Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
Vom Netzwerk:
fragte er mit träge schleppender Stimme.
    »Ja. Ein Freund von mir ist verschwunden. Sie müssen ihn finden.«
    »Du bist doch das Mädchen, mit dem Denver Beck gekommen ist, oder?«
    »Er ist derjenige, der verschwunden ist«, antwortete Riley und kam näher. Nervös erklärte sie ihm ausführlich, was passiert war und warum sie sich solche Sorgen machte.
    Der Deputy teilte ihre Besorgnis offenkundig nicht. »Wahrscheinlich ist ihm das Bier ausgegangen.«
    »Nein! Im Waschbecken liegen noch vier Flaschen, und außerdem hat er seine Brieftasche hiergelassen.«
    »Hast du was von dem Bier getrunken, Missy?«, fragte der Mann stirnrunzelnd.
    »Was? Nein, habe ich nicht. Ich mag kein Bier.« Außerdem war sie noch nicht volljährig.
    »Wahrscheinlich ist er morgen früh mit einem höllischen Kater wieder da. Das ist typisch für ihn.« Der Deputy machte Anstalten, sich wieder in sein Auto zu quetschen.
    »Warten Sie! Wo wollen Sie hin? Er braucht Ihre Hilfe.«
    »Der ist schon immer abgehauen, schon als Kind. Wenn er morgen Abend nicht zurück ist, ruf noch mal im Büro an. Dann bringen wir dich zum Busbahnhof. Du wärst nicht das erste Mädel, das er sitzenlässt, sobald er mit ihr fertig ist.«
    Er dachte also, sie sei Becks Braut. »Wir fangen nur Dämonen zusammen. Und er würde mich hier nicht allein lassen.«
    Der Mann schmunzelte. »Du fängst Dämonen? Der ist gut!«
    Ehe sie ihre Dämonenfängerlizenz hervorholen und sie dem Idioten unter die Nase halten konnte, war er schon auf und davon.
    »Sie … Volltrottel«, schrie sie und kickte dem davonfahrenden Auto Kies hinterher. Sie stürmte in ihr Zimmer und knallte die Tür zu.
    Was sollte sie tun? Stewart anrufen? Das würde nicht viel nützen, da der Meister in Atlanta war. Solange der Sheriff unerreichbar blieb und sie keinen fahrbaren Untersatz hatte, saß sie bis zum Morgen hier fest.
    Mittlerweile schrak Riley bei jedem Geräusch zusammen, also holte sie Becks Stahlrohr aus seinem Rucksack und kletterte in sein Bett. Es roch nach seinem Rasierwasser, doch das beruhigte sie nicht. Sie zog die Decke enger um ihre Brust, schloss die Augen und betete, dass ihre schlimmsten Ängste nichts als Einbildung waren.

    Blinzelnd schlug Beck in der Dunkelheit die Augen auf und stellte fest, dass er an einem Baum lehnte. Die schmale Mondsichel schimmerte durch die Bäume über ihm. Trotz seiner Lederjacke zitterte er in der Kälte.
    Die gute Nachricht war, dass die Seile um seine Handgelenke verschwunden waren. Er ließ den Kopf kreisen und spürte, wie sich die rechte Nackenseite protestierend verkrampfte. Zumindest konnte er gut sehen, also war er vielleicht um eine Gehirnerschütterung herum gekommen. Erst als er die Beine bewegte, um aufzustehen, entdeckte er die schlechte Nachricht: Eine schwere Eisenkette mit rostigen Gliedern reichte vom Baum bis zu seinem linken Knöchel. Ein verbeultes Vorhängeschloss verband ihn mit der Kette zu einer unlösbaren Einheit.
    »Verdammte Scheiße«, sagte er, und seine Panik stieg umgehend von null auf hundert. Ein Ruck an der Kette zeigte ihm, dass er sich eher den Knöchel brechen als sich losreißen würde. Er schob seine Finger unter die Kettenglieder und versuchte, sie vom Stiefel zu streifen. Die Kette saß zu fest.
    Schwankend kam Beck auf die Beine und betrachtete den Baum hinter sich. Es war eine Zypresse, einer der bejahrten Wächter des Sumpfes, glatt und dick. Sie war so groß, dass es drei Becks gebraucht hätte, um die Arme darum zu schlingen. Er packte die Kette fest, stützte die Füße gegen den Stamm und zog kräftig. Hitze strömte durch seine Arme und Rückenmuskeln, aber die Kette hielt. Er stand wieder auf und wischte sich Dreck und Rost von den Händen.
    »Du Scheißkerl«, brüllte er, und seine Stimme hallte in der Wildnis um ihn herum wider. In der Ferne rief eine Eule eine Antwort. Wer hatte das getan? Warum hatte derjenige McGovern angegriffen, nur um ihn zu stehlen und an einen Baum zu ketten?
    Beck versuchte, seinen Atem zu beruhigen und gründlich nachzudenken. Wenn er keine Möglichkeit fand, zu entkommen, würde es kurz und brutal werden: Wenn nicht einer der Dämonen des Sumpfes ihn schnappte, würde er an Kälte und Erschöpfung sterben. Vielleicht erwischte ihn auch ein Bär oder eine Schlange, oder ein Alligator riss ihn von der Kette los, schleppte seinen böse zugerichteten Leichnam ins Wasser und bunkerte ihn in seiner Vorratskammer.
    Ein Rascheln im Unterholz lenkte seinen Blick in die

Weitere Kostenlose Bücher