Engelsfeuer
erfasste.
Irgendetwas bereitete ihr Unbehagen, als würde jemand sie beobachten. War das ein Dämon? Ray hatte erwähnt, dass er bei früheren Ausflügen in den Sumpf welche gesehen hatte. Unbehaglich zog sie eine Flasche mit Weihwasser aus ihrem Rucksack. Vielleicht war sie paranoid, aber das war meistens auch besser, wenn man es mit Höllenbrut zu tun hatte.
Riley reichte erst ihren schweren Rucksack heraus, dann Becks. Er war genauso schwer wie ihr Gepäck, vollgepackt mit Wasserflaschen und Essen.
»Wir könnten die hierlassen«, schlug Ray taktvoll vor.
»Ich habe das Gefühl, wir werden sie brauchen.«
»Okay«, sagte er und warf sich Becks Rucksack über die Schulter. »Geh direkt hinter mir und pass auf, wo du hintrittst. Ich suche nach Fußspuren, Stofffetzen, was auch immer. Wenn du etwas siehst, sag mir Bescheid, aber sammle es nicht selbst ein. Das mache ich.«
Sie blieb die ganze Zeit hinter Ray, während sie sich langsam und mühevoll ihren Weg durch den Sumpf bahnten. Der Boden war uneben, übersät mit Baumwurzeln und abgebrochenen Ästen. Kleingetier kroch durch das Unterholz um sie herum. Riley wollte gar nicht so genau wissen, was das war, aber sie nahm an, dass sämtliche Viecher ganz scharf auf ein Häppchen Dämonenfänger waren. Über ihnen setzte hämmernd ein unchristlicher Krach ein.
»Was ist das?«, fragte sie und suchte die Bäume ab.
»Ein Helmspecht.« Ray blieb stehen und deutete auf etwas. »Nach was sieht das da für dich aus?«
Sie spähte an ihm vorbei. Im Boden war ein Fußabdruck zu erkennen, aber er gehörte keinem Menschen.
»Das ist ein Dämon. Sehen Sie die Krallen?«, sagte sie. »Sieht aus, als hätte er irgendetwas hinter sich hergezerrt.«
»Vielleicht deinen verschwundenen Fänger«, erwiderte Ray.
Je weiter sie gingen, desto deutlicher hörte Riley die Uhr ticken. Die Dämmerung würde bald hereinbrechen, und sie mussten Beck heute Abend finden. Immer wieder rief sie seinen Namen, doch bis auf die Geräusche des Sumpfes erhielt sie keine Antwort.
Ray hob eine Hand, damit sie stehen blieb, und zeigte erneut auf etwas. Neben einem umgestürzten Baumstamm lag eine Schlange. Sie war groß, obwohl inmitten dieser Wildnis jedes Reptil riesig zu sein schien. Ein trockenes, geheimnisvolles Klappern setzte ein.
Riley schluckte. »Ist sie giftig?«
»Ja. Sie ist hübsch, oder?«
Sie musste zugeben, dass sie ziemlich cool aussah, so zusammengerollt, grau mit einer Art schwarzer Querstreifen. »Was ist das für eine?«
»Eine Waldklapperschlange. Wir müssen nur warten, bis sie weiterwandert. Sie sind nicht aggressiv, solange wir uns nicht dumm anstellen.«
Ich hoffe, die Schlange weiß das.
Nachdem es kundgetan hatte, dass es nicht sehr erfreut über die Störung war, schlängelte das Tier davon, eineinhalb Meter tückische Schönheit.
Während Riley darauf wartete, dass ihr Herzschlag sich wieder normalisierte, trug der Wind etwas zu ihr, kaum wahrnehmbar und aus weiter Ferne.
»Warten Sie«, sagte sie und berührte Ray am Arm. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich, versuchte, das Geräusch von allem anderen um sie herum zu trennen. Dann lächelte sie. »Das ist Beck. Er singt. Hören Sie ihn?«
Ray schüttelte den Kopf.
Die Stimme verstummte. War es nur eine Illusion gewesen? War sie so verzweifelt, dass sie schon Dinge hörte, die nicht real waren? Oder war das ein Dämon, der sie tiefer in den Sumpf locken wollte?
Der Gesang begann von neuem, und dieses Mal wusste sie, dass sie nicht halluzinierte.
»Das ist er!«, schrie sie. »Das ist ein Song von Carrie Underwood. Er lässt ihn ständig in seinem Truck laufen.«
Sie gingen schneller, ohne es an der nötigen Vorsicht mangeln zu lassen, die angebracht war, wenn man nicht wusste, was sich unter den Füßen befand. Die Stimme wurde schwächer und wieder lauter. Schließlich erstarb sie ganz.
»Beck?«, rief sie laut. »Beck!«
Sie liefen weiter, in der Hoffnung, das Lied erneut zu hören, bis sie eine geräumige Lichtung erreichten, einen offenen Platz mit ein paar gewaltigen Zypressen. Es dauerte einen Moment, bis sie Beck entdeckt hatte, seine hellbraune Jacke diente nicht nur zum Schutz, sondern auch zur Tarnung. Er lehnte an einem dicken Baum, das bärtige Gesicht war hochrot und verschwitzt, sein Haar verfilzt und der Blick irrte in die Ferne. Bestürzt starrte er zu ihr hoch.
»Lass mich in Ruhe, Dämon!«, krächzte er.
Das hörte sich gar nicht gut an.
»Du bekommst meine Seele
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