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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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nächsten Leben dein Sklave zu sein.«
    »Und was wünschst du dir, Denver Beck?«
    »Dass du verschwindest«, erwiderte er. Er widmete sich wieder der vor ihm liegenden Aufgabe – zu versuchen, sich von der Kette zu befreien. Auf das Vorhängeschloss einzuschlagen hatte nur dazu geführt, dass ihm jetzt der Fuß weh tat, also probierte er jetzt, den Spalt im Ring zu verbreitern. Wo hatte der Dämon das Vorhängeschloss überhaupt her? Hatte er es einfach heraufbeschworen oder so?
    »Sie hassten dich«, fuhr der Dämon fort. »Diese beiden, die gestorben sind. Sie brachten dich hier raus, um dich zu verarschen.«
    Becks Mut geriet ins Schwanken. »Das weiß ich auch.« Er blickte auf. »Wieso bist du hier? Warum sollte ein Dämon mit den Alligatoren Fangen spielen?«
    Der Blick des Dämons loderte auf. »Zur Strafe, heißt es. Weil ich dem Höllenfürsten nicht auf angemessene Weise Respekt zollte.« Angewidert spie er aus. »Weil ich seine Befehle nicht beachtet habe.«
    »Kein Fan vom guten alten Luzifer?«, sagte Beck, um festzustellen, ob er ihn irgendwie provozieren konnte.
    Der Dämon zuckte zusammen, als er den Namen seines Herrn hörte, aber er schrie nicht gequält auf wie die meisten Höllendiener.
    Beck spürte die Schwäche seines Gegners. »Lass mich raten: Du hast zu Sartaels Trupp gehört, aber aus irgendeinem Grund hast du bei der großen Schlacht gefehlt. Du hast gedacht, der verrückte alte Erzengel würde Luzifer schon umpusten, und es sei nicht nötig, dass du dich da blicken lässt. Und jetzt bist du hier. Ein Verräter, den ein Haufen Verräter ins Exil geschickt hat.«
    Der Dämon bewegte sich schneller, als er für möglich gehalten hätte. Er riss das Gewehr hoch, um sich zu schützen, doch der Höllendiener hatte bereits zugeschlagen und sich wieder zurückgezogen. Beck taumelte zurück und verzog das Gesicht vor Schmerz. Ohne den Dämon aus den Augen zu lassen, bückte er sich und tastete vorsichtig sein linkes Bein ab. Als er die Hand wieder wegnahm, war sie blutig. Nach einer, vielleicht zwei Stunden würde er die Wirkung zu spüren bekommen, zuerst Fieber und dann, sobald die Entzündung schlimmer wurde, würde er zu halluzinieren beginnen. Wenn die Wunde nicht mit Weihwasser behandelt wurde, würde sie ihn umbringen.
    »Jetzt hast du keine Wahl mehr, Denver Beck«, fauchte der Dämon. »Du wirst mir deine Seele übergeben, oder du wirst hier sterben, und niemand wird deine Knochen finden.« Er lächelte und deutete auf das Fleckchen Erde vor dem anderen Baum. »Ich bin sicher, dass die Brüder dich im Tod mit offenen Armen begrüßen werden.«

    Der Leichnam des erschlagenen Dämonenfängers lag zu seinen Füßen, die blicklosen Augen des Opfers starrten verblüfft nach oben, während sein Lebenssaft im grellen Sonnenlicht eine Pfütze bildete. Ori schüttelte den Kopf über die Dummheit des Mannes. Es schien, als hätte der Idiot es darauf abgesehen, sich umzubringen.
    Er gab dem Schöpfer die Schuld an der Selbstüberschätzung der Sterblichen. In diesem Fall war es der Glaube, ein einzelner Dämonenfänger könne gegen ein göttliches Wesen kämpfen und es überleben, um davon zu erzählen. So etwas kam vor, aber außerordentlich selten. So auch heute nicht.
    Ori hatte gewusst, dass der Mann ihn seit ein paar Tagen verfolgte, und ihm schließlich einen Moment grausamen Ruhmes gewährt. Der Dahingeschiedene gehörte nicht zu den Dämonenfängern der Stadt – die waren klug genug, niemanden seinesgleichen herauszufordern. Dieser hier war aus einer anderen Stadt gekommen, in der unverschämten Hoffnung, Berühmtheit zu erlangen. Doch am Ende warteten nicht Erfolg und Ehre, sondern der Tod.
    Eine rasche Handbewegung, und der Leichnam flammte auf und zerfiel, doch das Feuer vermochte nichts gegen die Kälte in der Seele des Engels auszurichten. Zu lange hatte er gegen dürftiges Lob abtrünnige Dämonen für seinen Gebieter getötet. Selbst jetzt war er gezwungen, weitere von ihnen umzubringen, und das ohne zusätzliche Hilfe. Aber das würde sich ändern, sobald Riley Anora Blackthorne wieder in der Stadt war, dafür würde Ori sorgen. Er empfand etwas, das einem Gefühl der Ungeduld nahekam – ein vollkommen menschliches Gefühl –, da der Moment ihrer Ankunft näher rückte …
    Er witterte den schwachen Geruch seiner Beute, eines abtrünnigen Erzdämons aus jener Stadt, die die Sterblichen St. Louis nannten. Ori verschwand, wieder auf der Jagd. Seiner Ansicht nach konnte der

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