es hier gar nicht um Lynchjustiz, sondern um etwas ganz anderes.
    Als McGovern den Leichensack über den Boden schleifte, stöhnte er unbehaglich. Mit erheblicher Mühe wuchtete sein Entführer ihn hoch und in etwas Wackeliges, ein Boot vielleicht. Die ganze Zeit über dröhnte Becks Kopf pochend im Takt zu seinem Herzschlag.
    »Wo fahren wir hin?«, rief er laut. Sein Mund war trocken.
    McGovern antwortete nicht.
    Warum tut er das? Beck hatte nie irgendwelche Probleme mit dem Bestatter gehabt, und der Typ sollte eigentlich nichts gegen ihn haben. Vielleicht hatte es etwas mit Sadie zu tun? Aber etwas böses Blut zwischen den beiden war wohl kaum ein Grund, weshalb dieser Kerl riskierte, in den Knast zu kommen.
    Beck versuchte, sich auf die kleinen Details zu konzentrieren. Neben dem stechenden Gestank des Plastiks nahm er noch einen anderen Geruch wahr, einen, den er besser kannte als die meisten: Sie waren irgendwo im Sumpf. In Gedanken grenzte er die Möglichkeiten ein. Es gab nur wenige Zugänge zum Okefenokee-Sumpf, und der im Süden der Stadt besaß ein großes Tor, das bei Sonnenuntergang abgeschlossen wurde. Der nächstgelegene Zugang war Kingfisher Landing nördlich von Sadlersville, der von den Einheimischen Poacher’s Landing, Wilddieb-Anleger, genannt wurde, weil er für alle offen war und die einfachste Möglichkeit darstellte, unbemerkt im Sumpf zu verschwinden. Beck könnte wetten, dass sie jetzt genau dort waren.
    Als der Bootsmotor neben seinen Ohren röhrend ansprang, zwang er sich, sich auszuruhen. Wenn er Glück hatte, würde sich ihm irgendwann eine Chance zur Flucht bieten. Wenn nicht, würde das hier eine Reise ohne Wiederkehr werden.

    Seiner Schätzung nach vergingen Stunden. Der Leichensack gewährte ihm nur geringen Bewegungsspielraum, so dass sein Rücken schmerzhaft gegen den unebenen Boden des Bootes gepresst wurde. Er zerrte weiterhin am Seil, erreichte aber nur, dass er sich den Mund wundscheuerte und die Lippen aufriss.
    Wie weit fahren wir denn noch?
    Als das Boot langsamer und der Motor schließlich ausgestellt wurde, wusste Beck, dass der Moment ganz nah war. Er hatte es aufgegeben, die Fesseln an seinen Handgelenken zu lösen. Die mussten bleiben. Zumindest hatte er die Füße frei, und das bedeutete, dass er losrennen konnte, sobald McGovern ihn auf festen Boden gezerrt hatte. Schwimmen kam dagegen nicht in Frage.
    Was, wenn er mich einfach über Bord wirft? Beck würde ertrinken, eher er sich aus dem Sack gekämpft hatte. Doch etwas sagte ihm, dass das nicht McGoverns Plan war – sonst hätte er es längst getan.
    Das Boot schaukelte, als sein Entführer ausstieg. Wahrscheinlich befestigte er es an einem kleinen Baum.
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, was das alles soll«, sagte Beck, als hätte er sich in das Unvermeidliche gefügt.
    »Es ist nicht persönlich gemeint. Aber es muss einfach sein.«
    S orge dafür, dass er redet . »Das beruhigt mich nicht gerade.«
    Ein leises Lachen. »Dein Sinn für Humor hat mir schon immer gefallen. Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern, dass deine Mutter eine schöne Beerdigung bekommt.«
    Becks Zorn wuchs, und er hatte Mühe, ihn im Zaum zu halten. »Lass mich gehen, und ich werde den Bullen kein Wort sagen.«
    Die einzige Reaktion war, dass McGovern ihn aus dem Boot hievte und ans Ufer zerrte. Wasser spritzte rund um den Sack auf, aber er blieb heil. Er wurde weitergezerrt, doch dieses Mal war es nicht so leicht, da sein Körper über Äste und allerlei Gestrüpp geschleift werden musste.
    »Du wirst mich umbringen,

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