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Engelsfeuer

Engelsfeuer

Titel: Engelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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atmete.
    »Beck? Was ist los?«, fragte sie und rutschte näher zu ihm.
    »Der Dämon. Er kriecht immer noch in meinem Verstand herum und erzählt mir immer wieder, was der verdammte Engel mit dir gemacht hat und …« Er hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu. »O Gott, mach, dass es aufhört!«
    Voller Panik kniete sie sich neben ihn. Countrysongs zu singen, um die Gedankenmanipulationen des Dämons zu blockieren, würde nicht ausreichen. Sie brauchten etwas, das stärker war als die Lügen der Hölle.
    Liebe.
    Riley wusste nicht, ob er sie liebte, aber sie wusste, dass er ihren Vater bewundert hatte. Behutsam nahm sie seine Hände und zog sie von den Ohren fort. »Beck, hey, sieh mich an.« Sein bittender Blick fand ihren. »Erzähl mir von meinem Vater. Du weißt schon, wie du ihn kennengelernt hast und wie er war.«
    »Was?«, fragte er verwirrt.
    »Sprich mit mir über meinen Dad«, befahl sie. »Der Dämon kommt nicht an dich ran, wenn du an jemanden denkst, den du liebst.« Sie war nicht sicher, ob das stimmte, aber es war die einzige Waffe, die ihnen gegen die finstere Stimme in Becks Kopf zur Verfügung stand.
    »Du spielst mit mir, versuchst mich dazu zu bringen …«
    »Nein! Ich versuche, dir zu helfen. Bitte hör mir zu. Ich würde niemals irgendetwas tun, um dich zu verletzen, Beck. Das schwöre ich dir beim Grab meines Vaters.«
    Er blinzelte, dann nickte er langsam, als die Botschaft zu ihm durchdrang. »Ich habe Paul wirklich geliebt. Er war so gut zu mir. Er war wie der Dad, den ich nie hatte.«
    »Erzähl mir, wie ihr beide euch das erste Mal getroffen habt. Das war in der Schule, oder?«
    Beck biss die Zähne zusammen, als hätte der Dämon versucht, in seine Gedanken einzudringen. »Es war im … Geschichtsunterricht. Ich war erst seit ein paar Tagen auf der Schule und war immer noch sauer, weil Donovan meinen Arsch einfach nach Atlanta geschleift hat.«
    Riley setzte sich neben ihn und wickelte sich in ihre Jacke, um sich warmzuhalten. »Weiter, ich will alles hören.« Sprich weiter …
    Beck holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Ich erklärte Paul, dass ich keine beschissenen Hausaufgaben machen würde, weil das völlig sinnlos sei. Er sagte, ich solle nach der Stunde noch dableiben. Ich dachte, er würde mich zum Büro des Direktors schleppen und vielleicht nachsitzen lassen. Wenn ich das oft genug machte, würden sie mich von der Schule werfen, und ich könnte machen, was ich wollte.«
    »Und was geschah dann?« Riley hielt kurz Ausschau nach dem Dämon. Er musste irgendwo da draußen sein.
    »Statt eine Abreibung zu bekommen, musste ich mich hinsetzen, und Paul stellte mir einen Haufen Fragen – woher ich komme, welche Fernsehsendungen mir gefallen, so was. Ich hatte keine Ahnung, was er eigentlich von mir wollte.«
    Beck zog erneut eine Grimasse.
    »Hör nicht auf die andere Stimme. Erzähl mir die Geschichte«, drängte sie.
    »Ich … ich sagte Paul, er soll sich selber ficken. Ich dachte, damit würde ich aus dem Kurs fliegen, vielleicht sogar von der Schule. Stattdessen gab er mir eine Aufgabe: Ich sollte einen Aufsatz über die einzige Person auf der Welt schreiben, die ich richtig cool fand. Ich sagte ihm, so jemanden gäbe es nicht. Dann sagte er, ich sollte aufschreiben, wie diese Person sein müsste, wenn es sie gäbe.«
    An diesen Teil erinnerte sie sich – ihr Vater hatte gesagt, er sei sich nicht sicher, ob er jemals an den Jungen herankommen würde. Doch dann, nach einer guten Woche, in der er ihn ständig gedrängt hatte, hatte Beck den Aufsatz abgegeben, sechs kaum entzifferbare Sätze, die nur so vor Rechtschreibfehlern strotzten.
    »Hat dein Dad dir erzählt, was ich geschrieben habe?«, fragte er.
    »Nein.« Dieses Geheimnis hatte er mit ins Grab genommen.
    »Ich habe geschrieben, dass ich mir nur jemanden wünsche, der mich nicht nach dem beurteilt, was ich bin oder woher ich komme. Ich wollte nur eine Chance haben, so wie jeder andere auch.« Er lehnte sich an den Baum und starrte hinauf zu den Sternen, als könnte er irgendwo da oben im Himmel ihren Dad sehen. »Anstatt mich auszulachen, sagte Paul, er würde mir diese Chance gerne bieten, aber im Gegenzug müsste ich sie mir verdienen.«
    »Er war unglaublich«, sagte Riley, und der Verlust nagte an ihrem Herzen.
    »Er ist es immer noch. Wahrscheinlich bringt er den Engeln noch ein, zwei Sachen bei.« Nachdenklich sah er zu ihr hinüber. »Ich habe ihm noch eine Woche lang oder so das Leben

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