Engelsfeuer
gegessen. Hast du Hunger?«
Riley hatte eigentlich keinen Appetit, aber um ihn bei Laune zu halten, nickte sie. »Wie bist du zum Motel gekommen?«
»Ich bin gelaufen. Hab kein Taxi gefunden.«
»Wem sagst du das?« Vielleicht können wir uns fahren lassen . Sie rief Sam an, und als die Nichte des Sheriffs sich meldete, erklärte sie ihr die Situation.
»Dieser Neue, sieht der scharf aus?«, fragte Sam.
»Absolut.«
»Ich bin in zehn Minuten bei euch.«
»Wir werden abgeholt«, rief Riley laut. Sie sparte sich die Erklärung, dass es wegen Simons Aussehen geschah, nicht aus Freundlichkeit.
Kreischende Bremsen auf dem Parkplatz kündigten die Ankunft ihrer Fahrerin an. Als Riley und Simon auf das Auto zugingen, ließ Sam das Fenster herunter.
»Du hast recht, das ist ja echt ein Schnuckel.«
Riley stöhnte. Kann mich bitte jemand auf der Stelle erschießen? »Simon, das ist Samantha, genannt Sam.« Die keine Ahnung hat, wie sie ihr loses Mundwerk in den Griff kriegen soll .
»Nett, dich kennenzulernen«, sagte er höflich.
»Yeah, echt klasse«, erwiderte das Mädchen strahlend.
Riley überließ Simon den Vordersitz, da sie wusste, dass Sam die ganze Fahrt über nicht den Blick von ihm abwenden würde. Wenn er hinten säße, könnte das gefährlich werden, falls sie tatsächlich auf nennenswerten Verkehr stoßen sollten.
»Und, wie ist es so?«, sprudelte es aus Sam heraus. »Ich meine, Dämonenfänger zu sein. Prügelt man sich da echt ständig, so wie in der Fernsehsendung?«
»Es ist ein ungewöhnlicher Beruf«, antwortete Simon diplomatisch. Dann wechselte er geschickt das Thema, fragte Sam nach ihrem Leben und lenkte von sich ab. Ihre Fahrerin schien es gar nicht zu bemerken. Während sie sprach, gab Simon interessierte Laute von sich, doch Riley merkte, dass er mit Gedanken ganz woanders war.
»Wo können wir etwas essen?«, fragte Riley. Jetzt, wo sie nicht mehr im Motelzimmer hockte, verspürte sie ebenfalls Hunger.
»Es gibt einen Italiener. Passt euch das?«, fragte Sam.
»Klingt gut«, sagte Riley.
Doch kurz darauf standen sie vor verschlossenen Türen, da in dem Restaurant eine private Feier stattfand.
»Gott, das ist ja, als wäre man nach Sibirien verbannt«, grummelte Sam.
Wie Motten immer wieder zum Licht flogen, landeten sie schließlich im Diner und suchten sich eine Nische im hinteren Bereich des Restaurants. Als Sam darauf bestand, neben Simon zu sitzen, schien ihre Aufmerksamkeit ihn zu verwirren. Zu ihrer Überraschung verspürte Riley nicht die geringste Eifersucht. Was immer sie je für ihren Exfreund empfunden hatte, war tot und begraben, fortgespült durch eine Weihwasserdusche.
Immerhin hasst er mich nicht mehr.
Während Sam die Speisekarte studierte, zog Simon zwei Zeitungen aus seinem Rucksack und legte sie vor Riley auf den Tisch. »Tut mir leid, ich hätte sie dir schon im Motel geben sollen. Stewart möchte, dass du sie liest. Da sind zwei Artikel von der Reporterin, mit der Beck … ausgegangen ist.«
Ausgegangen? So würde Riley das nicht gerade nennen, aber sich sparte sich die Mühe, ihn zu korrigieren.
»Danke.« Sie zog die Zeitungen zu sich heran und begann mit der Ausgabe von vor zwei Tagen, dem Tag, an dem Sadie gestorben war. Der Artikel war zum Glück nicht auf der Titelseite des Atlanta Journal Constitution erschienen, sondern lag versteckt im Innenteil. Becks Foto war ganz ordentlich, und obwohl es ihr schwerfiel, musste sie der Reportertussi zubilligen, dass der Bericht gut geschrieben war. Er hatte nichts von einem Hetzartikel – bis auf den letzten Absatz, in dem Justine Fragen über Becks frühe Jahre in Sadlersville aufwarf. Besonders über seine Rolle beim Tod der Keneally-Brüder.
Das bedeutete, dass die Meister und ganz Atlanta jetzt Becks dunkelstes Geheimnis kannten.
Leise vor sich hin murmelnd griff Riley nach der zweiten Zeitung, die heute Morgen erschienen war.
Ist dieser dekorierte Kriegsheld ein eiskalter Killer?
Sie hob den Kopf und traf Simons Blick. Sie merkte, dass er sich Sorgen machte, wie sie reagieren würde.
»Alles in Ordnung.« Das wird es sein, nachdem ich ihr die Lungen herausgerissen habe .
Riley überflog den Artikel. Justine hatte nur einen Fehler gemacht und behauptete, Beck sei sechzehn gewesen, anstatt fünfzehn. Die Frage wurde nicht beantwortet, der Artikel führte lediglich die Argumente beider Seiten auf. Und am Ende kam dann ein weiterer Anreißer:
Musste Denver Beck als Sündenbock für das
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