Engelsfeuer
verscheuchen. »Lasst mir etwas Wasser da und … ich werd schon wieder.« Wie zum Beweis, dass er log, begann er, in einem erneuten Fieberanfall am ganzen Leib zu beben.
Wenn wir zurückkämen, wärst du tot .
Es gab nur eine Möglichkeit.
»Ich bleibe hier«, verkündete Riley. »Bitte gehen Sie und holen Sie Hilfe.«
Ray starrte sie an, als sei sie geisteskrank. »Das ist Wahnsinn«, protestierte er. »In der Dunkelheit kann ich nicht so schnell fahren. Es könnte bis morgen früh dauern, ehe ich wieder zurück bin. Ich weiß, dass du eine Dämonenfängerin bist, aber eine Nacht im Sumpf zu verbringen gehört zu den Dingen, die …«
»… die Dämonenfänger tun«, erwiderte sie erstaunlich ruhig. »Beck schafft es nicht allein. Ich kann seine Wunde behandeln und ihn am Leben erhalten, während Sie das Werkzeug holen.«
»Bis du dir ganz sicher?«, fragte der Mann.
Sie nickte, doch innerlich flatterte sie wie ein Vogel in den Fängen einer Katze.
»Ach, verdammt«, sagte Ray fahrig. »Wehe, ihr beide seid nicht mehr am Leben, wenn ich wiederkomme.«
»Es wird schon gutgehen«, erwiderte sie. Jetzt höre ich mich schon an wie mein Dad. »Sie sollten besser aufbrechen. Es ist fast dunkel.«
Mit einem letzten Blick auf Beck machte Ray sich auf den Weg über die Lichtung. Der Dämon spannte sich an und fauchte erneut. In dem Moment, in dem er sich auf den Mann stürzte, war Riley am Zuge, ihre Weihwasserkugel flog im Bogen auf die rennende Höllenbrut zu. Der Dämon kreischte vor Schmerz auf, als die geweihte Flüssigkeit seine Brust traf und die Haut verätzte. Zähnefletschend wirbelte er herum und verschwand im Unterholz.
»Los!«, schrie sie.
Ray rannte zum Kanal, die Füße trommelten auf den Boden, die Weihwasserkugel hielt er in der Hand. Wenn er es nicht bis zum Boot schaffte, säßen Beck und sie richtig in der Klemme.
Riley wusste, dass ihr nicht viel Zeit blieb, bis der Dämon zur zweiten Runde zurückkehrte, und wühlte in ihrem Rucksack. Sie klemmte sich eine Flasche mit Weihwasser unter den linken Arm und zeichnete mit dem Stahlrohr einen Kreis auf den Boden, der Beck und den Baum einschloss, mindesten viereinhalb Meter im Durchmesser, damit sie genug Platz hatten, um sich zu bewegen. Alle paar Schritte hielt sie inne und füllte den Kreis mit der Flüssigkeit, so dass sie allmählich eine geweihte Barriere schuf. Sie kam nur langsam voran. Ihr Rücken verkrampfte sich, die Knie zitterten, aber sie hörte nicht auf.
Beck setzte sich auf und begann zu singen, irgendetwas von einem guten, alten Knaben, der in den Krieg zog und dessen Familie Mondschein herstellte. Bei den höheren Tönen brach seine Stimme. Riley lächelte über die Melodie, aber sie arbeitete weiter an dem Schutzkreis.
Etwa auf halber Strecke ging ihr das Weihwasser aus. Nachdem sie eine weitere Flasche geholt hatte, grub sie weiter im Boden, goss Flüssigkeit hinein, grub weiter, und goss, immer wieder. Eine weitere Flasche war leer, und sie hatte nur vier mitgebracht. Sobald der Kreis fertig war, ging sie mit der dritten Flasche die Linie noch einmal ab und füllte alle Lücken. Als sie sicher war, dass der Schutzkreis so stark war, wie nur irgend möglich, ließ Riley sich neben Beck auf den Boden sinken. Solange da draußen nur ein einziger Höllendiener war, würde er halten. Doch sobald er ein paar Freunde mitbrachte, würde es ungemütlich werden.
In der Ferne vernahm sie das Geräusch eines Bootsmotors, der hochgedreht wurde und ihr signalisierte, dass Ray es bis zum Kanal geschafft hatte. Oder es war der Dämon, der sie glauben machen wollte, Hilfe sei unterwegs.
Morgen früh werden wir es wissen.
Riley öffnete eine kleine Wasserflasche und bot Beck zu trinken an. Er packte die Flasche mit beiden Händen und begann zu trinken.
»Gott, tut das gut.« Noch ein tiefer Schluck.
Mit ihrem Messer schnitt sie vom Knöchel aus sein linkes Hosenbein auf. Die Dämonenwunde war ein langer Schnitt an der Außenseite der Wade, und Riley erschauderte, als sie die reichlich ausgetretene Flüssigkeit sah. Sobald sie die Wunde ganz freigelegt hatte, warnte sie Beck.
»Ich muss dich mit Weihwasser behandeln. Bist du bereit?«
Er nickte schwach, und sie kippte die Flüssigkeit in einem Schwung auf die Wunde. Als das infizierte Fleisch daraufhin anfing, Blasen zu werfen, schnappte Beck scharf nach Luft. Dann fluchte er laut und ausgiebig.
Tut mir leid .
Sobald die Wunde einigermaßen sauber aussah, reinigte sie sie mit
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